Berthold Beitz gehört zu den wichtigsten Persönlichkeiten für die Entwicklung der Uni Greifswald nach 1990. Doch obwohl der zentrale Platz des neuen Campus nach ihm benannt ist und mehrere Tafeln an Uni-Gebäuden von seinem Engagement zeugen, wissen die allermeisten Studenten nicht, um wen es sich handelt.
Beitz stand ab Mitte der 50er Jahre dem Krupp-Konzern vor und war in dieser Funktion prägend für die Wirtschaft in der jungen Bundesrepublik. Später wurde er Vorsitzender des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die 25 Prozent der Anteile am Thyssen-Krupp-Konzern hält und die gemeinnützige Ziele hat. Beitz, der seine Jugend in Greifswald verbrachte, sorgte mehrfach für große Spenden an die Stadt und die Universität aus Mitteln der Krupp-Stiftung. So kamen unter anderem die Sanierung des Audimax oder die Ansiedlung des Krupp-Kollegs, dessen Kuratoriums-Vorsitzender Beitz ist, zu Stande. Beitz, der selbst nie studiert hat, ist zu Ehrung seiner Verdienste zum Stifter der Universität Greifswald ernannt worden und unter anderem Ehrensenator der Universität. Auch für den Neubau der Geisteswissenschaften an der Loefflerstraße hat Beitz eine finanzielle Förderung „fest in Aussicht gestellt„.
Beitz, der 1913 geboren wurde, absolvierte in Greifswald und Stralsund seine Ausbildung, bevor er nach Hamburg ging. Im zweiten Weltkrieg war er Manager in der deutschen Ölindustrie, der eine Schlüsselrolle für den Fortgang des Kriegs zukam. Beitz stand einer Förderstätte in der heutigen Ukraine vor. In den vergangenen Jahrzehnten wurde bekannt, dass er sich für hunderte jüdischer Einwohner einsetzte und ihre Deportation verhinderte oder zu verhindern versuchte. In seiner späteren Zeit an der Spitze von Krupp war er unter anderem für die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern verantwortlich. Er war Unterstützer der Ost-Politik Willy Brandts und Förderer der olympischen Spiele. Durch seine rege Fördertätigkeit an der Spitze der Krupp-Stiftung gilt Beitz heute als Philanthrop. Ein aktuelles knappes Porträt des heute 97-Jährigen kann man beim Tagesspiegel finden.
Erste Beitz-Biographie erschien im November
Beitz‘ Leben widmet sich eine im November 2010 erschienene Biographie – die erste ihrer Art. Der Autor ist der Journalist Joachim Käppner, der für das über 600-seitige Werk etliche Quellen auswertete, aber auch zahlreiche Gespräche mit Berthold Beitz führte. Sein Buch zeichnet das Leben des Magnaten nach. Durch die Kombination aus direkten Interviews und sonstigen Quellen versucht Käppner einerseits, mit Beitz persönlichen Erinnerungen die wohl ergiebigste Quelle zu dessen Leben auszuwerten und andererseits die kritische Distanz zu wahren, die ein Biograph haben sollte. Dennoch ist dem Atuor seine Sympathie und Bewunderung für Beitz über weite Strecken des Buches deutlich anzumerken.
Am morgigen Donnerstag, 13. Januar, wird Käppner sein Werk in Beitz‘ Heimatstadt Greifswald vorstellen. Um 19 Uhr beginnt seine Lesung im Krupp-Kolleg. Wer teilnehmen will, muss nichts bezahlen, muss sich aber vorher über die Buchhandlung Weiland (am Markt) eine Platzkarte besorgen.
Eine ausführliche Buchbesprechung lest ihr in den nächsten Tagen auf dem webMoritz.
Foto: Buch-Cover (oben), Krupp-Kolleg (Porträt Käppner)
Zur gleichen Zeit findet im Audimax ein Vortrag von Prof de Soysa mit dem Thema "Another Mis-adventure of Economists in the Tropics? Social Diversity, Cohesion, and Development?". Daher werde ich nicht bei Weiland erscheinen können. Die Biographie von Beitz ist sicherlich interessant. Trotzdem wird man den Eindruck nicht los, dass Beitz ein selbstgerechter und unreflektierter Mensch ist. Andererseits besteht aber auch die Möglichkeit, dass der Autor auf die Diskussion von negativen Seiten des "starken Mannes bei Krupp" verzichtet hat oder Beitz der einzige Mensch ohne Fehler ist…
Du kannst zu Beitz gehen. Der FSR IPK meldete vor kurzem den Ausfall des Vortrages von Prof. Soysa.
http://twitter.com/#!/FSR_IPK/status/252177452346…
hmpf. da mache ich hier illegal werbung und dann sowas… Danke für die Info!