Das Magazin am Dienstag

Genug von der Sonne und bis zum nächsten Spiel noch ein wenig Zeit? Dann informiert euch doch noch beim Magazin am Puls der Stadt über die wichtigsten Neuigkeiten vom Tag. Anja Giering hat sich mit der bevorstehenden Bundespräsidentenwahl beschäftigt. Wie wird er gewählt und vor allem WER wählt ihn? Alles ab 19 Uhr bei Magazin. Dazu noch ein Interview zur Lehramts-Demonstration in Schwerin. Wer daran teilnehmen möchte, erhält alle nötigen Infos im Interview. Daneben natürlich die Veranstaltungstipps für Dienstag und Nachrichten aus Greifswald und Mecklenburg-Vorpommern. Achja, heute vor 110 Jahren wurde Antoine de Saint-Exupery geboren. Wer das war, erfahrt ihr in der Rubrik Kulturplausch. Seid gespannt, hört rein und gewinnt beim WM-Gewinnspiel.

Live-Übertragung der Bundesversammlung auf dem Markt

Ob Bundespräsidentenkandidat Christian Wulff (CDU) ins Schloss Bellevue einzieht...

Am morgigen 30. Juni wählt die Bundesversammlung einen neuen Bundespräsidenten, nachdem Horst Köhler vor einem Monat seinen Rücktritt erklärte. Die Wahl wird morgen um 12 Uhr auf dem Marktplatz live übertragen. Einlass ist bereits 11 Uhr. Das „Public Viewing“ der Wahl des neuen Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland ist kostenlos.

Vorsitz der 14. Bundesversammlung, welche sich aus 1.244 Delegierten zusammen setzt, ist Norbert Lammert (CDU). Unter den Delegierten befinden sich die 622 Bundestagsabgeordneten sowie ebenso viele Wahlmänner und – frauen, die von den Länderparlamenten entsandt werden.Die Wahl erfolgt geheim.

Wie bereits seit einigen Wochen aus den Medienberichten bekannt, schlagen die Regierungsparteien CDU und FDP den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff, SPD und Bündnis 90/ Grüne den ehemaligen Beauftragen für Stasi-Unterlagen Joachim Gauck als Nachfolger Köhlers vor.

Die große Mehrheit der Mitglieder Linkspartei hält weder Wulff noch Gauck als geeignet genug für das Amt des Bundespräsidenten, weshalb sie mit der Unterstützung der Bundestagsabgeordneten und ehemaligen TV-Journalistin Lukrezia Jochimsen eine eigene Kandidatin ins Rennen schickt.

...oder Joachim Gauck, wird sich morgen entscheiden.

Die rechtsextremistische NPD wünscht sich, dass der fremdenfeindliche Liedermacher Frank Rennicke Bundespräsident der Republik wird. Da für die Wahl des Bundespräsidenten ein Kandidat jedoch entweder in einem der beiden Wahlgänge die absolute Mehrheit der Delegierten der Bundesversammlung auf sich vereinigen muss, oder in einem Dritten Wahlgang die relative Mehrheit, ist es faktisch ausgeschlossen, dass Rennecke in das Amt des Bundespräsidenten gewählt wird.

Wenngleich die Linkspartei mit 9 Prozent im Bundesparlament sowie – mit gerade in den neuen Bundesländern deutlich mehr Mitgliedern –  in den meisten Länderparlamenten vertreten ist, erscheint auch eine Wahl Jochimsens als eher unwahrscheinlich.

Als Favoriten gelten die Kandidaten Wulff und Gauck. Um letztgenannten nominierten hat sich in den letzten Wochen ein regelrechter Online -Hype entwickelt.

Fotos:

Wikipedia (Wulff, Gauck, Reichstagsgebäude)

Nachgeforscht: Venture Cup für Stephan Block

Ein Beitrag von Simon Voigt.

Nachgeforscht

Der Diplom-Physiker Stephan Block wurde am 4. Juni im Pommerschen Landesmuseum für seine Forschung an der Universität Greifswald mit dem ersten Preis des Venture Cup-MV 2010 in der Kategorie Nachwuchsforscher ausgezeichnet. Dieser Preis wird seit 2002 vom Schweriner Bildungsministerium in mehreren Kategorien verliehen und soll vielversprechende Forschungsprojekte in Mecklenburg-Vorpommern fördern. Ziel ist es, Geschäftsideen für neue Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen in MV zu entwickeln und umzusetzen.

webMoritz-Redakteur Simon Voigt traf sich mit Stephan Block, um mehr über sein Projekt zu erfahren.

Stephan Block erhielt für seine Forschung den Venture Cup

webMoritz: War der erste Preis in ihrer Kategorie eine Überraschung für Sie?

Stephan Block: Das war schon eine Überraschung. Mir wurde gesagt, die Preisverleihung verläuft wie beim Oscar und das war dann auch so.

Die Skizzen für unser Projekt haben wir Ende letzten Jahres eingereicht und im Februar haben wir unsere Ideen präsentiert. Ab diesem Zeitpunkt war dann Funkstille. Bei der Verleihung im Juni gab es dann ein schönes Rahmenprogramm – Wir haben Musik gehört und es gab ein hervorragendes Buffet – und schließlich wurden die Platzierungen bekanntgegeben. Das war sehr aufregend.

webMoritz: Mit dem Preis haben Sie auch 130.000 Euro gewonnen. Was passiert mit dem Geld? Bleibt es im Institut?

Block: Ja, das bleibt im Institut. Mit dem Geld bin ich in der Lage, Personal einzustellen und Material einzukaufen, um unser hochauflösendes Mikroskop weiterentwickeln zu können. Das ist auch die Idee des Venture Cups, Ideen zu unterstützen, die einen hohen Bedarf an „Manpower“ und Sachmitteln aufweisen.

webMoritz: Sie haben, wie Sie es gerade angesprochen haben, ein hochauflösendes Mikroskop entwickelt. Was ist das genau, wofür braucht man das?

Block: Das ist natürlich schwierig in ein paar Sätzen zu erklären, weil es ein komplexes Messsystem ist. Was wir eigentlich entwickelt haben, ist ein Messverfahren, mit dem wir Magnetismus von Objekten messen können, die lediglich einen Nanometer groß sind. Das ist einmalig und gibt es weltweit noch nicht in dieser Form. Dieses Verfahren soll es uns nun ermöglichen, Untersuchungen an Zellen durchzuführen, wie es vorher noch nicht möglich gewesen ist. Das ist die Grundidee.

Eine Zelle ist ein wahnsinnig komplexes System, in dem sehr viele Komponenten zusammenspielen. Wenn diese Zelle nun gestört wird – wenn sie z.B. unter Stress gesetzt oder stark erhitzt wird – dann setzen bestimmte Mechanismen ein – die häufig spezielle Eiweißmoleküle, so genannte Proteine, produzieren. Bei einigen Proteinen weiß man mittlerweile, dass etwas mit der Zelle nicht stimmt, wenn sie auftreten. Die Zelle ist also „krank“, entwickelt einen Krebs oder ähnliches. Diese Eiweißmoleküle sind jedoch so klein, dass man sie mit normalen optischen Messinstrumenten/Mikroskopen nicht erkennen kann. Man will also nach etwas suchen, dass man nicht direkt sieht.

Rasterkraftmikroskop soll einzelne Proteine finden und eindeutig identifizieren

Logo des Venture Cups

Bei unserer Idee verwenden wir kein normales optisches Mikroskop, sondern ein sogenanntes Rasterkraftmikroskop, bei dem die Zelloberfläche mit einer sehr feinen Spitze abgetastet wird. Das Verfahren ist derart empfindlich, dass auch einzelne Proteine zu sehen sind. Das ist schon seit mindestens zehn Jahren möglich.

Das Problem ist jedoch, dass man zwar die Proteine „sieht“, aber sie nicht eindeutig identifizieren kann. Man braucht also noch eine zusätzliche Information. Da sind wir auf die Idee gekommen, unser magnetisches Messverfahren einzusetzen, indem wir die Proteine mit nanometergroßen Partikeln markieren, die einen ganz speziellen Magnetismus erzeugen. Man kann daher Proteine indirekt über die „daran angeklebten“ magnetischen Partikel identifizieren. Das hat den Vorteil, dass man Proteine viel genauer als mit üblichen optischen Mikroskopen lokalisieren kann. Außerdem sind die Zellen gegen Magnetismus eher unempfindlich. Es ist also ein schonendes Verfahren.

Ein weiterer großer Vorteil der Rasterkraftmikroskopie besteht darin, dass sie unter physiologischen Bedingungen arbeiten kann. Ein normales Elektronenmikroskop kann man z.B. nicht in einer wässrigen Lösung einsetzen, was aber für die Untersuchung von Zellen essentiell ist. Für das Rasterkraftmikroskop ist das kein Problem. Man kann daher z.B. versuchen, lebende Zellen mit dem Rasterkraftmikroskop in hoher Auflösung zu untersuchen – d.h. Zellprozesse gezielt zu stören, um dann interessante Proteine mittels unseres Verfahrens in Nanometer-Auflösung zu lokalisieren und zu identifizieren. Das wäre quasi eine Diagnostik auf der Zellebene.

webMoritz: Es können also sehr unterschiedliche Krankheitssymptome nachgewiesen werden?

Block: Ja, das ist die Idee. Bei einigen Krankheiten weiß man mittlerweile, dass ganz bestimmte Proteine produziert werden. Somit besteht die Hoffnung, dass man bereits anhand der gebildeten Proteine erkennen kann, welche Krankheit konkret vorliegt. Hier muss man aber vorsichtig vorgehen. So genügt es z.B. im Allgemeinen nicht, wenn man weiß, dass ein bestimmtes Protein gebildet wurde; vielmehr muss man auch wissen, wo es sich genau befindet. Vielleicht spielen auch „Nachbarschaftsbeziehungen“ zwischen verschiedenen Proteinen eine wichtige Rolle. Wir hoffen, mit unserem Ansatz eine vergleichsweise einfache Lösung für diese Fragestellung anbieten zu können und diesen Bereich der Forschung vorantreiben zu können. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

webMoritz: Also wird es noch dauern, bis das Mikroskop im Routineeinsatz ist?

Block: Ja, klar. Wir haben jetzt ein Laborexemplar, mit dem wir die ersten Messungen an Zellen durchführen. Ferner messen wir unter Laborbedingungen, also schön kontrolliert. Bis das alles wirklich marktreif ist, wird noch einiges an Zeit vergehen. Da muss man sich keine Illusionen machen. Das ist ganz normal.

Derzeit arbeiten wir daran, die Komponente des Systems, mit der wir den Magnetismus messen, in ein eigenes marktreifes Produkt weiter zu entwickeln.

Der Schwerpunkt der Forschergruppe um Stephan Block liegt in der Physik. Dennoch ist das Team interdisziplinär aufgestellt.

webMoritz: Wie lange forschen Sie denn schon in Greifswald?

Block: Mit dem Studium habe ich 1999 angefangen. Seit 2005 promoviere ich, in der Arbeitsgruppe von Prof. Helm, in der wir uns mit „Weicher Materie“ beschäftigen. Dort bin ich zum ersten Mal in Kontakt mit dieser Technologie gekommen und war erstaunt, dass man mit einem Rasterkraftmikroskop auf der Nanometer-Skala messen kann. Zusammen sind wir auf die Idee gekommen, nach einem Verfahren zu suchen, mit dem man ebenfalls Magnetismus in solchen Größenordnungen messen kann. So gesehen forsche ich aktiv seit 2005. Ich hoffe die Promotion im Sommer diesen Jahres abzuschließen.

webMoritz: Sie wollen danach aber weiter hier in Greifswald bleiben?

Block: Ja. Den Venture-Cup-Antrag haben wir so gestellt, dass wir weiter am Institut für Physik forschen. Wir haben schon seit Jahren Kontakt zu anderen Forschungsgruppen hier in Greifswald, die ich eigentlich gar nicht alle aufzählen kann. Wir sind sehr interdisziplinär aufgestellt. Das ist ein großer Vorteil, weil mein Projekt viele Schnittstellen zu anderen Bereichen hat. Somit gibt es keinen Grund, das Projekt aus Greifswald auszulagern.

Fotos:

Stephan Block (Stephan Block, Privatfoto, ohne CC-Lizenz), Venture Cup (Venture Cup, ohne CC-Lizenz), Institut für Physik (Simon Voigt)

*Update* Technisches Rathaus: Nun doch Indizien für Korruption

Die Unterschrift von OB König wurde offenbar gefälscht.

In die Aufarbeitung der Kostensteigerung beim Technischen Rathaus kommt Bewegung. Oberbürgermeister Dr. Arthur König informierte heute die Bürgerschaft darüber, dass im Zuge von Recherchen in der Verwaltung ein Dokument aufgetaucht ist, das offenbar gefälscht ist.

Nach Angaben aus einer Pressemitteilung der Stadt, die am späten Montagabend versendet wurde, handelt es sich bei dem nun gefundenen Dokument um „die Kopie eines Auftragsschreibens an die BauBeCon Sanierungsträger GmbH“. Auf dem Papier sei „die eingescannte Unterschrift des Oberbürgermeisters unberechtigt verwendet“ worden.

Nähere Angaben zu dem Dokument liegen derzeit nicht vor, etwa, ob es nur einbgescannt existiert und wie sich nachweisen lässt, dass die Unterschrift eingescannt wurde. Für die Stadtverwaltung scheint der Fall aber festzustehen: Sie hat Anzeige gegen unbekannt bei der Staatsanwaltschaft Stralsund erstattet.

Lange Zeit nur Vorwürfe, keine Indizien für „Filz“ und „Korruption“

Die BauBeCon Sanierungsträger GmbH ist exklusiver Partner der Stadtverwaltung für die Stadtentwicklung. Unter ihrer Regie wird auch das „Technische Rathaus“, das ehemalige Postamt am Markt, gebaut. Vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass sich die Baukosten von 8 auf über 13 Millionen Euro erhöhen.

Ins Kreuzfeuer der Kritik geriet dabei neben der BauBeCon der ehemalige städtische Baudezernent Reinhard Arenskrieger, der im März zum Landesrechnungshof gewechselt war. Auch Oberbürgermeister Arthur König hatte sich schnell von ihm distanziert und erklärt, über die genauen Vorgänge in Arenskriegers Ressort nicht en detail informiert gewesen zu sein. Die Zuständigkeit für das Bauvorhaben habe bei Arenskrieger gelegen.

Die Angaben über die Gründe für die Kostensteigerung hatten die Bürgerschaftsmitglieder nicht zufrieden gestellt; zudem war bereits kurz nach Bekanntwerden der Kostensteigerung über „Filz“ und „Korruption“ spekuliert worden, ohne dass dafür Beweise vorgelegen hätten. Das hat sich nun offenbar geändert. Zudem war ein Untersuchungsausschuss eingerichtet worden.

Insbesondere die Greifswalder Grünen fordern im Internet seit Wochen Aufklärung über die Vorgänge rund um das Technische Rathaus. Auf ihrem Blog sind zahlreiche Artikel dazu erschienen. Auch alle anderen Parteien hatten sich für eine Aufklärung eingesetzt, auch wenn es Streitigkeiten über Formalia wie die Entschädigung der Ausschussmitglieder gab.

*Update* Mitarbeiter der BauBeCon hat Unterschrift gefälscht

von Marco Wagner

Auf einer heute vom Oberbürgermeister anberaumten Sondersitzung wurden nun weitere Details um die gefälschte Unterschrift Preis gegeben. Inhalt des betroffenen Dokuments sei die Festhaltung der Bauabschnitte sechs bis acht gewesen. Dieses Schriftstück war bislang weder dem Oberbürgermeister, noch der Stadtverwaltung bekannt.

Daraus wurde geschlussfolgert, dass die Unterschrift von einem Mitarbeiter der BauBeCon eingescannt worden sein muss. Zudem handele es sich bei der Unterschrift um jene, die König für offizielle Pressemitteilungen, nicht jedoch für Dokumente wie diese, verwendet. Abgesehen davon hätte neben ihm noch der damalige Baudezernent Reinhard Ahrenskrieger das Schriftstück unterzeichnen müssen. Zudem fehle das Ratssiegel, welches für die Rechtmäßigkeit der Baugenehmigung zwingend notwendig sei.

Auf Basis dieser gefälschten Baugenehmigung hat die BauBeCon der Stadt Greifswald gegenüber Leistungen in Höhe von 417.000 Euro in Rechnung gestellt. Obwohl die Existenz eines solchen Dokumentes innerhalb der Stadtverwaltung unbekannt war, wurde der Rechnungsbetrag an die BauBeCon überwiesen. Die Rechtmäßigkeit der in Rechnung gestellten Verträge hätte von Ahrenskrieger überprüft werden müssen.

Zwar wurden die in Rechnung gestellten Leistungen erbracht, allerdings haben weder der Bürgermeister, noch die Stadtverwaltung die Erbringung dieser Leistungen genehmigt. Aus diesem Grund will die Stadt Greifswald nun die 417.000 Euro von der BauBeCon wieder zurück fordern.

Fotos:

Frederike Kühnel (OB König), Carsten Schönebeck (Alte Post), Thorsten Heil (Modell Technisches Rathaus/ Aufmacherbild)

Fête de la musique

Am 21. Juni hieß es zum 4. Mal in Greifswald auf musikalische Weise den Sommer begrüßen. An 5 verschiedenen Orten wurde Musik, Tanz und Kleinkunst präsentiert. Hier seht ihr ein paar Ausschnitte.