Am vergangenen Dienstag wurde auf der StuPa-Sitzung ein neuer Präsident gewählt: Eric Makswitat heißt er und löst damit Erik von Malottki ab. Ein wenig umgewöhnen müssen wir uns – trotz des nahezu gleichen Vornamens (Eric aber mit c) und der Juso-Mitgliedschaft – denn Eric setzt sich andere Schwerpunkte. Nicht immer alles wollen, dafür aber einen engen Kontakt mit den Fachschaften pflegen. Welche Ziele der Politik- und Geschichtsstudent im sechsten Semester noch verfolgt und warum er auf der StuPa-Sitzung nicht mit Christoph Böhm zusammenarbeiten wollte, verrät der 22-Jährige im Interview.
webMoritz Du wurdest auf der vergangenen StuPa-Sitzung gewählt und musstest diese dann im Anschluss deiner Wahl auch leiten. Wie war das für dich?
Eric Makswitat Sehr gut! Die Tagesordnung konnten wir bis um ein Uhr, nicht um zwei oder drei Uhr, komplett abarbeiten. Gut war, dass die Geschäftsordnung schnell stand.
webMoritz Warum wolltest du der neue StuPa-Präsident werden?
Eric Es war nicht mein anfängliches Ziel für diese Legislatur, Präsident zu werden. Ich wurde von verschiedenen StuPa-Mitgliedern angesprochen. Es ist eine Entscheidung, die man für sich fällen muss. Für mich war es keine Impulsentscheidung, sondern ein klares Bekenntnis zum Präsidium.
webMoritz Was sind deine Ziele für die kommende Legislatur?
Eric Da sind die Fachschaften zu nennen, die zwar vom StuPa unabhängig sind, aber sie nehmen Probleme von den Studierenden zuerst wahr. Wichtig ist die Kommunikation zwischen den Fachschaften und dem AStA und StuPa. Da ist in der Vergangenheit viel kaputt gegangen. Ich will den Kontakt verstärken und mich mit allen 23 Fachschaften treffen. Mit der Aktion Grillen an Ruinen soll auf den Verfall einiger Institute und die prekäre Situation an der Philosophischen Fakultät aufmerksam gemacht werden.
webMoritz Du bist ja selbst Mitglied im Fachschaftsrat Politik- und Kommunikationswissenschaft.
Eric Ja, noch einen Monat. Ich finde es gut, ein Jahr da mitgewirkt zu haben und die konkreten Probleme mitbekommen zu haben.
webMoritz Welche Institute haben denn besonders starke Probleme?
Eric Ganz klar das Historische Institut, beginnend mit der Schließung des baufälligen Gebäudes und der nur über Leihschein zugänglichen Fachbibliothek und die Raumproblematik in der Soldmannstraße. Aber auch das Caspar-David-Friedrich-Institut, da dürfen in der ersten Etage sich nicht mehr als 30 Leute aufhalten. Auch die Anglistik mit der berühmten Treppe oder das Nordische Institut, in dem der Keller mit Asbest voll ist und dort trotzdem jeden Tag Seminare stattfinden. Das sind wichtige Punkte im Vergleich zu anderen Instituten.
webMoritz Zum Beispiel?
Eric Zum Beispiel die Institute an Beitz-Platz, aber ich möchte die nicht gegeneinander aufspielen, da wir ja eine Volluniversität sind und ich auch der Präsident der Studierendenschaft einer Volluniversität sein möchte. Aber auch die Fachschaften am Beitz-Platz haben ihre Probleme, wie die stets überfüllte kleine Mensa. Da muss man auch mal Druck machen.
Hehres Ziel: Steigerung der Wahlbeteiligung
webMoritz Woran möchtest du dich am Ende dieser Legislatur messen lassen?
Eric Ich möchte mich daran messen lassen, die Debattenkultur zu stärken. Ein fairer Diskurs soll möglich sein. Außerdem möchte ich das Interesse an der studentischen Selbstverwaltung und die Wahlbeteiligung steigern, das ist ein hehres Ziel.
webMoritz Wie willst du das Interesse an der studentischen Selbstverwaltung stärken?
Eric Zum Beispiel sollten Bewerber für vakante Positionen in der Sitzung früher behandelt werden, damit sie nicht bis nachts um 1 Uhr warten müssen und am nächsten Morgen um acht Uhr ein Seminar haben.
webMoritz Aus manchen Ecken wurde dein herrisches Verhalten während der simulierten StuPa-Sitzung auf dem StuPa-Wochenende kritisiert. Wie gehst du mit diesem Vorwurf um?
Eric Der Vorwurf kam ja auch in der StuPa-Sitzung, mein Verhalten während der stimulierten Sitzung war ein bisschen der Aufregung geschuldet. Für die erste StuPa-Sitzung habe ich aber auch viel Lob bekommen. Viele Stupisten haben sich das genau so vorgestellt und es war auch Raum für Diskussion.
webMoritz Du bist ja Juso-Mitglied. Wie wird deine politische Positionierung im StuPa aussehen?
Eric Ich möchte Mehrheiten, die demokratisch legitimiert sind, akzeptieren. Ich verstehe mich dann eher als Moderator mit starken Interessen.
Politischer kann man zu Beginn nicht sein
webMoritz Wie vorhin angedeutet, organisierst du das „Grillen an Ruinen“. Wirst du dich also auch über deine Moderatorenrolle hinaus politisch betätigen?
Eric Ja! Ich freue mich, mit Franz Küntzel und den Fachschaften die Aktionen an vier Terminen im Mai durchzuführen, zunächst mit der Fachschaft vom Caspar-David-Friedrich-Institut. Politischer kann man zu Beginn nicht sein.
webMoritz Hast du weitere politischen Aktionen geplant?
Eric Den AStA wieder auf starke Füße zu stellen. Jetzt zum Anfang brauchen wir gute Strukturen, damit es für den AStA eine attraktive Zukunft gibt.
webMoritz Wie beurteilst du die zahlreichen AStA-Rücktritte in der vergangenen Zeit?
Eric Den Referenten ist zuerst ausnahmslos für ihre Arbeit zu danken. Es ergaben sich persönliche Differenzen. Aber ich bin zuversichtlich, dass die ehemaligen Referenten die neuen Referenten einarbeiten werden.
webMoritz Wie siehst du die vergangene Legislatur des Studierendenparlaments. Was lief besonders gut, was eher weniger?
Eric Gut war das Präsidium, weil ein anderer Stil gewagt wurde: Die Außendarstellung und die Initiative über die Sitzungsleitung hinaus spielten eine wichtige Rolle. Das Präsidium hat die Legislatur geprägt. Das sah man auch an den Standing Ovations, dafür ist Erik von Malottki zu danken. Nicht so gut gelaufen war beispielsweise die Entscheidungen bei den Chefredaktionen der moritz-Medien. Da kamen Vorschläge aus den Redaktionen, die dann nicht gewählt wurden. Engagement muss aber gefördert und nicht blockiert werden. Ausdruck dessen ist das neue Selbstverständnis.
Erste Verbesserungen waren zu erkennen
webMoritz Glaubst du, dass sich alle StuPa-Mitglieder an das neue Selbstverständnis halten werden?
Eric Die ersten Verbesserungen waren auf der vergangenen Sitzung zu erkennen, was die Tagesordnung betrifft, die gleich so durchgegangen ist, aber auch die Berichtet wurden zügig abgearbeitet. Ich schiebe das auch auf das Selbstverständnis.
webMoritz Nach deinen lobenden Worten deinem Vorgänger gegenüber frage ich mich, wie du dich von Erik von Malottki abgrenzen möchtest.
Eric Ich möchte nicht alles auf einmal wollen, das geht auch nicht. Ich denke, es ist wichtig, sich einzuarbeiten und Debatten zu ermöglichen.
webMoritz Auf der vergangenen Sitzung wurden keine Stellvertreter von dir gewählt. Woran lag es, dass du nicht mit Christoph Böhm zusammenarbeiten wolltest?
Eric Der erste Vorschlag war ja Lucia Höfer vom RCDS. Eine Frau im Präsidium ist wichtig, auch über die politischen Grenzen hinweg. Lucia wurde dann nicht gewählt, es wurde Christoph vorgeschlagen. Ich hatte aber keine Zeit und keinen Kontakt zu Christoph Böhm, um zu fragen: „Können wir zusammenarbeiten?“ Wir führen die notwendigen Gespräche.
webMoritz Also bleibst du mit Christoph Böhm in Kontakt?
Eric Ich trete mit jedem in Kontakt, der sich das vorstellen kann. Wenn es Interessenten gibt, werden Gespräche geführt.
webMoritz Gibt es denn bereits Interessenten für die Posten der Stellvertreter?
Eric Es gibt zwei Interessenten, eine Frau und ein Nicht-Mitglied des StuPas. Namen kann ich noch nicht nennen.
webMoritz Eric, vielen Dank für das Gespräch. Wir vom webMoritz wünschen eine erfolgreiche Legislatur und dass du deinen Zielen nachgehst.
Eric Ich hoffe, dass der webMoritz mich daran hin und wieder erinnert.
Das Interview führte Christine Fratzke.
Fotos: Christine Fratzke, Simon Voigt (StuPa-Fotos)
An sich ein gutes Interview mit vielen interessanten Antworten. Jedoch reibe ich mich an Folgendem:
"Der erste Vorschlag war ja Lucia Höfer vom RCDS. Eine Frau im Präsidium ist wichtig, auch über die politischen Grenzen hinweg. Lucia wurde dann nicht gewählt, es wurde Christoph vorgeschlagen. Ich hatte aber keine Zeit und keinen Kontakt zu Christoph Böhm, um zu fragen: „Können wir zusammenarbeiten?“ Wir führen die notwendigen Gespräche."
Eine Frau ist über politische Grenzen hinweg wichtig? Und ein Mann nicht? Sollte nicht auch ein Mann für alle akzeptabel sein, unabhängig von der politischen Richtung?
Daneben konntest du mit Böhm vorher nicht reden und auch nicht klären, ob eine Zusammenarbeit möglich ist. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann galt das aber auch für Lucia. Ist das Geschlecht hier also wichtiger als die Möglichkeit gut miteinander zu arbeiten? Ich verstehe, dass eine Frau im Präsidium wichtig ist, aber sollte da so ein massiver Unterschied zwischen Mann und Frau gemacht werden? Es gibt immerhin nicht umsonst den Satz "bei gleicher Eignung werden bevorzugt…"
Und es wird auch Lucia nicht gerecht, weil es irgendwie den Anschein hat: "Wir nehmen jede, Hauptsache weiblich".
Würde mich über eine Antwort freuen.
Ich antworte natürlich sehr gern. Es freut mich, dass dir vermehrt Inhalte des Interviews gefallen.
Der von dir zitierte Absatz klingt tatsächlich ein wenig missverständlich. Ich bemühe mich um Klarstellung.
Es gilt, dass eine Ausgewogenheit der politischen Meinungen u.a. auch im Präsidium abgebildet wird. Daher wurde der erste Vorschlag der Stupisten von mir aufgegriffen (eigentlich obliegt laut GO nur dem Präsidenten das Vorschlagsrecht). Dieser erste Vorschlag wurde aber leider nicht durch das Parlament bestätigt.
Ich habe es daher für sinnvoll erachtet hier einen Schnitt zu setzen, genaue Gespräche zu führen, damit Möglichkeiten und Vorschläge genauer ausgearbeitet und gemacht werden können.
Gleichzeitg halte ich es weiter für richtig, wie du selbst einräumst, auch auf eine verstärkte weibliche Beteiligung im Präsidium bei gleicher Eignung zu setzen.
Es gilt mein Satz – der auch im Interview vorkommt – "Ich trete mit jedem in Kontakt, der sich das vorstellen kann. Wenn es Interessenten gibt, werden Gespräche geführt."
Ich danke für die aufschlussreichen Erläuterungen und wünsche viel Erfolg bei der Kandidat_innensuche.
Im Keller des Nordischen Instituts finden keine Veranstaltungen mehr statt. Die wurden in andere Bruchbuden outgesourced…
Und bei der überfüllten Mensa am Beitz-Platz braucht ebenfalls kein Druck gemacht werden – es wird bereits eine Neue gebaut.