Musiker machen Musik. Klar. Nun gibt es aber auch einige, denen das nicht reicht. Zu ihnen zählt die Electroband „Welle: Erdball“. Neben ihrer Musik nahm diese Band auch schon Hörspiele auf und drehte sogar einen abendfüllenden Film. „Operation: Zeitsturm“ heißt dieser und wurde nach langem Hin und Her nun endlich veröffentlicht.

Cover "Operation: Zeitsturm"

Die Handlung ist schnell erzählt: Die drohende Niederlage vor Augen verhaftet die SS 1944 den brillanten Physiker Professor Alois Haberl und dessen Tochter Marie-Sophie. Die beiden werden in einen geheimen Bunker verschleppt. Dort zwingen die Nazis den Professor nun, eine Zeitmaschine zu bauen, um die Niederlage doch noch abwenden zu können. Da der Professor die Maschine nicht rechtzeitig fertigstellen kann, schmeißt Bunkerkommandant Schmidt seine Tochter in den Tank der Zeitmaschine. Der Professor kann fliehen, muss jedoch Marie-Sophie irgendwo zwischen den Zeiten zurücklassen. Damit sie doch irgendwann gerettet werden kann, versteckt er sein Tagebuch für die Nachwelt. – Zeitsprung – In der Gegenwart will Dr. Georg Linde alten Krempel auf seinem Dachboden verstauen. Dabei stößt er auf die Aufzeichnungen des Professors. Mit seinen Freunden Martin Richter und Liselotte Wagner versucht er nun, dem Geheimnis der Zeitmaschine auf den Grund zu kommen.

Die Geschichte passt perfekt zu einem B-Movie allererster Couleur – und nichts anderes ist „Operation: Zeitsturm“. Teure Szenenbilder, Computeranimationen oder Starbesetzung sucht man vergebens. Als Bunker dient etwa der Keller eines verlassenen Fabrikgeländes, das mit Propagandaplakaten aus der Zeit des Dritten Reiches, Flaggen und einer Landkarte zurecht gemacht wurde. Die Zeitmaschine aber ist ein Highlight und kann selbst mit High-Budget-Produktionen mithalten.

Auch die Schauspieler sind, bis auf Kevin Gross, der den Bunkerkommandanten Schmidt spielt, alle Laiendarsteller. Das fällt jedoch kaum ins Gewicht. Die Bandmitglieder, jedes in einer Schlüsselrolle, spielen sehr überzeugend. Allein Horand Hölzel, der den Professor Alois Haberl mimt, merkt man eine gewisse Unsicherheit an.

Für den Fan der Band ist natürlich die Filmmusik am wichtigsten. Hier wird er nicht enttäuscht. Der Soundtrack wurde von „Welle: Erdball“ komponiert und ist im typischen 8-Bit.Klang der Band gehalten. Im Film tritt die Musik meistens bei kurzen, videoclipartigen Intermezzi auf und kommt ohne Gesang aus. Auf der CD, die der Film-DVD beiliegt, erhält der Käufer aber die Lieder mit Text und in voller Länge. Die meisten Stücke sind komplett neu und noch auf keinem anderen Album erschienen. Insgesamt nähert sich die Band mit diesem Album wieder mehr ihren alten Werken an, wirkt aggressiver als noch auf „Chaos Total“.

Alles in allem ist der Film ausgezeichnet als Abendunterhaltung geeignet. Ständig ist man beeindruckt, was die Band und ihre Mitstreiter mit ihrem kaum nennenswerten Budget auf die Beine gestellt haben. Natürlich erreicht der Film selten die Qualität professioneller Produktionen. Das soll er aber auch gar nicht. „Wir wollen keinen Oscar gewinnen“, so Sänger Honey im Making-Of. Stattdessen soll der Streifen einen Impuls für andere Künstler sein, Neues zu wagen. Und natürlich soll er seinen Machern und den Fans Spaß bereiten. Das tut er auf jeden Fall. Operation gelungen.

Trailer: http://www.welle-erdball.de/zeitsturm/trailer.html

Bildquelle: Bandwebsite