Zur Zeit ist vorgesehen, dass bis spätestens zum Jahresende zwei Castortransporte, einer mit vier Behältern aus dem französischen Caderache und einer mit fünf Behältern aus Karlsruhe im Lubminer Bahnhof ankommen, um im dortigen Zwischenlager Nord (ZLN) eingelagert zu werden. Die vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erteilte Genehmigung für diesen Transport läuft am 31.12. diesen Jahres aus. Konkrete Transporttermine müssen nach Auflagen des BfS mit den Innenministerien der vom Transport berührten Länder abgestimmt werden. Daher ist auch noch nicht bekannt, wann die Castoren ankommen und eingelagert werden.
Anschließend sollen sie nach Angaben der Pressestelle der Energiewerke Nord (EWN) in ein geplantes Bundesendlager transportiert werden. Als Endlager ist seit einiger Zeit das Bergwerk in Gorleben im Gespräch.
Protesttage gegen Atomenergie
Derweil formiert sich nach Angaben einer Pressemitteilung des Rostocker Anti-Atom Netzwerkes Protest gegen die Transporte. So wollen lokale Gruppen „vielfältigen Protest“ gegen die Zwischenlagerung in Lubmin organisieren. Im Rahmen dieser Aktionen macht die „Baltic Sea Tour“ in Greifswald halt, um sich mit anderen Atomkraftgegnern aus Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland und anderen Staaten des Ostseeraumes zu vernetzen. Das Vernetzungstreffen findet am Samstag dem 24. Juli um 19 Uhr im Klex statt. Die „Baltic Sea Tour“ ist ein Projekt von Atomkraftgegnern, die in verschiedene Orte und Staaten entlang der Ostsee fahren und durch Informationsveranstaltungen auf die radioaktive Verseuchung der Ostsee aufmerksam machen. Die Ostsee ist nach Angaben der Veranstalter eines der am meisten verseuchten Gewässer.
Des weiteren wolle man gegen weitere Atommülltransporte sowie für einen sofortigen Ausstieg aus der Kernenergie demonstrieren. Herzstück der Protesttage wird eine Demo gegen die Castor-Transporte am Sonntag dem 25. Juli in Lubmin sein. Vom alten Bahnhof aus wird sich um 12 Uhr ein Demonstrationszug zum Zentrallager Nord bewegen. Anschließend findet eine Abschlusskundgebung statt. Die Anreise nach Lubmin erfolgt entweder ab 11 Uhr mit dem Bus vom Busbahnhof in Greifswald aus, oder aber mit dem Fahrrad. Hierfür wird eine Fahrraddemo organisiert, die um 10 Uhr von der Europakreuzung nach Lubmin aufbricht.
Das Programm wird am Montag mit einem um 19 Uhr im Klex stattfindenden Vortrag zur Endlagerproblematik fortgesetzt. Mit einer am Mittwoch stattfindenden Demonstration durch die Greifswalder Innenstadt werden die Aktionstage ihren Abschluss finden. Der Demonstrationszug beginnt um 10 Uhr am Karl-Marx-Platz.
Brennstäbe von Forschungsreaktoren und Atomschiff „Otto Hahn“
Am 11. Juni 2010 wurde nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz der ein Jahr zuvor eingereichte Antrag zum Transport von fünf Behältern vom Typ CASTOR HAW 20/28 mit hochaktiven Glaskokillen von der Wiederaufbereitungsanlage in Karlsruhe nach Lubmin genehmigt.
Das ZLN „Rubenow“ wurde ab 1992 als Zwischenlager für abgebrannte radioaktive Brennstoffe, Zwischen- und Abklinglagerung für Radioaktives Material und zur Behandlung von nuklearem Material eingerichtet. Die DDR errichtete allerdings bereits ab 1985 ein Lager für die Brennstäbe aus den Kraftwerken in Rheinsberg und Lubmin, nachdem die Sowjetunion nicht mehr bereit war, die Zwischen- beziehungsweise Endlagerung zu übernehmen. Das ZLN ist im Gegensatz zu den Standorten Gorleben und Ahaus in Bundesbesitz und ausschließlich dazu befugt, bundeseigene Brennstoffe einzulagern. So stammen die Brennstäbe, welche in den Castor-Behältern verwahrt sind, nach Angaben der Pressestelle der EWN aus deutschen Forschungsreaktoren in Karlsruhe und Geestacht sowie dem kernkraftbetriebenen Forschungsschiff „Otto Hahn“.
Nach der Ankunft in Lubmin werden die Behälter nach Angaben der EWN in der Halle acht eingelagert. In dieser dürfen maximal 80 Castor-Behälter für einen Zeitraum von maximal 40 Jahren gelagert werden.
Fotos: Wikimedia Commons (Gelbe Tonne), Wikipedia (Frachter „Otto Hahn“), Anti-Atom Initiative Greifswald (Atomkraft? Nein Danke!)
Anmerkung der Redaktion: Aufgrund von Hinweisen der Pressesprecherin der EWN (siehe unten) wurden aufgetretene Fehler im Text nachträglich korrigiert.
immer aktuelle infos gibts auf der wiki seite des nuklear heritage networks
http://www.greenkids.de/europas-atomerbe/index.ph…
Im Text ist immer wieder vom "Endlager Gorleben" die Rede. Diese Bezeichnung ist aber einfach falsch! Auch Gorleben ist nur ein Zwischenlager – ein geeignetes Endlager für starkradioaktive Abfälle gibt es nämlich weltweit noch nicht.
Exkurs zu Gorleben: Alle 91 CASTOR-Behälter die bisher nach Gorleben gebracht worden sind, stehen auch noch oberirdisch in der Lagerhalle und kein einziger ist bisher ins Bergwerk eingefahren. Und da Gorleben wohl kaum als "Endlager" geeigent ist, sondern eine rein politische Standortentscheidung war, wird dort wohl auch nie ein Behälter einfahren – nur was passiert wenn die Halle voll ist?
Stimmt. Ich hab noch mal nachgelesen, es ist tatsächlich nur ein Zwischenlager. Ich hab die Bezeichnung Endlager für Gorleben und Ahaus rausgenommen.
In meiner Funktion als Pressesprecher der EWN habe ich gestern dem Autor einige Fragen beantwortet. Die Transportgenehmigungen sind bis Jahresende beschränkt. Wann die Einlagerung der CASTOR-Behälter erfolgt, ist noch nicht bekannt.
SIe sollen auch nicht, wie im Artikel geschrieben, später nach Ahaus oder Gorleben gebracht werden. Wenn ein Bundesendlager für diese Abfälle existiert, werden die Kernbrennstoffe bzw. kernbrennstoffhaltigen Abfälle dorthin transportiert und eingelagert. Das Erkundungsbergwerk Gorleben ist zur Zeit ein möglicher, in Diskussion befindlicher Standort für solch ein Endlager.
Vielen Dank für die Hinweise. Wir haben den Text entsprechend korrigiert.
Heißt also, die "Kernbrennstoffe bzw. kernbrennstoffhaltigen Abfälle" bleiben auf unbestimmte Zeit erstmal in Lubmin? Das würde ich als de-facto-endgelagert bezeichnen, denn ein echtes Endlager gibt es ja nicht… In 40 Jahren werden sie dann einfach in Halle 9 (falls es die gibt) verlegt? 😉
Glaubtest du ernsthaft daß Lubmin nur ein "Zwischenlager" sein soll? Schon allein die Kapazität ist viel größer als die eigentlich benötige für die Kraftwerke von Lubmin und Rheinsberg, für die das gebaute "Zwischenlager" angeblich nur sein sollte.