„Welt, Macht, Geld“, unter diesem Motto wurden am Dienstag Abend die zehnten Entwicklungspolitischen Tage des Landesnetzwerkes Mecklenburg-Vorpommern eröffnet von der Vorsitzenden Andrea Krönert und Koordinatorin Sarah Louis. Los ging es im Pommerschen Landesmuseum mit einer Diskussion zum Film „Let´s make money“.

Globalisierungskritischer Film „Lets make money“

Es ist viel Krach zu hören im Steinbruch. Die Geier kreisen am blauen Himmel. Es ist heiß. Männer, Frauen und sogar Kinder zerschlagen Steine. Armut und Elend geht um. Eindrucksvoll zeigt die Filmszene, wie der Arbeitsalltag in einigen Entwicklungsländern aussieht, wo viele Menschen von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen. „Die Böden sind vernichtet, die Baumwolle ist weg und das Geld für die Baumwolle ist weg“, beschreibt ein Farmer seine dramatische Situation im Film am Rande der Sahelzone in Burkina Faso. Wo noch Baumwolle angebaut wird, berichtet ein Produktionsmanager, dass die Subventionen der Industrienationen bewirkten, dass die Menschen in den Entwicklungsländern deswegen vom Baumwollanbau nicht leben können. Es werde zu Auswanderungen nach Europa kommen, bezüglich der Flüchtlingsströme.

Der Film zeigt, wie der Finanzmarktkapitalismus funktioniert, zumindest aus Sicht der Globalisierungskritiker.  Dargestellt wird im Film auch ein System von Wirtschaftskillern, wonach der Westen versuche, in Länder hereinzukommen. Sie forderten von Entwicklungsländern Privatisierungen, von denen nur die westlichen transnationalen Konzerne profitierten, nicht jedoch die arme Bevölkerung. Die Entwicklungsländer würden sich verschuldet, rückzahlbar in Naturalien. Die Weltbank und der IWF werden hier in einem schlechten Licht dargestellt.

Politikwissenschaftler Alexis Passadakis

Nach einigen Filmausschnitten diskutierten etwa 60 Zuhörer mit dem Politikwissenschaftler Alexis Passadakis über den Film und verschiedene Seiten der Entwicklungspolitik. Es kam die Frage auf, wo man sein Geld am besten anlegen solle. „Es gibt keinen Finanzkonsum auf der sicheren Seite“, antwortete Passadakis, denn das Geld lande im zweiten Schritte sowieso wieder auf den internationalen Finanzmärkten. Mit Verweis auf eine steigende Hungerzahl auf eine Milliarde Menschen sprach er sich dafür aus, diese Menschen nach Europa zu lassen und das Grenzregime abzuschaffen.

Alexis Passadakis: „Durch Handelsüberschüsse exportieren wir auch Armut, weil wir im Ausland Industrien vernichten“

Er spricht sich für einen liberalisierten Weltmarkt aus wie Zoll- und Subventionsabsenkungen. Alternativ solle ein „internationales Preisregime für Rohstoffe wie Kaffee geben“, wodurch die Weltmarktpreise zwar stiegen, die Bevölkerung in den Entwicklungsländern aber profitiere. Er kritisiert auch, dass Deutschland innerhalb der EU Handelsüberschüsse erzeugt verbunden mit Defiziten in anderen Ländern. Diese Ungleichgewichte basiere auf einer Dumpinglohnstrategie und der expansiven Exportorientierung der Bundesregierung, was beiden den Export fördere. „Armut wird durch prekäre Beschäftigung gefördert und Armut wird exportiert, weil im Ausland Industrien kaputt gemacht werden.“ Jedoch unterschlägt er hier, dass die Löhne in Deutschland die höchsten in Europa sind und vorwiegend die Hochlohnindustrien exportieren und weniger die Industrien mit niedrigen Löhnen.

Fair Trade als Ablasshandel?

Etwa 60 Teilnehmer kamen zur Eröffnung.

Gegenüber Mikrokrediten, hier erhalten einzelne Kleinstunternehmer Kredite für die Umsetzung ihrer Geschäftsidee, ist er skeptisch trotz erfolgreicher Beispiele. Es gebe auch Beispiele, wo es nicht geklappt habe mit der Folge massiver Verschuldung. Eine große Verschuldung sieht er auch bei den öffentlichen Haushalten, die er mit höheren Einnahmen aus der Erbschaftssteuer, einer Vermögenssteuer beheben will: „Deutschland hat ein Einnahmeproblem“. Durch Steuerparadiese würden der öffentlichen Hand massive Mittel entzogen, durch Steuerflucht in Deutschland etwa 65 Milliarden Euro. Steuersenkungen sieht er als Problem. Die Finanzwirtschaft will er zu einer einmaligen Vermögensabgabe zur Finanzierung der Weltwirtschaftskrise verpflichten. Über Fair Trade denkt das attac-Mitglied, dass es sich hierbei um eine gut und sehr wichtige Idee handele, aber dennoch sieht er darin auch einen Ablasshandel, wenn dadurch Menschen in den Industrieländern ihr Gewissen erleichterten. Eine Verbindung mit politischer Bildungsarbeit sei notwendig.

Insgesamt finden bis Ende nächster Woche noch über 30 Veranstaltung rund um Entwicklungspolitik statt. Das gesamte Programm gibt es hier.

Fotos: David Vössing.