Neben den Wahlen zum Studierendenparlament fanden in der vergangenen Woche auch Abstimmungen zur Neubesetzung der studentischen Vertretung im Senat statt. Unter der Liste „Bund freier Studenten“ (BfS) kandidierten sechs Studierende, darunter fünf aus den Reihen der liberalen Hochschulgruppe, einer aus dem RCDS. Die Junge Union stellte elf Kandierende, während die Liste „Solidarische Universität“ (SU) insgesamt 27 Kandidatinnen und Kandidaten aufstellte. Die sieben Bewerber, die sich unter der Liste „Offene Volluniversität“ (OVU) aufstellten, kamen alle aus der Mathematisch- Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Fakultät.
Linke Liste siegt im Senat
Als Sieger ging bei den Senatswahlen die Liste „Solidarische Universität“ hervor, gefolgt von „Offene Volluniversität“. Von den 12 Senatssitzen wird die Hälfte von Vertretern der Jusos und Grünen besetzt. Bei der Liste „Solidarische Universität“ handelt es sich um einen Zusammenschluss aus Jusos, Grünen, SDS und unabhängigen Linken. Vier Sitze gehen an die „Offene Volluniversität“, während Junge Union und „Bund freier Studenten“ mit nur jeweils einem Sitz im Senat vertreten sind.
Von den insgesamt 11.612 Wahlberechtigten gaben 1.005 ihre Stimme ab. Davon waren 993 Stimmzettel gültig. Die Wahlbeteiligung liegt somit bei 8,65 Prozent. In den Senat sind nach Angaben der Universität Greifswald David Merschin (BfS), Sebastian Keil (JU), Erik von Malottki (SU), Frederik Hornkohl (SU), Dennis Kwiatkowski (SU), Peter Madjarov (SU), Sandro Teuber (SU), Paula Zill (SU), Caroline Göricke (OVU), Friederike Jahn (OVU), Alexander Rabe (OVU) und Robby Langbecker (OVU) eingezogen.
Im engeren Senat haben Erik von Malottki und Frederik Hornkohl von der Solidarischen Universität sowie Caroline Göricke und Frederike Jahn von der Liste Offene Volluniversität Stimmrecht. Auffällig ist, dass auch in diesem Jahr wieder vorwiegend Medizinstudenten in den Senat gewählt wurden. Insgesamt drei von vier Studierenden mit Stimmrecht im engeren Senat studieren Medizin. Aufgrund einer Dreiviertelmehrheit von Studierenden im engeren Senat ist daher kaum mit einer Trendwende innerhalb der Universitätspolitik zu rechnen.
Studierende der Philosophischen Fakultät sägen am eigenen Ast
Von den zwölf studentischen Vertretern sind insgesamt sieben Medizinstudenten und drei Studenten der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät, zwei Studierende der philosophischen Fakultät in den Senat eingezogen. Die medizinische Fakultät selbst ist nach der Zahl der Studierenden die Zweitkleinste. Die größte Fakultät ist die Philosophische mit rund 4.000 Studierenden, zweitgrößte die mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät mit rund 2.600 Studierenden.
Im vergangenen Jahr stammten noch fünf von zwölf Senatsmitgliedern aus der philosophischen Fakultät, ein Vertreter entstammte der juristischen Fakultät. Damit waren in der vergangenen Legislatur nur 50% aller Senatssitze per Stimmenabgabe an Medizinstudenten vergeben worden.
Somit spiegelt die Sitzverteilung im Senat nicht die Studierendenverhältnisse der einzelnen Fakultäten wieder. Für das kommende Senatsjahr bedeutet es somit das Gleiche, wie im vergangenen: Die Medizin wird besonders stark gefördert werden, der Bau neuer Gebäude, Einrichtung neuer Professuren faktisch durchgewunken, wohingegen die Interessen der Studierenden der übrigen Fakultäten es deutlich schwerer haben werden, im Senat Berücksichtigung zu finden.
Und dennoch muss an dieser Stelle betont werden, dass es der Wille des studentischen Wahlvolkes war, dass die Philosophische Fakultät als größte Forschungseinrichtung am Wenigsten im Senat vertreten ist. Die Studierenden der Philosophischen Fakultät wollten scheinbar keine starke Vertretung ihrer Interessen im Senat sehen. Nur darf dann auch nicht gejammert werden, wenn weiterhin Studiengänge geschlossen werden, sozialwissenschaftliche interdisziplinäre Forschungszentren, Stellen in der Fachdidaktik immer wieder zur Disposition gestellt werden. Es darf dann nicht darüber geklagt werden, dass neue Stellen, beispielsweise im Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaften, bei Abstimmungen zu einer Zitterpartie werden. Die Studierenden der Philosophischen Fakultät selbst sind es, die am noch gesunden Ast ihrer Einrichtung sägen, indem sie nicht wählen gehen.
Wahlbeteiligung bei den Fakultätsratswahlen: zwischen 5 und 15 Prozent
Neben den Wahlen zum akademischen Senat wurden auch neue studentische Vertreter für die Fakultätsräte gewählt. In der Philosophischen Fakultät betrug die Wahlbeteiligung 6,25 Prozent. 264 von 4094 Wahlberechtigten haben demnach ihre Stimme für die Kandidaten des Fakultätsrates abgegeben. Studentische Vertreter werden künftig Erik von Malottki (Jusos), Paula Zill (Jusos), Kilian Dorner (GHG) und Franz Küntzel (JU) sein.
Bei der medizinischen Fakultät war die Wahlbeteiligung mehr als doppelt so hoch: 15 Prozent aller Studierenden dieser Fakultät gingen zur Wahl und gaben mehrheitlich ihre Stimmen für Friederike Jahn, Caroline Göricke, Stefan Weber und Friedemann Maess ab.
Studierende der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät nahmen ihre demokratischen Rechte ebenfalls stärker wahr, als es bei der Philosophischen Fakultät der Fall ist. Die Wahlbeteiligung betrug hier 12 Prozent. Charlotte Jana, Hannah Burmeister, Katrin Wangels und Viktoria Werner werden künftig die mathematisch-naturwissenschaftlichen Studierenden im Fakultätsrat vertreten.
Das Desinteresse an der Wahrnehmung demokratischer Grundrechte wurde noch einmal von den Studierenden der juristischen Fakultät überboten. Hier gingen lediglich fünf Prozent zur Wahl. Die studentische Vertretung im Fakultätsrat der juristischen Fakultät ist deutlich kleiner, weshalb hier nur zwei Personen Einzug erhielten: Corinna Kreutzmann und Christoph Schlegel.
An der Theologischen Fakultät war die höchste Wahlbeteiligung auf dem Gelände des alten Campus zu verzeichnen. Sieben Prozent gaben hier ihre Stimme ab und wählten Andreas Turetschek und Ulrich Mang in den dortigen Fakultätsrat.
Insgesamt war die Wahlbeteiligung unter den Studierenden der mathematisch- naturwissenschaftlichen und medizinischen Studiengängen deutlich höher, als unter Studierenden der anderen Fakultäten. Somit ist es auch zu erklären, dass vorwiegend Studierende der Naturwissenschaften und Medizin in den Senat und in die Fakultätsräte eingezogen sind. Studierende der Philosophischen, Theologischen und Juristischen Fakultät scheinen besonders stark der Politikverdrossenheit verfallen zu sein. Dabei sind vor allem Jura und Geisteswissenschaften am engsten mit der Politik verknüpft.
Fotos: Sebastian Jabbusch (Medizin), Christine Fratzke (Jura), Gabriel Kords (Historisches Institut) Theo Müller/ jugendfotos.de (leeres Parlament)
Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde um einen Absatz ergänzt.
Wobei man bei den Fakultätsratswahlen bei der Philosophischen Fakultät anmerken muss, dass es nur vier Kandidierende gab. Somit sind 100 Prozent der Kandidierenden eingezogen. Bei dieser Wahl kam ich mir schon ein wenig lächerlich vor.
Aber natürlich entschuldigt das nicht das wiederholte schwache Abschneiden gegenüber den Medizinern bei den Wahlen zum Senat.
Seien wir doch mal ehrlich: die Phil-Fak hat doch eh keine Chancen also denken sich die meisten, wozu dann noch wählen (ich jedenfalls war wählen)?? Nach dem letzten Kampf um die Lehrerbildung an der Uni hier ist jedem klar, dass das Land das nicht ewig mitmachen wird und irgendwann wird die Lehrerbildung nach Rostock gehen. Des Weiteren heißt es für die Phil-Fak immer, es sei kein Geld da (der Audimax etwa wurde auch nur durch Spendenmittel saniert) und das alles trägt leider nicht unbedingt zur Attraktivität bei. Wären die Studierenden an der Phil-Fak etwas mehr begeistert, kann ich mir vorstellen, wären auch mehr wählen gegangen. Aber wozu sich bemühen – sich also Hoffnungen machen – wenn am Ende eh nichts draus wird. Ich weiß selbst, dass das sehr "einfach" klingt aber die Unzufriedenheit ist leider da und es wird viel gemeckert. Dass man es eventuell hätte ändern können, ist klar aber viele glauben da nicht wirklich dran.
Im Senat kann man, denke ich, mehr und leichter etwas erreichen – vor allem solche Sachen, die "wichtiger" sind. Dort werden etwa Prof-Stellen besprochen oder Gelder verteilt. Der STuPa hat zwar auch Geld aber der Prozess ist doch langwieriger. Im Senat sitzt man direkt am Herd und bestimmt direkt mit ohne irgendwelche Umwege oder so. Die Mediziner wissen, dass genau der Senat das lukrativere von beiden ist. Das StuPa befasst sich mit Dingen, die näher am Studierenden sind und Leute, die was verändern wollen, gehen eben eher hierhin, weil sie glauben, hier mehr bewirken zu können.. Naja.
Übrigens, so eiche Umfrage fände ich auch gut – die müsste dann Fakultäten-übergreifend sein.
Da hast du schon ziemlich recht, gerade die Powis müssten es besser wissen. Vielleicht sind es gerade die Bachelors, die da nicht unbedingt wählen gehen wollen, weil sie "nur" 3 Jahre hier sind, im Vergleich zu den Medizinern, die von Veränderungen länger profitieren. Außerdem sind die auch viel geschlossener! Das wird auch viel dazu beitragen, dass man gemeinsam wählen geht. Die Phil-Fak mag zwar groß sein aber eben nicht so geschlossen.
Tja, alles Spekulation, eine Umfrage wäre da schon besser.
Ich will ja nicht klugscheißern, aber eine "Juristische Fakultät" gibt es nach meinem Wissen nicht. Es heißt "Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät", welche auch den Studiengang der Betriebswirtschaftslehre mit einschließt. Ich bitte um Korrektur.
"Hat keine Chance" ….aufgrund vom allgemeinen Dessinteresse leider nein. Die Debatten um die PhilFakultät könnten viel mehr Gewichtung bekommen, wenn wenigstens einmal ALLE aus dieser Fakultät aufstehen und zusammen demonstrieren. Passiert aber nicht, weil viele keine Lust auf ihr politisches Mitbestimmungsrecht haben. Verhalten a la "Oh Vollversammlung, das heißt ich hab frei ab 14 Uhr, aber zur Versammlung geh ich dennoch nicht" bekommt man doch so oft mit! Bei so einer Wahlbeteiligung bluten einem schon die Augen und Ohren. Es interessiert nur wenn man Probleme daraus absehen können und was das angeht sind leider viele Studenten sehr sehr kurzsichtig.