Wenn Schriftsteller auf Reisen gehen, kommen sie selten mit leeren Händen zurück. So kehrte Hermann Hesse beispielsweise mit einer Fülle an sinnlichen und spirituellen Eindrücken aus Indien zurück, von der viele seiner späteren Werke noch lange zehren sollten. Hemingway fand in Spanien, insbesondere im Stierkampf, eine nicht versiegende Quelle der Faszination und Inspiration. Im Auftrag des Süddeutschen Rundfunks reiste Wolfgang Koeppen 1958 von April bis Juni durch die USA und betrachtete das Land durch ein literarisches Prisma, das ihn unter anderem das „Kafka Amerikas“ in New York, Los Angeles und Chicago sehen ließ.
Diese Erlebnisse resultierten in einem zweiteiligen Radioessay und dem Buch Amerikafahrt, welches den Anstoß zum Thema der diesjährigen Koeppentage „Das Amerika der Autoren“ gab. Im Mittelpunkt werden dabei die literarische Konstruktion und Wahrnehmung eines „Amerika“ stehen. Darüber hinaus wird in diesem Jahr erneut der Wolfgang-Koeppen-Preis verliehen, dessen Preisträger nicht durch eine Fachjury, sondern durch den vorherigen Preisträger bestimmt wird.
Ausstellung zur „Amerikafahrt“
Eröffnet wird die Woche rund um den 104. Geburtstag des berühmten Schriftstellers am Freitag dem 18. Juni um 19 Uhr mit einer Ausstellung zu Wolfgang Koeppens Amerikafahrt im „Münchner Zimmer“, die dem Besucher anhand von Reisedokumenten, Briefen, Büchern, Manuskripten und anderen persönlichen Gegenständen aus dem Nachlass Koeppens die Erlebnisse des Schriftstellers direkt vermittelt.
Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung (20 Uhr) diskutieren der Literaturwissenschaftler und Koeppen-Herausgeber Walter Erhart und Koeppen-Übersetzer Michael Kimmage über Koeppens vorgeprägtes, europäisches, transatlantisches und literarisches Bild von „Amerika“ und wie sich Amerikafahrt aus einer heutigen amerikanischen Perspektive präsentiert.
Lesung von Koeppens Erlebnisbericht
Auf die ausführliche Besprechung des Buches folgt am Montag dem 21. Juni im Café Koeppen eine von Hanns Zischler vorgetragene Lesung des niedergeschriebenen Erlebnisberichts Koeppens. An Koeppens Geburtstag am Mittwoch dem 23. Juni erfolgt dann um 18 Uhr die feierliche Übergabe des „Wolfgang-Koeppen-Preises der Universitäts- und Hansestadt Greifswald“ durch den Oberbürgermeister der Universitäts- und Hansestadt Greifswald Dr. Arthur König an den diesjährigen Preisträger Joachim Lottmann.
Am Freitag dem 25. Juni werden Ulrich Peltzer („Bryant Park“) und Antje Ravic Strubel (Offene Blende) die Koeppentage mit Lesungen aus ihren Werken abschließen. Im Mittelpunkt werden auch hier die Darstellung eines eigenen, erlebten „Amerikas“ und die Verfeinerung eines bei den Besuchern bereits bestehenden Bildes von „Amerika“ stehen.
Vielschichtigkeit Koeppens wird vorgestellt
Neben der Ausstellung zu Amerikafahrt wird es ab dem 18. Juni auch eine Ausstellung mit dem Titel „Im Labyrinth des Schreibens“ geben. Diese stellt im Gegensatz zur ersteren die Vielschichtigkeit der Person Wolfgang Koeppens dar; von journalistischen Arbeiten über Literaturbesessenheit bis hin zu Schreibqualen und Versagensängsten. Immer auf der Suche nach dem Ariadnefaden.
Die Ausstellungen sind noch bis zum 18. September jeweils von Dienstag bis Samstag (14-18 Uhr) geöffnet, darüber hinaus sind alle Veranstaltungen außer den Lesungen kostenlos. Diese kosten normal acht und ermäßigt fünf Euro. Karten sind an der Abendkasse oder über den Vorverkauf im Café Koeppen, Antiquariat Rose (Steinbeckerstraße 20) oder an der Greifswalder Information im Rathaus am Markt erhältlich.
Weitere Infos gibt es auf der Homepage des Koeppenhauses.
Bilder: Startseite(Buch): Patrick Piecha via jugendfotos.de; alle übrigen – Veranstalter
Zitate: Aus „Amerikafahrt und andere literarische Reisen in die Neue Welt“, hrsg. von Walter Erhart unter Mitarbeit von Anja Elbner und Arne Grafe, Suhrkamp Verlag, 2008