von Julia | 13.02.2010
Schon wieder schneit es dank Tief Queen und in der gestrigen Unwetterwarnung vom deutschen Wetterdienst heißt es „Bei starkem Wind, in Böen bis Stärke 7, aus Nordost und anhaltendem Schneefall zunächst bis heute Abend 5 bis 10 cm weiterhin Gefahr von starken Schneeverwehungen besonders in Küstennähe.“ und man fragt sich, wo der ganze Schnee noch hin soll.

Schneemassen
Was tut die Stadt zur Schneeräumung
Dass die Schneemassen weggeschafft werden müssen, ist klar und die Stadt ist verantwortlich für 150 Straßen- und 60 Gehwegkilometer. In den letzten Tagen wurden 200 Tonnen Schnee zum Greifswalder Bauhof geschafft, sowohl vom kommunalen Winterdienst als auch von externen Firmen, die mit Spezialgerät zum Einsatz kamen. Der Bauhof hat einen Fuhrpark von drei LKW und sechs Mulitcars (wendige Kleintransporter), von denen jedoch zwei im Einsatz „in die Knie“ gingen und seitdem ausfallen.
Beim Räumen von Schnee können die Multicar nur im Schritttempo fahren, während beim Aussprühen von Salz eine Geschwindigkeit von 30 km/h möglich ist. Salz ist jedoch Mangelware, da seit dem 30.12.2009 eine Lieferung von 170 Tonnen aussteht. Der Lieferant hat mitgeteilt, dass vorerst keine Kommunen beliefert werden. Deswegen kann die Stadt seit dem 18. Januar nur noch in Kreuzungsbereichen und an sehr gefährlichen Steigungen Salz einsetzen. Derzeit können nur noch Sand und Granulat ausgebracht werden, diese Mittel verfehlen jedoch ihre Wirkung, wenn es wieder darauf schneit oder der Wind den Sand verweht.

Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt
Das Entfernen der Eisschicht an Bushaltestellen, Kreuzungs- und Fußgängerüberwegen, Geh- und Radwegen und Regenabläufen kann nur bei Temperaturen um 0 Grad erfolgen, da sonst die Gerätschaften beschädigt werden. Letzte Woche Freitag war diese Voraussetzung erfüllt und dank der vom Stadtförster bereitgestellten Scheibenegge konnte im Ostseeviertel und in der Innenstadt die Eisschicht aufgerissen werden.
Weiter kamen Radlader, LKW und Schneepflüge verschiedener Greifswalder Firmen zum Einsatz. Die Mietpreise für diese Dienste bewegen sich je nach Gerät zwischen 57 und 75 Euro pro Stunde (inkl. Fahrer) und dazu kommen noch Sonntags- und Nachtzuschläge.
Der geräumte Schnee wird zum Bauhof gebracht und muss dort als Abfall entsorgt werden, da der Schnee durch Salz und Sand verunreinigt ist, als Abfall gilt und nicht über den Ryck entsorgt werden kann.
Wann muss ich Schnee räumen?
Auch die Anwohner haben Pflichten, die in der Straßenreinigungssatzung (PDF) in §5 geregelt sind. Dort heißt es, dass „Gehwege einschließlich der gleichzeitig als Radweg ausgewiesenen Gehwege“ freizuhalten sind, der Schnee zwischen 8 und 20 Uhr „unverzüglich nach beendetem Schneefall“ zu entfernen ist und mit abstumpfenden Mitteln (Sand, Kies) zu streuen ist, nicht jedoch mit Salz. Dort ist auch festgelegt, dass die Ablagerung „auf dem an die Fahrbahn angrenzenden Drittel des Gehweges oder des Seitenstreifens“ zu erfolgen ist.

Gehwegräumung
Normalerweise ist der Eigentümer verantwortlich für die Räumung und wer im eigenen Haus wohnt, schippt und streut vor der Tür. Aber auch Mieter können in die Verantwortung genommen werden. Entweder der Vermieter beauftragt einen gewerblichen Winterdienst (die WVG z.B. setzt die eigene Dienstleistungsgesellschaft DLG ein) oder den Mieter direkt, was über eine separate Regelung geschieht oder im Mietvertrag festgelegt ist. Mehr dazu in diesem Artikel.
von Carsten Schönebeck | 12.02.2010
In der Nacht zum Donnerstag wurden in der Greifswalder Innenstadt rechtsextreme Schmierereien an verschiedenen Stellen angebracht. Auf einem großen Baustellenschild vor der neuen Stadthalle prangt seitdem der Spruch „Dresden das war Mord“, an einem Toilettenhäuschen vor der Mensa am Schießwall steht „Rache für Dresden“. Die Fassade des Internationalen Kultur- und Wohnprojekts wurde mit drei Hakenkreuzen beschmiert.
Der oder die Täter nehmen mit den beiden Sprüchen Bezug auf den 65. Jahrestag des alliierten Bombenangriffs auf die Stadt Dresden. Dort werden morgen mehr als 7000 Rechtsextreme zu einem Gedenkmarsch erwartet.
Das IKuWo war in den vergangenen Monaten mehrfach Ziel politisch motivierter Straftaten aus dem rechten Milieu. Ende Oktober waren mehrere Personen erwischt worden, als sie das Gebäude mit Flaschen bewarfen. Als die Täter flüchteten, nahmen fünf Teilnehmer der gerade im IKuWo laufenden Veranstaltung ihre Verfolgung auf und verständigten die Polizei. Dabei beobachteten sie, wie einer der Täter an der Kreuzung Gützkower Str./Bahnhofstraße einen Hitlergruß zeigte. Nach Angaben der Verfolger handelte es sich bei den Tätern um Mitglieder der Burschenschaft Rugia.
Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass im Dezember eine tote Katze vor der Tür des Vereinshauses abgelegt worden war. Dem Tier hatte man einen Flyer der örtlichen Antifa an den Kopf genagelt.
In allen drei Fällen ermittelt die örtliche Polizei. Eine Vertreterin des IKuWo erklärte gegenüber dem webMoritz, man vermute, dass es sich bei allen drei Vorfällen um Täter aus dem Umfeld der besagten Burschenschaft handle. Diese sehe man auch als derzeitigen Rückzugsraum der Rechtsextremen vor Ort.
Einschüchtern lasse man sich durch die Angriffe und Drohungen der vergangenen Monate nicht. Der erneute Vorfall zeige jedoch, dass sich das Klima in Greifswald deutlich zuspitze. Es seien nun Stadt und auch die Universität gefragt, klare Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen.
In einer vorherigen Version des Artikels war im vorletzten Absatz von „besagten Burschenschaften“ die Rede. Dies war ein Tippfehler unsererseits, der möglicherweise zu Missverständnissen geführt hat. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Bilder: Carsten Schönebeck
von Carsten Schönebeck | 11.02.2010
Am 13. Februar 1940 fand im damaligen Deutschen Reich die erste Deportation jüdischer Mitbürger statt. Unter den Betroffenen befanden sich auch fünf Greifswalder. Anläßlich des 70. Jahrestages am kommenden Samstag lädt der Arbeitskreis Kirche & Judentum zu einer Gedenkveranstaltung ein.

Das Ehepaar Feldmann gehörte zu den ersten verschleppten Greifswaldern der Judenverfolgung
Die Veranstaltung beginnt um 10:30 Uhr auf dem Universitätshof vor dem Eingang des Historischen Instituts in der Domstraße 9. In einem Gedenkweg werden Wohnorte deportierter Juden in der Innenstadt abgelaufen. Einige der Wohnorte sind 2008 mit „Stolpersteinen“ markiert worden um an die Verfolgung der Juden im Dritten Reich zu erinnern.
Im Regierungsbezirk Stettin wurden mehr als tausend Menschen jüdischer Herkunft verschleppt. Lediglich 19 von ihnen überlebten den zweiten Weltkrieg.
Weitere Informationen findet ihr auf dem Infoflyer der Veranstalter (PDF).
Aus Respekt vor den Opfern und wegen schlechter Erfahrungen mit früheren Artikeln haben wir die Kommentarfunktion zu diesem Artikel deaktiviert.
Bild – webMoritz Archiv
von Carsten Schönebeck | 10.02.2010
Ein Beitrag von Christopher Denda und Carsten Schönebeck
Am kommenden Wochenende erwartet die Stadt Dresden der vermutlich größte Aufmarsch Rechtsextremer in ganz Europa. Von Rostock und Neubrandenburg aus gibt es einen Bustransfer für Gegendemonstranten.
Am 13. Februar 1945 begannen die Luftangriffe der Alliierten auf die Stadt Dresden, die mindestens 18.000 Menschen das Leben kosteten. Neben den Gedenkveranstaltungen der Stadt, religiöser Gemeinden und weitere Einrichtungen nutzen seit den 90er Jahren vermehrt Rechtsextreme das Datum für einen Gedenkmarsch. Nach Angaben der aktiven Gegner handelt es sich bei der von der rechtsextremen Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland organisierten Veranstaltung um den größten Naziaufmarsch Europas. Für das kommende Wochenende werden dazu etwa 7000 Teilnehmer erwartet.

Die Semperoper bei den Protesten im vergangenen Jahr.
Die Stadt Dresden hatte sich bemüht die angemeldete Demonstration auf eine zentrale Kundgebung zu reduzieren, das örtliche Verwaltungsgericht sah jedoch keinen Anlass, die Versammlungsfreiheit einzuschränken. Nun läuft die Revision beim Oberverwaltungsgericht in Bautzen. Die Stadt argumentiert man könne nicht genügend Polizeikräfte stellen um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Durch den laufenden Rechtsstreit ist die Route der Rechtsextremen noch nicht sicher.
Gegner des Aufmarsches formieren sich
Ebenfalls für den Samstag sind mehr als zwanzig Gegendemonstrationen und -veranstaltungen angekündigt worden. Die Stadt selbst, sowie die christlichen Kirchen und die jüdische Gemeinde vor Ort ruft beispielsweise zu einer Menschenkette auf, die die Dresdner Innenstadt abriegeln soll. Im Aufruf heißt es: „Die Menschenkette soll die Dresdner Innenstadt, die am 13. Februar traditionell ein Ort des Erinnerns und Mahnens ist, wie ein symbolischer Wall umschließen und damit vor dem Eindringen Rechtsextremer schützen.“ In der Innenstadt rund um die Frauenkirche gilt an diesem Tag seit Jahren ein Demonstrationsverbot.
Das Aktionsbündnis „Dresden Nazifrei“ ruft derweil energischer dazu auf den Aufmarsch zu blockieren. „Dresden Nazifrei“ hatte im Januar bereits deutschlandweite Aufmerksamkeit bekommen. Der Aufruf der Gruppe, der auch von mehreren Parteien und Gewerkschaften gestützt wird, ruft zu zivilem Ungehorsam auf. Trotz der Betonung, dass man zwar blockieren aber nicht eskalieren wolle, deutete die Dresdner Staatsanwaltschaft dies auch als Aufruf zur Gewalt: Plakate wurden beschlagnahmt, Wohnungen durchsucht, die deutsche Domain der Internetpräsenz gesperrt.
Einen organisierten Bustransfer für Gegendemonstranten aus MV gibt es lediglich aus Rostock und Neubrandenburg. Mit [’solid], der Jugendorganisation der Partei Die Linke, kommt man für 10 Euro hin und zurück. Auch die Rostocker Bürgerinitiative „bunt statt braun“ wird zwei Busse nach Dresden schicken.
Update – 12. Februar 10:05
Vor wenigen Stunden erreichte uns die Nachricht, dass es nun doch einen Bus geben wird der von Stralsund über Greifswald nach Dresden fahren wird. Organisiert wird die Fahrt von [’solid] MV, der hiesigen Jugendorganisation der Partei „Die Linke“. Einige wenige Plätze sind noch zu haben. Bei Interesse meldet euch unter bus[ät]solid-mv.de
Bilder:
Startseite – Zumeyran Sarica via www.jugendfotos.de
Semperoper – user „2SpacesNoTabs“ via flickr.com
von Carsten Schönebeck | 08.02.2010
Bereits vor einigen Tagen erreichte uns der folgende Gastkommentar der Greifswalder Studentin Margaretha Seifferth zur Namendebatte und der dazugehörigen Urabstimmung, den wir nun endlich veröffentlichen wollen:
Gleich zu Anfang: Ich bin kein Vertreter der Initiative „Uni ohne Arndt“ und auch nicht der „Pro-Arndt AG“. Dennoch würde ich gern einige Worte zu der Urabstimmung loswerden. Hintergrund ist der Streit um die Interpretation der Urabstimmung, die gerade allerorten ausgebrochen ist. Ich habe mit einigen Freunden gesprochen und etliche von denen denken so wie ich. Ich finde dass auch diese Position – eine Position zwischen den zwei Lagern – hier einmal zu Wort kommen sollte:

Margaretha Seifferth studiert Deutsch als Fremdsprache und Baltistik an der Uni Greifswald
Ich habe mit „Nein“ abgestimmt. Und trotzdem gehöre ich zu denen, die aus verschiedenen Gründen gegen den Namen Ernst Moritz Arndt sind. Ich lehne Arndts Rassismus und Antisemitismus ab. Zum anderen glaube ich auch einfach, dass das Thema Arndt zu einem Ende kommen muss. Wir können nicht jedes Jahr von neuem in dieser Breite über den Namenspatron debattieren.
Warum haben wir dann nicht direkt für die Ablegung des Namen gestimmt?
Ganz einfach. Weil wir dem Wortlaut der Urabstimmung nicht zustimmen: „Der Senat wird dazu aufgefordert, § 1 I der Grundordnung des Universität so zu ändern, dass unsere Hochschule fortan nur noch den Namen „Universität Greifswald“ trägt.“
Keine Uni ohne Namenspatron
Hier stand kein anderer Name zur Wahl! Und ich gehöre zu denen, die sich die Uni Greifswald nicht ohne Namenspatron vorstellen können oder wollen. Immerhin ist so ein Uniname ein Identifikationsmerkmal. Auch wenn wir der Meinung sind, dass dies bei Arndt schwierig ist. Aber immerhin haben wir einen Namen und die wenigsten außerhalb wissen, wer Arndt ist. Von daher lieber Arndt, als gar kein Name! Und zum anderen stellt ein Name auch ein Prestigemerkmal und eine Marke dar.
Aber wenn ein anderer Name zur Alternative gestanden hätte (z.B. Caspar David Friedrich, der mehr Bekanntheitsgrad besitzt und auch vielmehr für diese Gegend steht als Arndt), dann lieber der, anstelle Arndts!

Bei der Abstimmung hatte sich eine relative Mehrheit der Studenten für die Beibehaltung des Uninamens ausgesprochen.
Nur weil ich mit „nein“ gestimmt habe, habe ich nicht „für“ Arndt gestimmt. Ich möchte auch nicht, dass die Arndt-Anhänger, uns das unterstellen. Ich finde eben nur einen Uninamen sehr wichtig.
Schwierigkeiten bei der Wahl
Unabhängig davon möchte ich noch einen zweiten Punkt ansprechen. Eine gute Freundin von mir wollte am 13. Januar wählen gehen. Da sagte man ihr, für die StuPa-Wahl seien zur Zeit nicht genug Wahlzettel vorhanden. Daher bekam sie auch nicht die Möglichkeit an der Urabstimmung teilzunehmen. Da man meinte, sie käme dann nicht nochmal zur StuPa- Wahl vorbei, weil davon ausgegangen wurde, die meisten seien nur an der Urabstimmung interessiert.
Am nächsten und übernächsten Tag hatte meine Freundin aber leider keine Zeit und war wohl auch etwas frustriert, was dazuführte, dass sie nicht an der Wahl teilnahm bzw. teilnehmen konnte. Ich denke nicht, dass sie die einzige war, der es so erging. Daher stell sich mir die Frage: Ist das nicht Wahlbehinderung? Wurde das Wahlergebnis dadurch nicht sogar verfälscht? Über beide Aspekte sollten bei der Interpretation des Ergebnisses nachgedacht werden.
Bilder:
Startseite – Alexander Müller
Foto Margaretha Seifferth – privat
Stimmzettel – Sandro Teuber