Ein Gastbeitrag von Luise Röpke
Viele der Greifswalder Studenten führt es tagtäglich auf ihrem Weg zur Universität über den Platz der Freiheit, durch die Mühlenstraße und weiter über die Domstraße zum Audimax. Doch seit einigen Monaten ist die Mühlenstraße, eine der wenigen befahrbaren Straßen in der Innenstadt, weder für Fußgänger noch für Fahrradfahrer zugänglich. Schuld daran sind andauernden Baumaßnahmen der Stadtwerke Greifswalds, die durch den erneuten frostigen Winter und viele Regenergüsse deutlich in die Länge gezogen wurden. Was für uns Studierende schon leicht anstrengend ist, da man sich seitdem einen neuen zur Universität bahnen muss, ist für die vielen ansässigen Geschäfte und Läden der Mühlenstraße nicht nur eine Geduldsprobe, sondern mittlerweile schon eine Existenzfrage.
Im moritz Magazin wurde vor einiger Zeit die Inhaberin des kleinsten Ladens Greifswalds, Bigi Schulz, vorgestellt. Die gebürtige Rheinländerin hatte sich nicht nur in unsere Hansestadt verliebt, sondern ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und Souvenirs aus eigener Produktion verkauft. Wo man an wärmeren Tagen im letzten Jahr Bigi aus dem Fenster schauend antreffen konnte, herrscht nun gähnende Leere. „FederLesen & Meer“ gibt es nicht mehr – zumindest nicht mehr in der Mühlenstraße 21. „Es war ein einziges riesengroßes Kommunikationschaos“, berichtet Bigi dem webMoritz, „ denn der Bauplan war weder für Passanten, Anwohner – geschweige denn für Gewerbetreibende der Mühlenstraße nachvollziehbar. Wenn acht Mal die gleiche Stelle aufgebuddelt und wieder zugebuddelt wird, ist das einfach unverständlich.“
Die Stadtwerke als Bauträger wären nicht einmal bereit eine geringe Entschädigung für entstandene Ausfälle aufzubringen, die in Zahlen nachweisbar seien, da man ansonsten an alle Geschäfte hätte etwas bezahlen müssen, so die Wahl-Greifswalderin. Wer sich häufiger in der besagten Baustellenstraße aufhält, weiß, dass sich alle Geschäftsinhaber untereinander kennen. So auch Petra Ladwig und Bigi Schulz. Und da die beiden Ladenbetreiberinnen schon einige Zeit zusammengearbeitet haben, geht es nun auf eine höhere Ebene: die ersten gemeinsamen vier Wände. In der Langen Straße 19 haben es sich die beiden „handmade“- und „do-it-yourself“-Frauen in ihrem neuen Laden gemütlich gemacht und eine „Kreativ-WG“ gegründet, in der sie nun alle ihre Arbeiten und Ideen vereinen. „Wir wollen gerade den Kunden etwas bieten, was es so in Greifswald noch nicht gibt. Das ist das Besondere an unserer ‚Kreativ-WG‘, wir wollen das machen, was andere nicht machen“, erklärt die gebürtige Greifswalderin Petra Ladwig. Doch auch, wenn sie der Baustelle in der Mühlenstraße erst einmal entkommen sind, gibt es schon längst neue Pläne, die den neuen Laden auf die Probe stellen werden: In den kommenden Jahren soll das Westend, der hintere Teil der Langen Straße ab der Kapaunenstaße, dem Rest der Fußgängerzone angepasst werden. Es werden also erneut Bagger und Bauarbeiter anrücken, um Gehweg und Straße aufzureißen.
Foto: Luise Röpke
"Doch seit einigen Monaten ist die Mühlenstraße, eine der wenigen befahrbaren Straßen in der Innenstadt, weder für Fußgänger noch für Fahrradfahrer zugänglich."
Ich gehe dort seit einigen Monaten fast täglich lang. Oft begegnen mir dabei Radfahrer. Lediglich für Autos war und ist die Strasse nicht komplett befahrbar. Allerdings war aufgrund von Pollern dort schon immer Sackstrasse…
„do-it-yourself“ ist ja nicht gerad die richtige bezeichnung. dieser begriff kommt vorrangig aus der punk und hardcore kultur und steht für das selbermachen und aneignen von fähigkeiten – aber unkommerziell!