Als Daniela Gleich sich als stellvertretende Vorsitzende für den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) bewarb, hatte sie nicht damit gerechnet, sofort die Führung übernehmen zu müssen. Doch nachdem ihr „Ziehvater“ Pedro Sithoe nicht zum Vorsitzenden gewählt wurde, trat auch die alte Führung mit sofortiger Wirkung zurück. Seine „Politik der ruhigen Hand“, hatte den AStA in die Kritik gebracht.

webMoritz: Vergangenen Dienstag bist du zur stellvertretenden Vorsitzenden des Allgemeinen Studierendenausschusses gewählt worden und prompt leitest du kommissarisch den AStA…

Daniela Gleich: Das ist natürlich schon ein Wurf ins kalte Wasser. Dass Pedro keine riesige Mehrheit bekommen wird, wussten wir, aber wir sind fest davon ausgegangen, dass er gewählt wird. Das eigentliche Ergebnis war natürlich fatal.
Mir war natürlich bewusst, als ich mich beworben habe, dass ich auch in der Lage sein muss, den Vorsitz zu vertreten, aber dass es so schnell dazu kommt,  damit habe ich nicht gerechnet.

webMoritz: Wie beurteilst du den Rücktritt der alten AStA-Spitze?

Führt seit Mittwoch den AStA: Daniela Gleich

Daniela Gleich: Ich fand es konsequent, dass Solvejg und Pedro zurückgetreten sind. Ich habe auch erwartet, dass sie auch nicht kommissarisch zur Verfügung stehen. Es war auch kurz im Gespräch ob ich meine Kandidatur zurückziehe. Ich wurde dann aber von meinen Mitreferenten und von Pedro und Solvejg gebeten, es nicht zu tun.
Das eigentlich traurige am Verlauf der Sitzung ist, dass Pedro aufgrund fadenscheiniger Kritik abgelehnt wurde. Man darf als Referent in diesem StuPa seine Meinung nicht äußern, sonst wird einem die Stimme entzogen.

webMoritz: Ein Kritikpunkt am AStA und auch an Pedro selbst war, dass der politische Faden fehle…

Daniela Gleich: Dass es da unterschiedliche Auffassungen zwischen dem AStA und dem Studierendenparlament gibt ist ja etwas ganz Natürliches. Insbesondere weil im Parlament ja auch eine Reihe starker Hochschulgruppen vertreten sind, die sehr klare Interessengruppen vertreten. Aber wenn es da Schwierigkeiten gibt, dann muss man eben miteinander sprechen und darf nicht die Studierendenschaft darunter leiden lassen, indem man einen fähigen Referenten nicht wiederwählt.

Das Problem sind die Hochschulgruppen

webMoritz: Was muss sich denn genau ändern am Verhältnis zwischen Parlament und AStA?

Daniela Gleich: Ich würde mich freuen, wenn von einigen Leuten im Parlament mehr Respekt gegenüber dem AStA und seiner Arbeit gezeigt würde. Jeder einzelne von uns steckt hier sehr viel Zeit und Energie rein. Im StuPa sitzen aber einige Leute, die denken sich, die Referenten würden das alles so nebenbei machen und bekämen ja auch noch Geld dafür.

webMoritz: Ist das StuPa der Krawallmacher der Greifswalder Hochschulpolitik?

Daniela Gleich: Ich will das gar nicht verallgemeinern. Natürlich sitzen da auch einige fähige Leute, die sich ja auch auf Pedros Seite gestellt haben. Das Problem liegt bei den Hochschulgruppen. Die bekriegen sich und die Probleme werden auf den AStA abgewälzt. Wenn innerhalb von einem Jahr zweimal die AStA-Führung zurücktritt, sollte man sich schon fragen, was da falsch läuft.

webMoritz: Ist es insgesamt negativ, dass die Hochschulgruppen mehr und mehr Einfluss im Parlament gewinnen?

Daniela Gleich: Generell will ich das gar nicht verurteilen. Aber der momentane Zustand ist nicht in Ordnung. Im StuPa geht viel daneben, weil die Fraktionen entweder miteinander oder innerhalb ihre Grabenkämpfe austragen. Die Probleme, die dabei entstehen, müssen aber die Studierendenschaft und der AStA ausbaden.

Die politische Richtung ist Aufgabe des StuPas

webMoritz: Die Kritik, dass der AStA zu unpolitisch sei, ist ja nicht neu, aber eine echte Reaktion auf diese Anwürfe ist nicht erfolgt. Habt ihr euch die Probleme nicht auch selbst geschaffen?

Daniela Gleich: Ich ärgere mich immer, wenn wir auf einen Service-AStA reduziert werden, der hier Kopien anbietet. Es geht da vor allem um Beratung, auch zum Beispiel im sozialen Bereich. Es ist Aufgabe des Parlaments und der direkt gewählten Vertreter die politische Richtung vorzugeben.

Eilige Übergabe: Daniela (l) und Solvejg im AStA-Büro

webMoritz: Wie stellst du dir den Wechsel vom Wohnreferat in die Führungsposition vor?

Daniela Gleich: Mir fehlt natürlich jetzt der „Ziehvater“. Aber ich werde mich reinhängen und bin optimistisch. Ich glaube, das wichtigste sollte erstmal sein, dass wir das Verhältnis zwischen StuPa und AStA verbessern damit wir konstruktiv weiter arbeiten können. Ich muss mich allerdings in viele Dinge erst einfinden.

webMoritz: Bist du denn im Vorfeld deiner Kandidatur denn schon vorbereitet worden, auch was zum Beispiel die Kontakte in den anderen universitären Gremien angeht?

Daniela Gleich: Da es jetzt sehr überraschend kam, ehrlich gesagt nicht. Ich hatte aber am Mittwoch eine fünfstündige Einführung von Solvejg. Sie und Pedro haben mir auch ihre Unterstützung angeboten. Eigentlich hätten wir das alles sukzessive gemacht, wenn Pedro im AStA geblieben wäre.

Ich bin da sehr zuversichtlich. Aber das Parlament muss natürlich jetzt wissen, dass nicht alles gleich reibungslos laufen wird.

Ich weiß nicht was in Ratjens Kopf vorging

webMoritz: Ohne Frage ist die Lehrerbildung im Moment das Thema Nummer Eins der örtlichen Hochschulpolitik. Was plant ihr dazu?

Daniela Gleich: Wir haben am Dienstag einen offenen Arbeitskreis dazu gegründet, der sich jetzt regelmäßig AStA-Büro trifft. Wir planen eine Demo in Greifswald und eine landesweite Demonstration in Schwerin.  Wir wollen ständig Präsenz in dem Thema zeigen. Es wird Flyer und Plakate geben und wir werden versuchen, die Dozenten mit ins Boot zu holen.

webMoritz: Landtagsmitglied Sebastian Ratjen (FDP) mischt sich in den letzten Wochen ja auffällig stark in die Hochschulpolitik ein. Jetzt wird spekuliert, ob er mit seiner Werbung für Pedro und dessen Kandidatur eventuell einige StuPisten abgeschreckt hat und Pedro die entscheidenden Stimmen gekostet hat.

Mahnwache für die Lehramtsausbildung - Links im Hintergrund MdL Sebastian Ratjen

Daniela Gleich: Es soll nicht der Eindruck entstehen, der AStA helfe Sebastian Ratjen beim Stimmenfang in Greifswald. Herr Ratjen hat von sich aus an verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen und uns seine Hilfe angeboten. Die Werbung für Pedro hatte er auch mit niemandem abgesprochen. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorging, aber es ist völlig nach hinten losgegangen.

Ich kann nicht beurteilen, ob er das macht, weil ihm das Thema am Herzen liegt, oder weil er damit Werbung für sich macht. Ich finde es aber nicht gut, dass er sich so stark einbringt, denn es wirft ein schwieriges Licht auf die ganze Angelegenheit und kommt bei vielen falsch an.

webMoritz: Wie geht es jetzt weiter mit dem Vorsitz im AStA?

Daniela Gleich: Es muss eigentlich jemand aus dem AStA heraus sein, der den Vorsitz übernimmt, damit er zumindest unsere interne Arbeitsstruktur kennt. Aber im Moment ist dazu niemand bereit. Wir werden in den kommenden Tagen sicherlich viel miteinander reden. Jeder muss noch mal in sich gehen, ob er sich vorstellen kann, den Platz zu übernehmen.

Solange aber die Führung nur halb besetzt ist, sind wir natürlich geschwächt. Da sind das StuPa und seine Arbeitsgruppen gefragt, das auszugleichen und stärker mit uns zu kooperieren.

webMoritz: Wer kann die Vermittlungsarbeit, die da nötig ist, übernehmen?

Daniela Gleich: Ich weiß es nicht. Ich werde mich auf jeden Fall darum bemühen.

Fotos:

Daniela Gleich – Gabriel Kords

Einarbeitung Solvejg Jenssen und Daniela Gleich – Gabriel Kords

Mahnwache – Carsten Schönebeck

Foto Startseite -Patrice Wangen

AStA-Logo – AStA Greifswald