von Torsten Heil | 25.06.2010

Organisator und Jury-Mitglied Nils Dicaz
Noch bis zum 25. Juni 2010 läuft die Insomnale. Die größte Schau junger zeitgenössischer Kunst in Mecklenburg-Vorpommern feierte ihren diesjährigen Höhepunkt anlässlich des zehnjährigen Jubiläums auf der Großen Bühne des Theater Vorpommerns. Gespannt saßen die jungen Künstler und Kunstwissenschaftler in den Theatersesseln, um zu erfahren, wer in diesem Jahr die inzwischen traditionelle „Mooreiche“, die Trophäe der Insomnale, in den Bereichen Kunstwissenschaft und Bildende Kunst erhält.
Bevor die eigentliche Preisverleihung startete, spielte das Philharmonischen Orchester Vorpommern unter der Leitung von GMD Karl Prokopetz die 8. Sinfonie, die „Unvollendete“, von Franz Schubert. Begleitet wurde das Orchester von einer Diashow über zehn Jahre Insomnale in der Retrospektive. Anschließend gab es die szenische Lesung „Kunst“ mit den Schauspielern Hannes Rittig und Jan Holten vom Studententheater StuThe.
Schwarz hat gewonnen: Die Rauminstallation Dirty Harry

Rauminstallation "Dirty Harry"
Schwarz hat gewonnen: Die diesjährige Ausgabe der Insomnale endete mit einem Sieg für Julia Leschiks Rauminstallation „Dirty Harry“. In der oberen Etage der Dompassage platzierte die Lehramtsstudentin einen schwarzen Schrank vor zwei schwarzen Wänden. Einziger, bieder anmutender Lichtblick: eine weiße Häkeldecke. Dem entgegen steht das weiße Plastikbesteck. Refugium eines Wahnsinnigen? Ausdruck von Verlorenheit? Erklärungen bleibt Leschik schuldig. Was in diesem Raum passierte – sie überlässt es der Phantasie des Betrachters. Typisch Kunst! Leschik brachte sie ein vierwöchiges Stipendium ein.
„Die Qualität der Arbeiten dieser Insomnale lag so eng beieinander, dass wir zwei Termine brauchten, um uns festzulegen“, beschreibt Mitorganisator und Jurymitglied Nils Dicaz die Schwierigkeit der Preisverleihung. Zwölf Teilnehmer waren in die engere Auswahl gekommen. Zwölf von 78! Tosenden Applaus gab es für den Zweitplatzierten Hannes Kleinschmidt und sein ironisch-witziges filmisches Portrait „o.T.“. Ein junger Mann tanzt vor einer Mauer den Regenbogen herbei. Szenenwechsel: Im unordentlichen Kellerraum eines Abrisshauses sinniert er über sein Tun und Handeln. Selbst erfahrene Ernsthaftigkeit oder subtiler Humor? Auch die Jury diskutierte lange, ob das überhaupt Bildende Kunst sei. Der zweite Platz spricht für sich.
Zweiter Preis für Villa Stuck

Nahaufnahme des schwarzen Schranks in der Rauminstallation
Auf das Bronzetreppchen schaffte es Claudia Heinicke mit ihren zwei schwarz-weißen Tuschezeichnungen „UN-Endlich I/II“.
Im Bereich Kunstwissenschaft musste die Jury hingegen nur fünf Teilnehmer bewerten. Für ihre Abhandlung über die „Villa Stuck“ in München bekam Lisa Hecht den zweiten Preis. Den ersten Preis erhielt Susann Jonneg für ihre Staatsexamensarbeit über den Filmemacher Béla Tarr. „Eine eindrucksvolle Pioniertat“, sagte Juror Ulrich Fürst in der Laudatio. Begeistert zeigte sich auch der Geschäftsführende Direktor des Caspar-David-Friedrich-Instituts, Michael Soltau: „Seit zehn Jahren gibt es ein kontinuierlich-professionelles Niveau.“ Bei Bratwurst und Bier klang die Preisverleihung in der Langen Reihe 1 aus. Bislang besuchten die beiden Ausstellungsorte in der Langen Reihe 1 und der Dompassage rund 1.000 Leute.
Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger!
Update – 14:47 Uhr
Auf Hinweis unserer User, möchten wir auf die heutige Abschlussverstaltung der Insomnale noch hinweisen.
Finissage der Insomnale 2010: Freitag, 25.06.: Ab 18 Uhr, temporäre Insomnale Galerie Lange Reihe 1.
Heute findet der Abschlussabend der Ausstellung Insomnale statt. Es darf Haus und Hof gerockt werden. Weiterhin wir der Publikumspreisverleihung verliehen.
Am 22. Juni erschien in der Ostsee-Zeitung eine verkürzte Version dieses Artikels.
Fotos:
- Preisverleihung – Torsten Heil
- Rauminstallation – Prof. Michael Soltau
- Logo Insomnale – Insomnale
- Insomnale-Banner – Carsten Schönebeck
von Gastautor*in | 25.06.2010
Ein Gastkommentar von Robert Straßburg
Mittwoch, 23.Juni 2010 – Hallen am Bahnhof in Greifswald
17:00

Gerade einmal rund ein Prozent der Studierenden hat an der Vollversammlung teilgenommen.
An diesem schönen sonnigen Mittwochnachmittag wurde die Studierendenschaft der EMAU Greifswald eingeladen, an ihrer Vollversammlung teilzunehmen und mitzubestimmen. Geladen waren also knapp 12.000 Studenten. Insgesamt 160 Studenteninnen und Studenten saßen um 17:00 Uhr auf den bereitstehenden Bierbänken. Die Leute wirkten in der nun zu überdimensionierten Halle regelrecht verloren. Eingefunden hatten sich also 1,3 Prozent der Studenten! 1,3 Prozent! Wo war der Rest? Man findet keine vernünftigen oder rationellen Gründe. Wohnraumsituation, Lehre, Essen in der Mensa, Fahrradwege, Erhalt von letzten Diplomstudiengängen, Novellierung des Landeshochschulgesetzes, studentische Medien und nicht zu vergessen der Erhalt der Lehramtsausbildung betreffen viele Studierende oder noch Kommende.
Letztes Jahr saßen über 1000 Studenteninnen und Studenten auf dem Innenhof des Alten Campus. War Arndt interessanter, die Werbung besser, der sonnige Innenhof gemütlicher oder lockte das Geld?
Der erste Teil der Vollversammlung verlief noch ernsthaft und stellte zum Glück die zentralen aktuellen Themen in den Raum und zur Diskussion.
19:00
Die Pause war ein Schnitt. Nicht einmal die Hälfte der anfangs Anwesenden kehrte zurück und entzog endgültig dieser Vollversammlung jegliche Bedeutung. Inzwischen saßen nach der Pause nur noch an die 60 Studenten in der Halle. Also 0,5 Prozent! Gefühlte ein Drittel davon waren Mitglieder des Studierendenparlaments oder des Allgemeinen Studierendenausschusses.
Verstreut auf den Bänken der Halle saßen die Restlichen – allein oder in Gruppen. Eine ernsthafte Vollversammlung, das war allen bewusst, konnte dies nicht mehr sein und veranlasste einige ältere Semester, ihre Karten zu zücken und das Skatblatt zu reizen. Anträge wurden dennoch weiterhin vorgetragen, teilweise jedoch aus dem Auditorium sehr emotional und unsachlich kommentiert. Intoleranz und Vorurteile von angehenden Akademikern, die teilweise studentische Führungspositionen innehalten, entkräfteten populistisch ernsthafte Wünsche und Interessen von Studierenden.
Um 20.15 endete die Vollversammlung und sollte ursprünglich in das „Public Viewing“ übergehen…
Gründe?!
Vieles spielt mit hinein: Die Festivalsaison, die aktuelle Fussball-WM, Prüfungen oder Vorbereitungen, der endlich eingekehrte Sommer mit Sonne. Darüber hinaus eine Auswahl an Stimmungsbildern zu der Frage nach der Teilnahme an der Vollversammlung: „Die eigene Meinung wird sowieso nicht wahrgenommen.“, „Die bewegen ja eh nichts.“, „Vier Stunden in der Halle?“, „Ich habe keine Aushänge gelesen.“, „Es war zu spät ausgeschrieben.“, „Keine Zeit.“, „Da werden schon genügend andere hingehen.“
Jedoch gab es Mails mit der Einladung, in den meisten Instituten hingen Plakate, es wurde geflyert und der AStA informierte via Newsletter darüber.
Es lassen sich zig Gründe und Ausreden finden. Aber fragt sich bitte jeder ehrlich: Sind diese Gründe wirklich so wichtig? Wie viel bin ich bereit, auf Kosten meines „Ichs“ für die Gemeinschaft herzugeben? Kann man sich einen Nachmittag überwinden oder selber zwingen? Es muss nicht mehr mit Repressionen, Gewalt, Verhaftung oder Verfolgung gerechnet werden. Die Chance, seine Meinung und Wünsche frei zu äußern besteht und einzig an diesem Tag ergibt sich die Gelegenheit basisdemokratisch teilzuhaben. Wir haben alles, wofür die Generation vor uns noch auf die Straße gehen musste. Es mag sein, dass es „nur“ die Uni und nicht die „Welt“ oder ein „historischer Moment“ ist, aber diese hart erkämpfte Möglichkeit der Partizipation und direkten Gestaltung muss als wesentlicher Bestandteil unseres Lebens verstanden werden. Eine Vollversammlung darf nicht länger als lästiger Punkt im Jahresablauf, wo sowieso nur die Gleichen reden, gesehen werden.
Wo warst du? Es ging um dich.
Danke an die, die dort waren und vorbeigeschaut haben.
Fotos: webMoritz-Archiv (Vollversammlung im Hörsaal), Gabriel Kords (Vollversammlung 2010, Hallen am Bahnhof), StuPa-AG Wahlen (Fotomontage VV 2009)
von Carsten Schönebeck | 25.06.2010

Die Vollversammlung glich einer Grillparty studentischer Gremien.
Wie hatte man geschwärmt im vergangenen Jahr: Mehr als 1000 Studenten bei der Vollversammlung, doppelt soviele, die im Januar zur StuPa-Wahl gingen, eine Debatte unter den Studenten, die es in die bundesweiten Medien schaffte, erstmals eine Urabstimmung in der (wenn auch kurzen) Geschichte der verfassten Studierendenschaft…
Ein Jahr später ist davon nichts geblieben. Nicht mal zwei Prozent der Greifswalder Studenten diskutierten auf der gestrigen Vollversammlung über die Anträge der Hochschulpolitiker. Nur in lichten Momenten wurde es kontrovers, wenn es zum Beispiel um die Menge an Kräutern auf den Mensa-Kartoffeln ging.
Verfasste Studierendenschaft gleicht immer mehr einem Tollhaus
Viel diskutiert wurden auch die Anträge, die nicht aus den Reihen der selbsternannten „moralischen Instanzen“ in die Jahre gekommener Hochschulpolitiker kamen. Allerdings gegen Ende der Veranstaltung, als sich nur noch etwa 50 Personen in der Halle befanden. Beide wurden – wenig überraschend – abgelehnt. Nicht, weil man wirkliche Gegenargumente hatte, mehr weil sie „zu populistisch“ oder „Schwachsinn“ seien, so jedenfalls Mitglieder des Studierendenparlaments. Der Elitedünkel einiger Hochschulpolitiker wurde in einem Fall auch noch von einem nicht nachvollziehbaren Abstimmungsverfahren unterstützt.
Gut, dass man erst gegen 20:30 Uhr verkündete, dass aus dem geplanten Public Viewing zur Fussball-WM nichts wird, sonst hätten sich möglicherweise auch die letzten verzogen, die nicht selbst in einem Gremium der Studierendenschaft sitzen.
Die verfasste Studierendenschafft gleicht immer mehr einem Tollhaus: Ein Studierendenparlament, das nach zwei Monaten seinen ersten inhaltlichen Antrag behandelt. Wohlgemerkt unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Der notgeführte AStA demonstriert regelmäßig Hilflosigkeit bei gleichzeitiger Selbstüberschätzung. Die Vollversammlung glich mehr einem Grillfest der studentischen Gremien als einer basisdemokratischen Veranstaltung.
Da hilft es wenig, über die Politikverdrossenheit der Greifswalder Studenten zu sprechen, wenn erst wenige Tage vor der Vollversammlung geworben wird, das Antragsbuch trotz großzügiger Fristen erst am Abstimmungstag erscheint. Die Vollversammlung war nie der Ort, um sich zu informieren, sondern vielmehr der Ort, an dem alle, die sich für informiert halten, ihre Meinung kund tun. Das ist die bittere Lektion für diejenigen, die sich rund um die gestrige Veranstaltung engagiert haben.
Fotos: Carsten Schönebeck
von Marco Wagner | 25.06.2010

Thomas Schattschneider stellte im Namen der Co-Autoren das Positionspapier zur Lehramtsausbildung vor
Am vergangenen Dienstag fand um 13 Uhr eine Pressekonferenz von Vertretern der Studierendenschaft statt. In dieser wurde das „Positionspapier der Greifswalder Studierendenschaft zur künftigen Lehramtsausbildung an der Universität Greifswald“ vorgestellt.
Erarbeitet wurde das Skript von Mitgliedern eines studentischen Arbeitskreises. „Ausgehend von der gegenwärtigen Situation der ersten Phase der Lehrerbildung werden in diesem Positionspapier die Perspektiven der Lehramtsausbildung analysiert, politisch-pragmatische Leitlinien entwickelt und Handlungsnotwendigkeiten abgeleitet“ heißt es im Geleitwort der Schrift.
Thomas Schattschneider, Vertreter der Landeskonferenz für Studierende, präsentierte im Namen der übrigen Autoren die Schrift. Sowohl innerhalb der Studierendenschaft, als auch unter den Wissenschaftlern stieß das Dokument auf positive Resonanz.
Studierende sollen auf politischer Ebene aktiv werden
„Das ist wirklich ein ausgezeichnetes, fundiertes Papier, welches die Studierendenschaft hier vorgelegt hat“, lobte Geologieprofessorin Maria-Theresia Schafmeister, Senatorin der Universität, die Publikation. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass die Schrift innerhalb des Senats besprochen wird.
Studiendekan Professor Patrick Donges stärkte den Verfassern der Schrift ebenfalls den Rücken. Die Argumentation der Landesregierung sei nicht schlüssig. So kritisiere das Land beispielsweise immer wieder die angebliche Konzeptlosigkeit der Lehramtsausbildung in Greifswald. „Wir können uns aber keine Gedanken um Konzepte zur Lehrerausbildung machen, wenn das Damoklesschwert Schließung der Lehramtsausbildung über der Uni schwebt“ hält Donges dagegen.
Bürgerschaftspräsident und Landtagsabgeordneter Egbert Liskow (CDU) bot ebenfalls seine Hilfe im Ringen um den Erhalt der Lehramtsstudiengänge an. Er wolle sich, so weit es ihm möglich sei, in dieser Frage für die Universität einsetzen.
„Auf politischer Ebene wird wider besseren Wissens argumentiert. Werden Sie auf politischer Ebene aktiv!“ – so der Appell des Theologieprofessors Stefan Beyerle an die Studierenden. Man müsse zeigen, dass die Schließung der Lehramtsstudiengänge in Greifswald nicht nur für die Stadt, sondern für das ganze Bundesland von erheblichen Nachteil sei.
Positionspapier wurde Ministerpräsident Erwin Sellering übergeben

Paula Zill überreicht Erwin Sellering das Positionspapier
Am 23. Juni übergab Paula Zill, AStA-Referentin für Studium und Lehre, Ministerpräsident Erwin Sellering die Schrift. Dem webMoritz gegenüber sagte er, dass er sich um ein Treffen zwischen Greifswalder Studierenden und Vertretern des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur (MBWK) bemühen wolle.
Während seitens des Bildungsministeriums hervor gehoben wird, dass es die Interessen des Landes vertrete, sehen das die Studierenden der Universität Greifswald anders. Aus Sicht der Greifswalder Studierenden entsprechen die derzeitigen Pläne des Bildungsministerium weder den Interessen der Universität und Stadt, noch den Interessen des Landes und laufen zum Teil den Zielen der Landesregierung zuwider.
Es wird auf Grundlage einer Bestandsaufnahme der Lehramtsausbildung an den Universitäten Rostock und Greifswald herausgearbeitet, dass „die Darstellung des Ministeriums zu sehr von dem Interesse geleitet zu sein scheint, aus politischen Erwägungen den Standort Greifswald zugunsten von Rostock abzuwerten.“
Obwohl sich in diesem Jahr in Greifswald deutlich mehr Studierende für das Lehramt an Haupt- und Realschulen ausbilden lassen, heißt es in den Eckwerten der Hochschulentwicklung:
„Die o.g. Bedarfsplanung des Landes weist einen höheren noch wachsenden Bedarf im Bereich der regionalen Schulen aus, wofür Greifswald derzeit kaum ausbildet.“
Lehramtsausbildungen in Rostock und Greifswald verlaufen ähnlich
Vergleiche man jedoch, wie viele Studierende in Greifswald für das Lehramt an Haupt- und Realschulen ausgebildet werden und wie viele in Rostock, so kommen die Autoren der Schrift zu dem Ergebnis, dass die Ausbildung in den beiden Universitäten ähnlich ablaufe.
Zudem kritisieren die Verfasser, dass die Studien, auf denen das Ministerium ihre Argumentation für eine „vollständige Konzentration“ der Lehramtsausbildung in Rostock aufbaut, zu optimistisch seien.
So gehe man im Ministerium davon aus, dass alle Lehrerinnen und Lehrer, die in den nächsten Jahren das Pensionsalter erreichen, mit dem 67. Lebensjahr aus dem Dienst scheiden. Tatsächlich sei es in den vergangenen Jahren so gewesen, dass 90% der Lehrerinnen und Lehrer vorzeitig in den Ruhestand gingen.
Unter Berücksichtigung dieses Umstandes wird in dem Dokument heraus gearbeitet, dass der tatsächliche Bedarf an Pädagogen deutlich höher sei, als vom MBWK derzeit angenommen wird. Bereits jetzt bestünde ein fachspezifischer Lehrkräftebedarf in den Fächern Astronomie, Sozialkunde, Kunst, Englisch und Philosophie.
Studie des Ministeriums läuft pädagogischen Aspekten zuwider
Des weiteren berücksichtige die Studie der Landesregierung nicht Themen, wie den Ausbau der Ganztagsschulen, Verringerung der Unterrichtszeiten der Lehrer und die Verkleinerung der Klassenfrequenzen. Zudem rechne die Studie bei einigen Bedarfsszenarien mit einer sich verschlechternden Schüler-Lehrerrelation. „Das ist weder pädagogisch vertretbar, noch realistisch.“ Dies laufe „pädagogischen Aspekten“ zuwider so die Verfasser der Schrift.
Insgesamt fällt die Kritik an den Plänen der Landesregierung in Bezug auf die Zukunft der Lehramtsausbildung vernichtend aus:

Die Verfasser des Positionspapiers wollen leere Hörsäle in der Philosophischen Fakultät verhindern.
„Die Studie des Bildungsministeriums wird insofern nicht dem Anspruch Mecklenburg-Vorpommerns gerecht, das Bildungsland Nummer eins zu werden, sondern beschreibt auf Grundlage vager Parameter einen bildungspolitischen Status quo, dessen politische Zahlen vor allem Einsparungsvorgaben umsetzen sollen.“
Aufgrund der Tatsache, dass insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern in naher Zukunft besonders viele Lehrerinnen und Lehrer fehlen werden, schlagen die Autoren der Schrift eine Wiedereröffnung von Studiengängen an der Universität Greifswald vor. So sollen die Fächer Informatik, Physik und Mathematik wieder eröffnet werden.
Inwiefern die von Thomas Schattschneider (Vertreter der Landeskonferenz für Studierende) als „mutig“ bewertete Forderung tatsächlich umgesetzt wird, bleibt angesichts der derzeitigen Pläne des MBWK allerdings fraglich.
Fotos: Carsten Schönebeck (Aufmacher, Thomas Schattschneider, Hörsaal), Marco Wagner (Erwin Sellering/Paula Zill)
von Torsten Heil | 25.06.2010

Teilnehmer Lukasz Jablonowski
Noch ist die Konferenzraumtür am 15. Juni zu. Zuschauer und Wettbewerbsteilnehmer warten gespannt auf den Beginn. In den Reihen sitzt auch Lukasz Jablonowski. Er ist Mitarbeiter am Zentrum für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde. Seine eingereichtes Projekt heißt „PlasmaDent“. Um seine Idee zu schützen, verrät er nur soviel: „Es geht um Plasma im Zahn.“ Hauptsächlich geht es Jablonowski darum, die Idee mal aus einer anderen Sicht Begutachten zu lassen. „Das Preisgeld wäre eine gute Unterstützung für die weitere Forschung“, sagte der 26-jährige. Soviel sei aber schon mal verraten, am Ende belegte er keinen Platz unter den ersten Drei.
„Es raucht schon, aber es ist kein weißer Rauch“, schaut Wolfgang Schielke, Projektleiter des TechnoStartup MV, aus dem Konferenzraum hervor, in dem eine siebenköpfige Jury versucht, sich auf die diesjährigen Sieger des Ideenwettbewerbs zu einigen. Der Wettbewerb findet alljährlich im Auftrag des Landes Mecklenburg-Vorpommern statt. Er wird von der Universität Greifswald und dem Technologiezentrum Vorpommern organisiert. Finanziert wird das Ganze aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.
Gefragt sind innovative Geschäftsideen
Gesucht wurden innovative Geschäftsideen aus der Wissenschaft und Forschung für Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen. In einem zweistufigen Verfahren haben zunächst 22 Teilnehmer ihre Ideenskizzen eingereicht. Daraus wurden schließlich in einer Vorauswahl zwölf Beiträge ausgewählt, die dann entweder in einer Gruppe oder einzeln genauer vor der Jury vorgestellt werden sollten. Im Hinblick auf Innovation, Nutzen und Realisierungsansatz wurden die Sieger gekürt.
„Es gibt aber auch weitere kleine Kategorien, nach denen der Sieger bestimmt wird“, so Schielke, „durch Abwägen der Vor- und Nachteile der Geschäftsidee versucht die Jury, auf eine einheitliche Meinung zu kommen.“ In zwei Bereichen können sich die jeweils ersten drei Plätze über Prämien im Gesamtwert von 12.000 Euro freuen, die dann zugunsten der Geschäftsideen investiert werden dürfen. „Das können zum Beispiel der Besuch von Messen, Personalkosten oder aber auch Reisekosten sein“, erklärt Schielke weiter.

Gewinner des Ideenwettbewerbs Moritz von Grotthuss und Sebastian Fischer
Insgesamt gab es 12.000 Euro Preisgelder
In der Kategorie „Studenten“ gewann Sebastian Fischer. Der Student der Umweltwissenschaften stellte sein Konzept vor, mit dessen Hilfe sich leichter Gifte nachweisen lassen. „Aus patentrechtlichen Gründen kann ich leider noch nicht allzu viel über meine Idee erzählen“, sagte Fischer. Es gab hierfür ein Preisgeld in Höhe von 1500 Euro. Platz zwei belegte der Humanbiologie-Student Hicham Benkhai mit seiner Idee „AntiOxidatives Potential vs Stress“. Auf das Bronzetreppchen schaffte es Christian Klang, Student der Wirtschaftswissenschaften, mit seiner Internetplattform „Neu in Greifswald“.
Bei den Erstplatzierten in der Kategorie „Wissenschaftler“ ist das Patent hingegen bereits angemeldet. von der Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie gewannen mit ihrem Konzept „Soundmapping“. Hierbei handelt es sich um ein Verfahren, das Knackgeräusche im Rücken aufzeichnen und orten kann. Es ermöglicht, diese Geräusche als gesundes oder ungesundes Knacken zu identifizieren. Da das Verfahren lediglich Geräusche aufnimmt, kann es zudem denkbare schädliche Strahlung ausschließen, was es bei der Röntgenstrahlung und dem Ultraschall nicht der Fall ist. „Mit dem Preisgeld in Höhe von 5000 Euro werden wir vermutlich eine Vorstudie für den Bau eines Prototypen finanzieren“, freute sich von Grotthuss. Für sein „Sepsis Tool“ bekam das Team um Matthias Gründling den zweiten Platz. Den ersten Preis erhielt Clemens Jürgens und sein Team aus Physikern, Maschinenbauern und Medizinern.

Das Publikum lauschte den Preisträgern.
Uni, Land und Wirtschaft bildet hochkarätige Jury
Die Jury bildeten Dr. Stefan Seiberling, Herr Lothar Schönebeck und Jan Meiering für die Universität Greifswald. Mario Kokowsky wurde für das Technologiezentrum Vorpommern ins rennen geschickt. Frank Büttner vom Forschungsverbund Mecklenburg-Vorpommern e.V. und Lothar Riedle vom Koordinator VentureMentor-MV kamen für das Land. Die Wirtschaft vertrat Werner Arndt, Geschäftsführer der Münchener Businessplan Wettbewerb GmbH.
Der alljährliche Landesideenwettbewerb VentureCup könnte das nächste Ziel sein, bei dem die Prämien noch ein Stück höher ausfallen werden. Auch die Vorjahressieger des Ideenwettbewerbs in Greifswald, etwa die Unternehmen Presseklang oder Rapid Rabbit, lassen langfristig darauf hoffen, dass die Geschäftsideen nicht bloß Ideen bleiben, sondern sich zu praxisnahen Geschäftskonzepten entwickeln. Aber auch die nicht prämierten Teilnehmer, gehen nicht leer aus. Sie bekommen weiterhin Hilfe bei der Optimierung und Umsetzung ihrer Ideen.
Fotos: Torsten Heil