Der Flyer der sogenannten "Mediziner Party"

Nicht wenigen Studierenden dürfte in den vergangenen Tagen ein Flyer im Layout eines Rezept-Scheines aufgefallen sein, der für eine Veranstaltung mit dem Namen „Die Mediziner-Party“ wirbt. Unter „Name des Versicherten“ tauchen unter anderem die Namen „Muschhammer“ und „Kleinpoppen“ auf. Die Rückseite wird, wie bei diesen Flyern üblich, mit Texten verziert, die aus Sicht des Veranstalters witzig sein sollen. Einer dieser vermeintlichen Witze handelt von einer Frau, die über „starke Unterleibsschmerzen“ klage.
„‚Ganz klar – Sie haben zu wenig Sex. Aber ich kann Ihnen helfen.‘ – Der Arzt zieht seine Hose runter und… Danach schickt er sie zu seinem Kollegen einen Raum weiter, der soll sich das auch anschauen. Der Kollege hat die selbe Diagnose und die selbe Therapie. Auch dieser schickt sie zu seinem Kollegen einen Raum weiter. Die dritte Diagnose lautet: ‚Ganz klar, Sie haben zu viel Sex. Aber Ihre Kollegen haben gesagt, ich hätte zu wenig Sex.‘ ‚Ach junge Frau, hören Sie doch nicht auf die Maler'“, heißt es im Folgenden auf dem Flyer weiter.

FSR Medizin distanziert sich von sexistischen und frauenfeindlichen Inhalten

Der Fachschaftsrat Medizin bewertet jene Zeilen als sexistisch und frauenfeindlich und sah sich aus diesem Grund veranlasst, eine Stellungnahme zu verfassen. In dieser distanziert sich der FSR von der sogenannten Medizinerparty.
„Dies sind keine Veranstaltungen der Medzinstudierendenvertretung. Die Einnahmen kommen nicht dem Zwecke der Studierendenschaft zu Gute. Lediglich wird der eigentlich traditionelle Name der Veranstaltungen des Fachschaftsrates Medizin für die Veranstaltungen aus Werbezwecken genutzt“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Der Fachschaftsrat distanziere sich „deshalb auch entschieden von den Werbematerialien, z.B.: Flyern, für die Veranstaltung am 07.04.2011, besonders von den enthaltenen frauenfeindlichen und sexistischen Witzen“, so Philipp Rottler, Vertreter des FSR-Medizin, abschließend. Auf Anfrage des webMoritz erklärte Rene Dietl vom TV-Club, dass er bezüglich der Flyer keine Auskunft geben könne, weil er nicht der Veranstalter sei, sondern nur die Lokalität zur Verfügung stelle. Zudem habe er den Flyer auch nicht gelesen. Allerdings hinterfragte er, ob man im Jahre 2011 diesbezüglich „nicht ein bisschen tolerant sein könne.“ Veranstalter ist nach Angaben Dietls ein Pharmaziestudent, der den Namen „Die Mediziner-Party“ bereits seit mehreren Jahren verwende. Es handele sich hierbei also nicht um eine Idee des TV-Clubs.

Frauenfeindlichkeit ist nicht witzig, sondern abstoßend

Die in Rosa gehaltenen Flyer, die unter dem Label „Die Mediziner Party“ für kommerzielle Veranstaltungen im TV-Club werben, sind nicht das erste Mal negativ aufgefallen. Dass der FSR Medizin sich von dem Inhalt des Flyers distanziert, ist begrüßenswert. Der zitierte Witz strotzt nicht nur vor Sexismus, er unterstützt das chauvinistische Trugbild, dass Frauen Männern geistig unterlegen und somit minderwertiger seien. Sollte man, wie, Dietl es lapidar sagte, im Jahre 2011 in Bezug auf Sexismus und Frauenfeindlichkeit „nicht ein bisschen tolerant sein“? Frauenfeindliche Witze sind nicht lustig, sondern einfach nur abstoßend. Frauenfeindlichkeit und Sexismus sind mit den allgemeingültigen Vorstellungen von Toleranz nicht vereinbar. Deshalb sollte man im Jahr 2011 in diesem Punkt gerade nicht tolerant sein, weil es demokratischen Prinzipien zuwider läuft. Gut, dass der FSR Medizin öffentlich zu den Inhalten Stellung nimmt und sich von einem Flyer mit derart niveaulosem Inhalt ausdrücklich distanziert. mw