Daniela Gleich, ehemalige AStA-Vorsitzende.

Der webMoritz sprach mit der ehemaligen AStA-Vorsitzenden Daniela Gleich über die Gründe für ihren Rücktritt und potentielle Nachfolger. Sie bezeichnet die Lehrerdemo in Schwerin als Höhepunkt ihrer Amtszeit und kritisiert den Kleinkrieg im AStA, der die inhaltliche Arbeit beeinträchtige.

webMoritz: Daniela, du bist vor ein paar Tagen als AStA-Vorsitzende zurückgetreten. Was waren die Gründe dafür?

Daniela Gleich: Hauptsächlich bin ich aus studienorganisatorischen Gründen zurückgetreten. Ich habe ziemlich viele Vorlesungen und Seminare, die ich dann doch im vierten Semester wahrnehmen möchte. Dann arbeite ich nebenbei noch. Für den AStA wäre dann einfach nicht mehr so viel Zeit geblieben und das wollte ich dann auch nicht, weil ich gewusst hätte, dass eins dann darunter gelitten hätte. Und wenn es nicht der AStA gewesen wäre, dann halt die Uni. Und das hat sie in den letzten Monaten zu genüge.

Zurückgetreten aus studienorganisatorischen Gründen

webMoritz: Bist du auch zurückgetreten, um dein StuPa-Mandat wahrzunehmen?

Daniela: Das hängt damit auch zusammen. Mir liegt die AStA-Struktur sehr am Herzen. Das war dann auch noch ein kleiner Grund, denn ich möchte als Stupistin über die neue Struktur mit entscheiden können.

webMoritz: Wen könntest du dir als deinen Nachfolger vorstellen? Maximilian Willmann ist beispielsweise im Gespräch?

Daniela: (lacht) Mit dem Nachfolger ist es immer eine schwierige Frage. Generell denke ich, dass es aus meiner Erfahrung als Wohnraumreferentin schwierig war, einen Einstieg in den Vorsitz zu finden. Vorsitz war für mich auch eher ein hochschulpolitisches Engagement und nicht nur Formalia. Ich glaube auch, dass es einem Referenten aus dem Bereich Kultur, Sport und Erstsemesterwoche oder auch Gleichstellung ziemlich schwer fällt. Der Nachfolger sollte schon jemand aus dem hochschulpolitischen Bereich sein. Derzeit gibt es ein paar, bei denen ich es mir vorstellen könnte.

„Mein Nachfolger sollte aus dem hochschulpolitischen Bereich sein.“

webMoritz: Welche Personen meinst du damit? Gehört beispielsweise Franz Küntzel dazu?

Daniela: Nein, ich denke nicht, dass Franz im AStA weitermachen möchte, sondern eher sein StuPa-Mandat wahrnehmen wird, weil  dies ja doch eine wichtige Stimme ist. Ich will jetzt auch keine weiteren Namen nennen, aber ich sag mal so. Es gibt nicht allzu viele Personen, denen ich es zutraue. Sie bringen nicht so viel Erfahrung mit und das ist dann schon schwierig.

webMoritz: Was war der Höhepunkt und was der Tiefpunkt deiner Zeit als AStA-Vorsitzende seit Mai 2010?

Daniela beschreibt die Proteste in Schwerin für den Erhalt der Lehrerbildung als Höhepunkt ihrer Amtszeit.

Daniela: Der Höhepunkt war die Demonstration zur Lehrerbildung. Das war echt ein toller Tag, weil dort das ganze AStA-Team mitgewirkt hat. Auch wenn es leider nur 500 Demonstranten in Schwerin waren, haben wir vielleicht doch viel dazu beigetragen, dass die Lehramtsausbildung an unserer Universität vorerst erhalten bleibt.

„Kleinkriege im Büro: nervig und überflüssig“

webMoritz: Was war der Tiefpunkt deiner Amtszeit?

Daniela: So einen Tiefpunkt würde ich gar nicht mal nennen. Das, was ich  vor allem in den letzten Monaten als Vorsitzende mitbekam, sind vor allem diese Kleinkriege unter den Referenten im AStA. Ich habe Stimmen gehört, die über mich sagten: „Du hast dich nur am Anfang ziemlich engagiert und dann hat man von dir kaum noch was gehört, sondern nur von den Referenten oder dem StuPa-Präsidium.“ Aber das hängt auch damit zusammen, dass, wenn man sich ständig um diese Kleinkriege im Büro kümmern muss und diese Kindergartenspielchen schlichten muss, dann  leider nicht mehr soviel Zeit für die inhaltlichen Aufgaben bleibt. Deswegen muss sich auch grundsätzlich was an der Struktur ändern, damit der Vorsitz damit nicht mehr so belastet ist. Natürlich gehört Führungsqualität zu dem Amt der Vorsitzenden dazu, aber wir sind alle keine ausgebildeten Manager , sondern Studenten. Ich bin nicht in den AStA gegangen, um zwischen zwei Leute zu gehen und zu sagen: „Du! Du! Du! So geht das aber nicht!“ Das war schon extrem nervig und überflüssig.

webMoritz: Es gibt Gerüchte, dass eine ehemalige AStA-Referentin behauptet habe, dass du den AStA während deiner Amtszeit in verschiedene Cliquen gespaltet hättest.

„Es ist teilweise zur Spaltung gekommen, auch weil Referenten mit Schriftstücken über andere Referenten, das StuPa-Präsidium herzogen oder Sitzung boykottierten.“

Daniela meint, dass durch pubertären Kleinkram im AStA die inhaltliche Arbeit gelitten hat.

Daniela (lacht ): Ohhh, tatsächlich? Mein Engagement gestaltete sich so, dass ich es immer, gerade am Anfang, jedem Recht machen wollte und auch so viele Meinungen der Referenten wie möglich einbezogen habe. Das war wahrscheinlich der Fehler. Ich hätte einfach mehr durchgreifen  und sagen müssen: So ist es. So wird es gemacht. Das war, wie ich im Nachhinein denke, der Fehler, dass es so gekommen ist, wie es ist. Es ist teilweise  zur Spaltung gekommen. Das stimmt schon. Vermutlich aber auch, weil sich Referenten  am Wochenende im Büro trafen, irgendwelche Schriftstücke vorbereiteten, in denen über einige AStA-Referenten und das StuPa-Präsidium hergezogen wurde, Sitzungen boykottierten etc.. Da hört der Spaß  dann auch für mich auf und da komme ich dann wieder zu dem Aspekt der inhaltlichen Arbeit zurück. Wenn man sich mit solch pubertärem Kleinkram auseinandersetzen muss, leidet die inhaltliche Arbeit. Wir sind doch alle in den AStA gewählt worden, um uns für die Interessen der Studierenden einzusetzen, nur leider steht das bei einigen Referenten nicht oder nicht mehr im Vordergrund, Stichwort heimliche Treffen im Büro um irgendwelche Schriftstücke anzufertigen.

webMoritz: An wen denkst du konkret?

„Nicht bei allen Servicereferenten standen Interessen der Studierenden im Vordergrund.“

Daniela: Ich nenne sie mal die Servicereferenten.

webMoritz: Warum ist Sabine Wirth zurückgetreten? Was sind die Hintergründe?

Daniela: Dazu kann ich leider nichts sagen, weil sie  in der Sitzung dazu öffentlich nichts sagen wollte. Ich kann sagen, dass vorher Gespräche stattfanden. Die Vertrauensbasis war nicht mehr da. Man kann sich immer entschuldigen, wenn man zu AStA-Sitzungen oder anderen Terminen nicht kommen kann, aber wenn man das Gefühl nicht los wird, belogen worden zu sein, dann ist irgendwann bei mir auch die Geduld am Ende. Dann kommt es so, dass man die Konsequenzen tragen muss und das hat sie letztendlich auch getan. Ich fand es schade, wie es gekommen ist. Man hätte darüber noch einmal reden können. Das habe ich ihr auch angeboten. Gerade weil ich bei dem Gespräch zwischen dem Präsidium, dem stellv. Vorsitzenden und Sabine nicht dabei war, welches auf der Sitzung auch immer wieder thematisiert wurde. Da kam von ihr aber auch keine Rückmeldung. Letztlich haben wir auch so alles geschafft.

„Es gab keine Vertrauensbasis mehr für Sabine Wirth.“

webMoritz: Ist es beim nichtöffentlichen Tagesordnungspunkt Interna von AStA-Sitzungen öfter zu Auseinandersetzungen mit Sabine Wirth gekommen?

Daniela: Nein, eigentlich kein einziges Mal.

webMoritz: Welche Meinung vertrittst du zur AStA-Struktur?

Daniela hält 19 AStA-Referate für zuviel und spricht sich für eine Reduzierung aus.

Daniela: Die Struktur ist mir ziemlich wichtig, deswegen will ich auch gerne mein StuPa-Mandat wahrnehmen. So wie es jetzt ist, kann es nicht sein und so sollte es auch nicht bleiben. Das wir 19 Referate haben, sind einfach zu viele. Ich habe immer gesagt, der AStA muss professioneller werden. Das kann man nur, indem man deutlich reduziert, indem man Referate wiedereingliedert, zum Beispiel Wohnen und Studienfinanzierung. Ich glaube nicht, dass das einzeln stehen muss. Man kann es ganz gut vertreten, wenn man das Sozialreferat mit zwei Leuten besetzt. Ich war ja selber Wohnraumreferentin und weiß schon, dass es in der Vorlesungszeit schwierig ist, auf seine 15 Stunden in der Woche zu kommen. Ich habe mir dann natürlich Projekte gesucht. Ich glaube aber nicht, dass man es nicht packen kann, wenn man es in Soziales eingliedert. Ansonsten habe ich mich für den Vorstand ausgesprochen. Dem Vorsitz stehen sozusagen drei oder vier Referenten bei, die auch quasi die Bereichsleiter sind und wichtige Informationen an ihre Referenten weitergeben.

„Ich kann jedem nur empfehlen, sich mal in der studentischen Selbstverwaltung zu engagieren.“

webMoritz Was ziehst du für ein Fazit aus deiner Tätigkeit als AStA-Vorsitzende?

Daniela Ich möchte mich bei allen bedanken, die immer eine freundliche und kooperative Zusammenarbeit ermöglicht haben. Auch bei den moritz- Medien, die uns oft, was die  Pressearbeit betrifft, unterstützt haben. Alles in allem war es doch eine schöne Zeit als AStA-Vorsitzende und ich kann es jedem nur empfehlen, sich mal in einer studentischen Selbstverwaltung zu engagieren.

webMoritz Daniela, vielen Dank für das Gespräch.

Fotos: Marco Wagner (Lehrerdemo Schwerin), David Vössing, Patrice Wangen (Aufmacher)

Anmerkung der Redaktion: Es wurden kleine sprachliche Korrekturen vorgenommen (15. April)