Völlig unterschiedliche Welten ein und desselben Greifswalder Künstlers sind derzeit in der Kulturbar zu sehen. Enrico Pense präsentiert Werke, die einerseits mit Streetart und Graffiti, andererseits mit klassischer Malerei und surrealistischer Kunst in Verbindung stehen. Material und Dimensionalität spielen eine wichtige Rolle. Die Inhalte der Bilder behaupten sich laut wie Rock’n´ Roll, andere wirken still und bestechen durch hintersinnige Ironie.
Schrille, schräge Typen, mit Markern und Rollen auf unhandlich große Pappen gemalt, hängen neben detailliert ausgearbeiteter, figürlicher Malerei, Flächiges neben Linearem, Gegenständliches neben der Abstraktion.
Vor dunklem Hintergrund erscheint ein riesiger weißer Pudel, aufgezäumt wie ein Reittier, mit bunten Eimerchen behangen und versehen mit bedeutungstragenden Symbolen. Er narrt den Betrachter. Enrico Pense operiert gezielt mit verwirrenden Bildebenen. Durch die Vermischung von realer und gemalter Welt findet er zu einem ganz eigenen Ausdruck. Wunderbar unterstützend wirkt die Wahl der Ausstellungsräume, welche die Bilder je nach Standort des Betrachters einengen oder freigeben, Irritation und Überraschung verursachen.
Auf dem Fußboden, der aus groben Holzbohlen gemacht ist und noch Spuren der gut besuchten Vernissage trägt, steht ein Fernseher. Ein Film läuft, versetzt mit der Musik von Martin Hiller, bekannt auch unter dem Namen Lofi Deluxe. Die kurz vor der Ausstellung entstandenen Aufnahmen, gedreht und geschnitten von Christoph Eder, dokumentieren die Ausstellung und die Arbeitsweise des Künstlers.
Teil von etwas Größerem
Enrico Pense, selbstständiger Grafiker aus Greifswald, setzt sich täglich mit Bildgestaltung auseinander und blickt auf reichliche Ausstellungserfahrungen zurück. Unprätentiös erzählt er von seiner künstlerischen Arbeit. Ihm ist die Vertiefung wichtig und er wünscht sich vor allem Zeit, die Welt der „Operation Pudel“ weiter zu entwickeln. „Was hier zu sehen ist“, sagt er, „ist der erste Teil einer größeren Geschichte.“
Die Bildtitel verweisen zeichenhaft auf das kreative Potential des jungen Künstlers. Frei, spielerisch, aber konsequent strukturiert, referiert beispielsweise das Kürzel „O.P.“ sowohl auf den Inhalt eines der auffallendsten Bilder, als auch auf das übliche „O.T.“, weiterhin auf den Titel der Ausstellung, sowie auf die Abkürzung für Operation im medizinischen Sinne.
Enrico Pense zeigt seine Bilder, die er auf Karton, auf kleine alte linierte Schreibblätter und auf Leinwände beachtlicher Größen malt, noch bis zum 12. Juni in der Kulturbar in der Langen Straße 93. Mit ein bisschen Glück begegnet man dem Künstler selbst und sieht vielleicht, wie er eine der schweren Pappen geraderückt.
Fotos: Johanna Nikulski-Dirks
Dergleichen les ich gerne, mehr davon!