Der Akademische Senat hat in seiner gestrigen Sitzung die Einrichtung eines neuen Stipendienprogramms für hochbegabte Studenten und Doktoranden beschlossen. Das „Bogislaw-Stipendien-Programm“ mit einem jährlichen Umfang von 160.000 Euro wird aus Einnahmen aus dem Körperschaftshaushalt der Universität finanziert. Konkret handelt es sich dabei um Erträge aus dem Landbesitz der Uni. Das Förderprogramm sieht vor, 25 hochbegabte Studenten und 3 Doktoranden unabhängig von deren Einkommensverhältnissen mit 350 Euro (1.100 Euro für Doktoranden) im Monat zu fördern.
Für Stipendiaten mit Kindern und in Ausnahmesituationen sind geringe Zulagen möglich. Die Höhe der Stipendien und auch deren Vergabepraxis orientiert sich an den Vorgaben des Landesgraduiertenfördergesetzes. Mit dem neuen Stipendienprogramm der Bundesregierung, das ab Oktober gültig sein soll, hat das neue Programm jedoch nichts zu tun. Ein Vorschlag aus dem Senat, das Bogislaw-Programm der Uni möge mit dem neuen Stipendium der Bundesregierung kombiniert werden, wurde vom Rektorat als nicht machbar zurückgewiesen. Das Programm der Bundesregierung sieht vor, dass die Universitäten die Hälfte der Stipendien von Dritten selbst einwerben müssen. Die für das Bogislaw-Programm verwendeten Gelder seien jedoch öffentliche Gelder und kämen daher für das Regierungs-Programm nicht in Frage, hieß es vom Rektorat.
Start des Programms „schnellstmöglich“
Losgehen soll es mit dem Stipendienprogramm „schnellstmöglich“, sagt Uni-Pressesprecher Jan Meßerschmidt. Derzeit würde das Konzept noch juristisch geprüft und wasserdicht umgesetzt. Wie lang das dauern werde, sei noch nicht abzusehen, aber man hoffe zurzeit auf einen Start des Programms in diesem Oktober.
Benannt ist das Stipendium nach dem Pommernherzog Bogislaw XIV. (1580 – 1637). Bogislaw war der letzte Herzog von Pommern, nach seiner Herrschaft begann die Schwedenzeit. Die Uni fühlt sich dem Herrscher besonders verbunden, weil er der Universität im Jahr 1634 großflächige Land- und Waldgebiete im Umland von Eldena überschrieb. Diese Gebiete gehören der Universität größtenteils bis heute und werfen Erträge ab – aus denen jetzt das Stipendienprogramm finanziert werden soll.
Namensgeber Bogislaw XIV.: Schwacher Säufer
Auch wenn sich die Schenkungen Bogislaws XIV. heute als Glücksfall erweisen, hatten sie seinerzeit einen ernsten Hintergrund: Bogislaw war nicht in der Lage, den Professoren ihre Gehälter zu zahlen, sodass er die Universität stattdessen mit dem Landbesitz ausstattete. Für ihn war das Territorium ohnehin nicht so wichtig: Das Land war durch den Dreißigjährigen Krieg schwer verwüstet worden.
Überhaupt gehört Bogislaw nicht unbedingt zu den größten Herrschern, die das Land je gesehen hat. Der kinderlose Herzog war der letzte lebende Angehörige des Greifengeschlechts, obwohl dieses Anfang des 17. Jahrhunderts noch fünf männliche Nachfolger aufzuweisen hatte, die jedoch binnen 30 Jahren alle verstarben. Bogislaw verlor zudem bei einem Jagdunfall große Teile seiner Nase, war durch einen Unfall körperlich stark eingeschränkt und in den letzten Jahren seiner Regentschaft nach einem Schlaganfall quasi regierungsunfähig.
Eine nicht unerhebliche Rolle beim langsamen Verbleichen des Herrschergeschlechts soll der Alkohol gespielt haben. Von Bogislaw XIV. ist überliefert, dass er mit anderen Adligen in Deutschland briefliche „Wetttrinken“ veranstaltet hat. Man schrieb sich dabei gegenseitig, wie viele Flaschen Wein man auf das Wohl des anderen getrunken habe – der diese Menge dann zu überbieten hatte. Auch ist überliefert, dass Diplomaten klagten, der Herzog sei bei Verhandlungen stets viel zu betrunken gewesen, wenn es ernst geworden sei.
Bleibt zu hoffen, dass die geförderten Kommilitonen sich diese Eigenschaften ihres Namenspatrons nicht zu eigen machen!
Bild: Gabriel Kords (Rubenowdenkmal), gemeinfrei via wikimedia (Porträt)
Trackbacks/Pingbacks