von Gastautor*in | 01.11.2010
Ein Beitrag von Jessica Reimann
Ein kleiner unmöblierter Raum, Wände und Boden sind kahl. Und doch ist das ganze Haus mit Leben gefüllt. In der Ecke steht ein Mädchen an einer Tafel und zeigt nacheinander auf die Buchstaben des Alphabets. Außer ihr befinden sich noch circa 20 andere Kinder im Raum. Sie sitzen auf dem Boden und sprechen im Chor die Buchstabenlaute nach.
Bis vor ein paar Monaten gab es das alles noch nicht. Der Raum war leer und die Kinder arbeiteten, um ihre Familien zu unterstützen. Die Insel Sri Lanka im Indischen Ozean verbinden die meisten wohl zuerst mit weißen Sandstränden, exotischen Tänzerinnen, Buddhismus und Ayurveda.
Andere denken zuerst an die Flutkatastrophe zu Weihnachten 2004. Eine riesige Flutwelle forderte damals 35.000 Menschenleben und stürzte vor allem die Küstenregionen ins Chaos.

Vincen Francis mit einem Jungen aus Sri Lanka.
Vincen Francis Jesudasan verbrachte dort seine Kindheit und überlebte gemeinsam mit einer Familie aus Rostock, die ihm später das Studium ermöglichte, den Tsunami. Seit 2005 ist er Student der Psychologie an der Universität Greifswald.
Er betont jedoch, dass nicht die Flutkatastrophe, sondern der jahrelang andauernde Bürgerkrieg zwischen den ethnischen Gruppierungen Singhalesen und Tamilen, das weitaus größere Problem der srilankischen Bevölkerung ist.
Bürgerkrieg ohne Krieger
Eine Gruppe von Menschen mit furchtverzerrten Gesichtern waten durch einen Fluss, dessen Wasser ihnen bis zur Brust reicht. Mütter tragen ihre Kinder auf den Schultern, um sie unbeschadet ans andere Ufer zu bringen. Sie sind auf der Flucht. An einem anderen Ort, nicht weit entfernt liegen Kinder, deren Wunden nur notdürftig verbunden sind, auf einer blauen Plastikplane. Ein Kind schreit vor Schmerzen. In dieser provisorischen Krankenstation zusammengedrängt warten sie auf Hilfe. Bis vor einem Jahr gehörten diese Bilder zum Alltag in Sri Lanka.
Seit über 30 Jahren herrschte dort Bürgerkrieg zwischen den Singhalesen und Tamilen. Während die Singhalesen mit 74 Prozent Bevölkerungsanteil die große Mehrheit darstellen, handelt es sich bei den Tamilen um eine Minderheit im Nordosten Sri Lankas.
Tamilische Separatisten forderten einen unabhängigen Staat, welcher jedoch von der Regierung strikt abgelehnt wurde. Der Konflikt zwischen Singhalesen und Tamilen ist vor allen auf kulturellen Unterschieden begründet.

Unterstützung von Bildungsvereinen, um die Verständigkeitsschwierigkeiten zu überbrücken.
Ein Hauptproblem besteht darin, dass die beiden Volksgruppen unterschiedliche Sprachen sprechen und es ihnen somit fast unmöglich ist, miteinander zu kommunizieren und ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Als im Mai 2009 der Anführer der tamilischen Separatisten Velupillai Prabhakaran getötet wurde, erklärte der Präsident Sri Lankas Mahinda Rajapaksa den Bürgerkrieg offiziell für beendet. Die Verständigungsschwierigkeiten und Konflikte zwischen den Parteien wurden jedoch nicht gelöst.
Kinder sind der Schlüssel zu nachhaltigem Frieden
Doch genau das hat sich Vincen Francis Jesudasan zur Aufgabe gemacht. Er will einen kleinen Beitrag zum Frieden in seiner Heimat Sri Lanka leisten.
Anfang dieses Jahres folgte er dem Hilferuf seiner Schwester, die weiterhin die Lage im Land miterlebt, und machte sich auf den Weg nach Sri Lanka. Dort entschied er sich, einen ersten Schritt zu machen und hatte die Idee von einer Bildungseinrichtung für Kinder jeden Alters und jeder ethnischen Herkunft.

Freundschaften zu fördern ist nur ein Ziel des Vereins.
Ziel soll es sein, eine Begegnungsstätte zu etablieren, in der singhalesische Kinder mit tamilischen spielen, die Sprache des anderen lernen und Freundschaft schließen können.
Seine Gastfamilie und Freunde lieferten das nötige Startkapital dafür. „Wir wollen einen kleinen Beitrag leisten durch Bildung Frieden im Land zu ermöglichen. Wir legen besonderen Wert darauf, dass die Kinder, die wir unterrichten, die Sprache des anderen lernen“, sagt Vincen Francis mit Überzeugung.
Seine Augen glänzen, als er von den bisherigen Erfolgen seines Hilfsprojektes in Sri Lanka erzählt: „In 17 Dörfern können wir bisher Förderunterricht anbieten. Von Montag bis Freitag für zwei Stunden am Nachmittag. 1167 Kinder sind es inzwischen.“
Der Psychologiestudent achtet darauf, dass sparsam mit den Spendengeldern umgegangen wird. So ließ er nicht neue Häuser bauen, sondern hat Menschen im Land gefunden, die ihre leer stehenden Häuser zur Verfügung stellen.
Unterrichtet werden die Schüler überwiegend von Frauen, die ihr Abitur oder Studium abgeschlossen haben und durch die Arbeit im Projekt eine Alternative zur frühen Heirat haben. Über diese bezahlten Arbeitskräfte hinaus, konnte er weitere 50 ehrenamtliche Helfer in Sri Lanka von seiner Idee überzeugen.
S.T.E.P.S. of forgiveness
Zurück in Greifswald machte er sich daran, das Projekt auf solide Beine zu stellen. Gemeinsam mit der Medizinstudentin Dicnapiyance Gonsalvas, die selbst vor 25 Jahren mit ihren Eltern vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka geflohen war, und seiner Gastmutter, gründete er den Verein S.T.E.P.S. of forgiveness.

Der studentische Verein S.T.E.P.S.: links Vincen Francis, rechts im Bild Dicnapiyance.
„Wir wollten das Projekt von Deutschland aus am Leben erhalten“ begründet Dicnapiyance die Entstehung des Vereins. Der Name des Vereins steht für die vielen kleinen Schritte, die man gehen muss, um einander vergeben zu können.
Mittlerweile besteht der Verein aus acht Mitgliedern, die mit Ausnahme der Gastmutter alle Studenten der Universität Greifswald sind. „Wir sind ein junger Verein mit einer großen Vision und brauchen dringend Unterstützung“, betont die Medizinstudentin Dicnapiyance, „Wir versuchen gerade unsere Arbeit professionell und strukturiert aufzubauen.“
Das Projekt mit Geld- oder Sachspenden unterstützen

Materialien, die für den Unterricht benötigt werden.
Benötigt wird in erster Linie Geld. Wer die aktuelle Weihnachtsaktion „Eine Schultüte für 12 Euro“ unterstützen möchte, versorgt ein Kind in Sri Lanka für ein Tertial (Januar bis April) mit allen benötigten Schulmaterialien. Zum Start des nächsten Schuljahres soll ein Einschulungsfest stattfinden, an dem sich die Kinder kennen lernen können und ihnen ihre Schultüten überreicht werden.
Für 15 Euro kann außerdem eine Lehrkraft einen Monat lang bezahlt werden. Dafür werden dringend Paten gesucht, die über längere Zeit eine solche Stelle finanzieren wollen.
Aber auch ohne Geld kann geholfen werden: Gerne werden Sachspenden, wie alte Computer und Nähmaschinen, Drucker, Kopierer, Schultaschen und alles, was man im Unterricht gebrauchen kann, entgegengenommen. Vincen Francis Jesudasan möchte mit seiner Arbeit eine Botschaft in die Welt senden: „Wir müssen alle lernen dem anderen zu vergeben und jeder kann seinen Teil dazu beitragen.“
Fotos: Vincen Francis Jesudasan
Kontaktdaten:
www.steps-online.org
03834-412159 oder 0176-40258333
S.T.E.P.S. of forgiveness e.V.
Postfach 1131
17464 Greifswald
Spendenkonto:
S.T.E.P.S. of forgiveness e.V.
Konto: 100 150 705
BLZ: 150 50 500
Sparkasse Vorpommern
von Christine Fratzke | 31.10.2010
Im kommenden Januar stehen, wie in jedem Jahr, die Gremienwahlen an. Das ist zwar noch ein wenig hin, dennoch soll mit der Planung bald begonnen werden. Daher wurde nun die Wahlleitung, die die Wahlen traditionell organisieren, ausgeschrieben. Nun soll in den nächsten Sitzungen des Studierendenparlaments (StuPa) der Wahlleiter beziehungsweise die Wahlleiterin plus Stellvertretung gewählt werden.

Zum 2. November wird eine neue Wahlleitung gesucht.
StuPa-Präsident Erik von Malottki betont, wie wichtig der Wahlleiter ist: „Er organisiert die Wahlen zum Studierendenparlament und macht damit studentische Selbstverwaltung erst möglich.“ Die Wahlleitung kümmert sich also um die Räumlichkeiten in Absprache mit der Universitätsverwaltung und um die Durchführung der Wahl. Dabei wird diese vom StuPa und dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) unterstützt, die Referenten für Hochschulpolitik und politische Bildung informieren über die Tätigkeiten der Wahlleitung.

Die Gremienwahlen finden traditionell im Unihaupgebäude statt. Erik: "Wichtig ist, dass der Wahlleiter nicht selbst antreten wird."
„Das Arbeitspensum ist nicht genau festlegbar, man kann sich die Zeit aber einteilen“, erklärt Erik von Malottki. 400 Euro Aufwandsentschädigung gibt es dann für den Wahlleiter und den Stellvertreter insgesamt. Die Wahlleitung kann aus der gesamten Studierendenschaft stammen, ein hochschulpolitischer Bezug sei laut StuPa-Präsident nicht notwendig. Zwar hätte es in der Vergangenheit durchaus politische Wahlleiter gegeben, wie im vergangenen Jahr Juso Michael Seifert. „Wichtig ist nur, dass er nicht selbst bei der Gremienwahl antreten wird“, schildert Erik.
Die Wahlleitung selbst kann bereits in der StuPa-Sitzung am 2. November gewählt werden. Die Bewerbung muss dafür spätestens um 12 Uhr am 2. November beim StuPa-Präsidium unter stupa@uni-greifswald.de eingehen.
Foto: Christine Fratzke, Flyer StuPa Greifswald
Update vom 1. November:
Die beiden 21-jährigen BWL-Studenten Stefan Damm und Matthias Ullmann wollen sich um die Stellen als Wahlleiter und als stellvertretender Wahlleiter in der morgigen StuPa-Sitzung bewerben.
von Tjorven Hinzke | 31.10.2010
Während des Schreibens der Hausarbeit schnell was googlen, dann noch fix Mails lesen, kurz nach dem Abstecher ins studiVZ, dem aus der Ecke blinkenden Link folgen, nebenbei in ICQ antworten – so in etwa dürfte bei vielen Studenten die Arbeit am Computer aussehen.

Ein halbes Jahr kein Internet: Ohne Netz von Alex Rühle.
Ähnlich verhackstückt ist auch der Alltag von Alex Rühle. Als Journalist gehört das Internet einfach dazu – eine Information hier, ein Abstecher da, und hochploppende Mails wollen natürlich sofort beantwortet werden.
Bis er beschließt, diesem Teil seines Lebens ein halbes Jahr den Garaus zu machen. Aus der während einer Bahnfahrt gewonnenen Erkenntnis heraus, dass es sich ohne ständig brummelndes Smartphone doch erstaunlich konzentriert arbeiten lässt, beginnt er sein sechsmonatiges Fasten.
Suchtsymptome und Heimlichkeiten
In kurzweiliger Manier berichtet er über seine Erfahrungen, die zwar nicht von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt reichen, aber manchmal nicht allzu weit von dem einen oder dem anderen Extrem entfernt sind. So reflektiert er seine eigenen Suchtsymptome – während eines Urlaubs alle halbe Stunde heimlich ins Netz, es ist ja so wichtig – und leidet durch das ausbleibende Vibrieren des normalerweise in der Hemdtasche am Herzen getragenen Handys. Genauso gibt es aber „die ruhigen Momente, wenn es sich so anfühlte, als würde ich eine Schale klaren Wassers durch die Gegend tragen“.
Ähnlich verhält es sich mit dem gesamten Buch: Mal betrachtet der Autor das Arbeitsumfeld von Google oder skizziert in großem Maßstab ein Szenario, in welchem dem Internet der Platz des Ersterfundenen vor dem Buch zufiel. Dann wird wieder detailliert ein Gespräch mit seinem Sohn geschildert und von der Befreiung einer undankbaren Ente erzählt.
Dabei wird alles durch einen locker-(selbst)ironischen Stil verknüpft, der es dabei doch schafft, auch ernsthafte Themen und die innere Welt des Autors mitzuteilen, ohne ins Oberflächliche oder Klischeehafte abzurutschen.
Nichts aufgezwungen

Wie es einem wohl nach sechs Monaten ohne Netz geht?
Dies ist auch einer der Aspekte, die das Buch so lesenswert machen – eine Sprache, die wirkt, als ob es dem Autor wirkliche Freude bereitet hätte, sich ihrer zu bedienen, die ohne mahnenden Zeigefinger oder überspitzte Meinungsextreme auskommt. Dem Leser wird nichts aufgezwungen oder eine Ansicht als die einzig wahre dargestellt. Wer sich das Buch zu Gemüte führt, kann es als Anlass nehmen, sich auch mit seinem Verhalten dem Internet gegenüber auseinandersetzen, kann es aber ebenso gut einfach genießen und anschließend beiseite legen. Genau diese scheinbare Unverbindlichkeit wird wahrscheinlich viele dazu verleiten, ersteres zu tun.
Und auch wenn nicht, so bereichert die Lektüre doch das Allgemeinwissen, denn immer wieder eingestreut finden sich Wissensbrocken aus einem verblüffenden Fundus, der die Beteuerungen des Autors bezüglich seines schlechten Gedächtnisses Lügen straft.
So etwa ein Zitat Blaise Pascals, nach dessen Worten das gesamte Unglück der Menschheit allein daraus entstünde „dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen“. Oder die Tempovorschriften einer Klaviersonate von Robert Schumann. Oder die – wenig positiv gefassten – Meinungen Reisender am Anfang des 19. Jahrhunderts zum damals neumodernen Eisenbahnfahren. So wie denjenigen, die Pferdekutschen gewöhnt waren, das neue Gefährt mit seinen zu dieser Zeit sagenhaften 30 Stundenkilometern entschieden zu schnell war, so müssen sich heute viele erst an die mit dem Netz kommende Beschleunigung des Lebens gewöhnen, dann passt das schon. Oder nicht? Eine endgültige Antwort gibt der dem Internet keineswegs abgeneigte Autor nicht.
Letztlich bleiben die kleinen Dinge und Momentaufnahmen aus dem halben Jahr. Der Autor kann und will nicht auf www.internetweißalles.de verzichten und fällt rapide in sein altes Suchtmuster zurück. Ein paar Dinge seines Lebens haben sich dennoch geändert. Ein leicht von den Augen ins Hirn wandernde, an einigen Stellen einen zum Weiterdenken anregenden Nachgeschmack hinterlassende Buch wird zugeschlagen. Dann check ich mal meine Mails. Und verzichte wohl auf den verlinkten Abstecher.
Fotos: Aufmacher Klett-Cotta (keine CC-Lizenz), Alexander Franke via jugendfotos.de
von Marco Wagner | 31.10.2010

Am Dienstag, dem zweiten November beginnen die Entwicklungspolitischen Tage.
„Geld ist … der Geburtshelfer beinahe allen Fortschritts in der Geschichte“, schwärmt Niall Ferguson, Historiker der Harvard Universität. „Die erfolgreichste Erfindung der Menschheit erweist sich als ebenso genial wie zerstörerisch“, heißt es hingegen im Film „Der Schein trügt“ von Claus Strigel. „Welt Macht Geld“ ist das Motto der diesjährigen Entwicklungspolitischen Tage (EP-Tage) Mecklenburg-Vorpommerns, die bereits zum zehnten Mal in Greifswald und Rostock stattfinden und am Dienstag, dem 2. November im Pommerschen Landesmuseum feierlich eröffnet werden. Bis zum 13. November finden zahlreiche Veranstaltungen rund um das Thema Geld statt. Im Mittelpunkt stehen dabei die aktuelle Finanzkrise und deren Ursachen. In der Pressemitteilung der Organisatoren heißt es unter anderem:
„Die aktuelle Finanzkrise ist nicht aus heiterem Himmel gefallen. Vielmehr ist ihr Ablauf typisch für viele zurückliegende Krisen. Warum ziehen wir so wenig Lehren aus der Geschichte? Mit dem heutigen Geldsystem werden wir die Probleme unserer Zeit nicht lösen: Armut und Hunger, Konflikte um Ressourcen, Umweltzerstörung und Klimawandel. Liegt es in der Natur des Geldes, dass die Mehrheit der Weltbevölkerung den Preis für den Reichtum Weniger bezahlt? Kann die Macht des Geldes über die Menschheit wieder abgelöst werden von der Macht der Menschen über das Geld?“
Mit diesen Problemen und Fragen beschäftigen sich die Veranstaltungen der Entwicklungspolitischen Tage. In diesem Zusammenhang soll aus unterschiedlichen Perspektiven an das Thema Geld heran gegangen werden. Es sollen Möglichkeiten alternativen Wirtschaftens aufgezeigt und der Versuch unternommen werden, diese gemeinsam mit den Teilnehmern weiter zu entwickeln.
Zur Einführung in das komplexe Thema zeigen die Veranstalter in Kooperation mit dem Filmclub Casablanca den Streifen „Let’s make Money“ während der Eröffnungszeremonie am Dienstag, dem zweiten November um 19 Uhr im Pommerschen Landesmuseum. Anschließend gibt es einen kleinen Empfang mit Buffet.
Seit 2001 findet die sich an gesellschaftlichen, von globaler Relevanz orientierende Veranstaltungsreihe regelmäßig einmal im Jahr statt und wird vom Eine- Welt- Landesnetzwerk in Zusammenarbeit mit dem Greifswalder Weltladen organisiert. Beteiligt sind unter anderem die Greifswalder Ortsgruppe von Amnesty International oder die Vereine „Kultur- und Initiativenhaus Greifswald e.V.“ und „DAZ e.V.“.
Das Programm2010 der diesjährigen EP-Tage gibt es hier.
Bildnachweis: Veranstalter (Flyer Welt Macht Geld, keine CC-Lizenz)
von Jakob Pallus | 30.10.2010
Für viele Geschichtsstudenten stellt das Latinum eine große Hürde in ihrer Studienlaufbahn dar. Nun soll künftigen Studenten der Einstieg in die lateinische Sprache mit einem Propädeutikum erleichtert werden.
Ende des letzten Sommersemesters riefen die Lehrenden am Historischen Institut eine Kommission ins Leben, die Möglichkeiten prüfen sollte, wie den Studierenden der Weg zum Latinum erleichtert werden könne. Ihr gehörten neben dem Fachschaftsrat Geschichte auch Professor Thomas Stamm-Kuhlmann, Direktor des Historischen Instituts, Dr. Bernard van Wickevoort Crommelin vom Lehrstuhl für Alte Geschichte, sowie Dr. Lars Deile vom Arbeitsbereich Fachdidaktik und Jens Metz an, der als Lateindozent tätig ist und auch die Latinumsprüfung abnimmt. Metz schätzt die Zusammenarbeit als harmonisch und fruchtbar ein: „Es gab aus meiner Sicht keine großartigen Meinungsverschiedenheiten. Soweit ich das einschätzen kann, sieht der aktuelle Fachschaftsrat – eher als der vorige – die Notwendigkeit des Lateins bzw. Latinums für Historiker.“ Den Wünschen vieler betroffener Studenten, lediglich Lateinkenntnisse zu verlangen, konnte jedoch nicht entsprochen werden. Eine derartige Änderung der bestehenden Regelungen obliegt allein dem Kultusministerium in Schwerin.
Um den Studenten dennoch entgegenzukommen, beschloss die Kommission die Einführung eines Propädeutikum oder Tutorium. In ihm sollen insbesondere die Kenntnisse der Studenten zu grammatikalischen Grundbegrifflichkeiten auf einen einheitlichen Stand gebracht werden. Professor Stamm-Kuhlmann hat bereits die Finanzierung dieses Propädeutikums beantragt. Bis diese allerdings bewilligt ist, kann noch einige Zeit vergehen. Die Lehrveranstaltung wird frühestens im Sommersemester 2011 angeboten werden.
Eine Regelung, dass das Latinum bis zum Ende des Grundstudiums abzulegen sei, wie es einige Lehrkräfte sich wünschen, wird es jedoch in den nächsten Semestern nicht geben. „Hierfür wäre nach Auskunft des Historischen Instituts eine Änderung der Studienordnung notwendig, womit ein sehr hoher administrativer Aufwand einherginge. Dennoch wäre eine derartige Regelung aus meiner und auf lange Sicht wünschenswert.“, so Metz. Ob eine solche Bestimmung jemals eingeführt wird, steht aber weiterhin in den Sternen.
Hintergrund:
Wer Geschichte auf Lehramt studiert, benötigt für das Staatsexamen das Latinum. Dies stellt viele Studenten, die das Latinum nicht bereits in der Schule abgelegt haben, vor ungeheure Schwierigkeiten. Die Arbeitsbelastung gleicht nicht nur der eines zusätzlichen Studienfachs. Wer die Latinumsprüfung dreimal nicht besteht, darf bundesweit keinen Abschluss machen. Näheres zu bestehenden Regelungen und den daraus resultierenden Problemen gibt es hier.
Bild: eisenbahner via flickr (Lateintext)