Schnelleres Studium, internationale Vergleichbarkeit von Studienabschlüssen, niedrigere Abbrecherquoten, bessere Mobilität durch vereinfachte Anrechnung von Prüfungsleistungen an anderen Unis, waren die Ziele der der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen. Einig waren sich am Donnerstag Abend die Referenten, dass die Umsetzung der Bologna-Reform „eklatant gescheitert ist“, wie Stupist und Landesvertreter der Studierendenschaft, Thomas Schattschneider formulierte und die „Hochschulen auf einem Himmelfahrtskommando“ sieht. Etwa 30 Zuhörer, darunter auch Stupisten und AStA-Referenten, waren zur Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Liberalen Gesprächsforum Greifswald und der Liberalen Hochschulgruppe ins Unihauptgebäude unter der Moderation von Nikolaus Möbius gekommen.
„Studierende durch Prüfungsdiche überlastet“
Gegen die Umsetzung der Bologna-Reform gab und gibt es großen Widerstand unter den Studenten. Für Professor Alexander Wöll, Dekan der Philosophischen Fakultät, ist die „fehlende Mobilität der wundste Punkt“, denn Anrechnungen waren früher problemlos, heute sei hingegen das Gegenteil der Fall. Weiter berichtet der Dekan der Philosophischen Fakultät, dass Bachelor und Master in Oxford so nicht eingeführt worden seien. Hans Kreher als bildungspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion sieht die „Studierenden durch die Prüfungsdichte überlastet.“ Jedoch will er die Reform nicht rückgängig machen. Auf Nachfrage von Franz Küntzel zeigte sich Kreher offen für einen Bachelor beim Lehramt. „Dann können die Studenten danach praktische Erfahrungen sammeln“.
David Wulff: „Vorwurf Bachelor als Schmalspurausbildung nicht von der Hand zu weisen“
Zustimmung erhielt der heimische FDP-Landtagsabgeordnete Sebastian Ratjen: „Das Diplom ist international anerkannt.“ Kritik erntete er aber, als er Noten als „völlig irrelevant und subjektiv“ bezeichnete. Es komme auf die Leistung an. Dem hielt Wöll entgegen: „Noten sind sozial gerecht“, sonst würden die Unternehmen nur die Bewerber von Bekannten auswählen. Ratjen habe nicht unrecht, so der Unternehmer David Wulff, dass der Bachelor eine „Schmalspurausbildung“ sei. „Der Vorwurf ist nicht von Hand zu weisen.“ Studenten seien dann an ein Unternehmen gebunden, daher sei diese Ausbildung „nicht ganz verkehrt.“ Studenten mit Diplom „werden aber lieber genommen“. Diese erhalten aber auch ein höheren Lohn, während die Personalkosten für die Unternehmen beim Bachelorabschluss günstiger sind.
Reform der Reform: Bachelor über acht Semester?
Um die Umsetzung zu verbessern, wurden verschiedenen Lösungsansätze diskutiert. Wöll will die „Reform der Reform“, indem ein Auslandssemester einfacher möglich wird und die Studiendauer des Bachelors verlängert wird. Thomas Schattschneider schlug hierzu einen „achtsemestrigen Bachelor und dann hochspezialisierte Masterstudiengänge“ vor. Um das zurückgehende ehrenamtliche Engagement zu fördern, sollte es ECTS-Punkten geben so Schattschneider weiter, was Dekan Wöll aber ablehnte: „Dann wird das noch wahnsinniger“. Die Unterfinanzierung will Kreher durch mehr Bundesmittel ausgleichen, aber nicht durch Studiengebühren. David Wulff appellierte an Änderungen vor Ort und fasste Bologna-Umsetzung wie folgt zusammen: „Viel Schlimmer kann es nicht mehr werden.“ Alles in allem standen die Diskutierenden dem Bachelorstudium und -abschluss kritisch gegenüber, für Reformen sprachen sie sich dann im Ergebnis aus. So könnten die Ziele, die hinter der Einführung des Bachelors und Masters, vielleicht doch umgesetzt werden.
Fotos: David Vössing
Zur Klarstellung:
In der derzeitigen Lehramtsausbildung gibt es bereits einen hoher Praxisbezug mit einen bestimmten Anzahl von SPÜ und dem Referendariat. Was Kreher vorgeschlagen hat, sind Hilfslehrer die mit einem Bachelor in der Schule arbeiten könnten. Ob dies allerdings der richtige Weg ist, erscheint mir mehr als fragwürdig…