Denkt man zurück an seine Kindheit, fallen einem meist mehrere Lieblingsgeschichten aus dieser Zeit ein. Ein Klassiker darunter ist sicher seit Ewigkeiten Alice im Wunderland. Die Behinderten-Theatergruppe DIE ECKIGEN aus Stralsund nahmen sich für ihr neuestes Musical-Projekt dieser bekannten Geschichte an und boten einem interessierten Publikum am 29. April und am 9. Mai in Greifswald eine bunte Vorstellung.
Der Stoff, den die Theatergruppe genutzt hat, ist als Kindergeschichte weltbekannt: Das Mädchen Alice fällt im Traum in ein Kaninchenloch und findet sich in einer phantastischen Türenwelt wieder. Doch dort gibt es keine Tür, durch die sie hindurchpasst – also schrumpft sie sich mithilfe eines Zaubertranks. Nun will sie aber durch eine größere Tür und ist dafür zu klein, woraufhin sie erneut Zaubertrank schluckt und größer wird. Dann findet sie doch noch eine Tür, die wie für ihre aktuelle Größe gemacht ist, und schreitet hindurch. So gelangt Alice ins Wunderland. Dort trifft sie auf allerlei seltsame Gestalten, wie den verrückten Hutmacher oder den Herzkönig und die Herzkönigin, die am liebsten ständig irgendwem den Kopf abschlagen lassen will.
So weit, so gut. Doch dem Zuschauer tat sich die Handlung des Stücks teilweise sehr schwer auf, manche Zusammenhänge wurden eher schwer, wenn überhaupt deutlich. Einige Figuren wurden der Handlung hinzugefügt, was zusätzlich für Verwirrung sorgte. Das grobe Konzept war zwar verständlich, doch fehlten einige Details, die das Stück abgerundet hätten.
Darstellungsmethoden löblich, Handlungsumsetzung eher mittelmäßig
Die bühnenbildnerische Umsetzung des Musicals wurde vor allem durch den minimalistischen Einsatz von Requisiten geprägt, man verlagerte sich auf die Arbeit mit farbigem Licht. Dadurch wirkte die Szenerie mal fröhlich, mal düster, je nach Lichteinsatz. Zum Ansatz des Stückes passte diese Idee sehr gut. Auch die Musik, meist eher ruhig und besinnlich, unterstreicht die Handlung. Sie wurde eigens geschrieben von dem italienischen Komponisten und Pianisten Luca Carbonaro und im Theater unter dessen Leitung von einer Stralsunder Band gespielt.
Bis auf Alice, die eher einen gelangweilten Eindruck hinterließ, waren die Darstellerinnen und Darsteller auch merklich mit Eifer und Freude beim Spielen. Das konnte auch auf das Publikum übertragen werden, welches das Musical mit Begeisterung verfolgte, was sicher das primäre Ziel der Gruppe ist. Denn schon der Name verrät, dass Perfektion und aalglatte Darstellung nicht unbedingt gewollt sind.
Wenn man an einer neuen, „anderen“ Darstellung der Buchvorlage interessiert ist und mit der Geschichte wirklich gut vertraut ist, lohnt sich ein Gang ins Theater auf jeden Fall. Weitere Aufführungstermine sind in Planung.
Bilder: Veranstalter