Seit 2002 „verteidigt die Bundeswehr Deutschlands Sicherheit am Hindukusch“. So sagte es zumindest der damalige Bundesverteidigungsminister Peter Struck. Inzwischen dauert der Einsatz in Afghanistan fast neun Jahre. Der deutsche Bundestag beschloss jüngst im Februar 2010 mit breiter Mehrheit aus CDU, FDP und SPD, das Kontingent auf maximal 5.300 Soldaten aufzustocken. Mit den jüngsten Opfern sind auf deutscher Seite bereits 42 Soldaten bei dem Einsatz gestorben.
Auch wegen der Bombadierung eines Tanklasters mit über 100 zivilen Opfern im September 2009 hat die öffentliche Kritik am Einsatz in den letzten Monaten weiter zugenommen. In der Bevölkerung und unter den Politikern ist der Afghanistaneinsatz der Bundeswehr umstrittener denn je. Dies zeigt sich auch in den Kommentaren auf dem webmoritz.
Was soll also geschehen? Soll das Kontingent weiter aufgestockt werden? Muss die Bundeswehr aufgerüstet werden? Oder ist ein Abzugsplan die bessere Alternative? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich am Donnerstag eine Diskussionsrunde mit Politikern im Audimax.
Unter dem Obermotto „Afghanistan: Was hat es gebracht und wie soll es weitergehen?“ werden Brigitte Pleß vom Parteirat der SPD, Peter Ritter M.d.L. der Linken, Jörg Stiegmann im Kreisvorstand der FDP und ehemaliger Soldat mit ISAF-Erfahrungen, sowie Dr. Ulrich Rose im Kreisvorstand der Grünen diskutieren. Wie der webMoritz erfuhr, war auch die CDU gebeten worden, einen Vertreter zu entsenden, hatte aber nicht reagiert. Die Moderation übernimmt Martin Hackbarth, Referent für politische Bildung des AStA. Er hat die Veranstaltung auch federführend organisiert.
Termin: Donnerstag, 15.April 2010
Beginn: 19 Uhr
Eintritt: frei
Veranstaltungsort: Hörsaal 5 im Audimax (Rubenowstraße)
Diese politische Unterhaltung bitte jetzt als Kerbe für den Asta einritzen…
Martin Hackbarth als ReffürpolBild des Asta hatte ja bereits bei der Statistik des vergangenen Jahres darauf hingewiesen…
…Und gerade deswegen frage ich mich warum diese Runde hier nicht als vom Asta organisiert beschrieben wird…
Mein Fehler! Da ich auf anderen Wegen als über den Flyer davon erfuhr, hab ich das kleine AStA-Logo übersehen.
Das kann immer passieren 🙂 Dafür bekommt der Artikel hoffentlich noch ein grosses Asta Logo 😉
Nee, das nun wieder nicht. Denn erstens müssten wir dann gleich noch ein ISAF, Bundeswehr-, SPD, Linke-, Grüne-, und FDP-Logo integrieren und außerdem war die Pressearbeit des AStA, nun ja, sagen wir mal euphemistisch, eher bescheiden…
Auch bemerkenswert: aufhttp://www.asta-greifswald.de ist die Veranstaltung gar nicht zu finden.
Nee, das nun wieder nicht. Denn erstens müssten wir dann gleich noch ein ISAF, Bundeswehr-, SPD, Linke-, Grüne-, und FDP-Logo integrieren und außerdem war die Pressearbeit des AStA, nun ja, sagen wir mal euphemistisch, eher bescheiden…
Auch bemerkenswert: auf <a href="http://www.asta-greifswald.de“ target=“_blank“>www.asta-greifswald.de ist die Veranstaltung gar nicht zu finden.
Danke für den Hinweis – im Teaser auf der Startseite war es übrigens von Anfang an vermerkt. Ich hab's jetzt ergänzt.
Ich denke schon, dass die BW, die ihre Männer in einem unsinnigen Krieg verliert das Recht hat besser ausgerüstet zu werden. Kampfpanzer wie der Leopard 2A6 helfen mMn in der strategischen Situation am Hindukusch nicht weiter, außerdem wäre das ein offizielles Zugeständnis der Politik, dass es sich nun eben doch um einen Krieg handele und das kann sie sich nicht erlauben. Am Besten wäre es natürlich, die Politik würde die Soldaten abziehen. Für welche Interessen ist die Bundeswehr in Afghanistan? Dass Deutschland am Hindukusch verteidigt werde hört sich für mich nicht glaubhaft an. Ich glaube eher, dass der Einsatz der BW wenn überhaupt die Sicherheitslage und die Völkerverständigung gefährdet.
Doch wenn es nicht die Sicherheitsinteressen der BRD sind, die mit dem Afghanistaneinsatz geschützt werden sollen, welcher ist dann der Grund für den Einsatz?
"Doch wenn es nicht die Sicherheitsinteressen der BRD sind, die mit dem Afghanistaneinsatz geschützt werden sollen, welcher ist dann der Grund für den Einsatz?"
…ökonomische Interessen?
Oliver, wie kommst du eigentlich auf 42 gefallene deutsche Soldaten? Alle anderen Quellen sagen 39.
Bis vor kurzem waren es ja auch 39, beim letzten größeren Feuergefecht sind dann weitere 3 Bundeswehrsoldaten (1 aus Niedersachsen, 2 aus Sachsen stammend) dazugekommen.
Spannender ist eigentlich die Frage, wieviele Zivilist_innen durch die Bundeswehr in Afghanistan umgebracht wurden. Darüber gibt es keine derart akribische Buchführung wie über heimkehrende Zinksärge.
Ret, deine Antwort ist schlichtweg falsch. Vor dem Angriff am Karfreitag waren es 36 Gefallene, danach demnach 39.
Ich denke schon, dass es eine interne Statistik gibt. Schon allein weil für versehentlich getötete Zivilisten Entschädigungszahlungen an die Verwandten gezahlt werden.
Wie Oliver Wunder schon sagte, gibt es dort unterschiedliche Zählungen (in der Presse). Es scheinen 39 getötete Soldat_innen zu sein sowie 3 getötete Polizist_innen. In der Presse werden die beiden Zahlen offenbar oftmals zusammengerechnet, also 42.
Gehen wir also von 39 getöteten Bundeswehrsoldaten seit 2001 in Afghanistan aus und von 3 getöteten deutschen Polizist_innen. Zumindest für die 39 Soldat_innen wird in Berlin dann 9 Sekunden lang eine LCD-Anzeige den Namen im neuen Trauertempel der Bundeswehr an die Wand werfen.
Zu den von den deutschen Besatzer_innen "versehentlich" (oops!) getöteten Zivilist_innen gibt es keine halbwegs akkurate Liste. Die Familien der Opfer des Kriegsverbrechens vom Kunduz-Fluß z.B, sind nicht entschädigt worden; eine von der Bundesregierung angestrebte außergerichtliche Einigung mit den Angehörigen (vertreten durch einen Bremer Menschenrechtsanwalt) ist geplatzt, weil die Bundeswehr auf ihrer mickrigen Entschädigungssumme bestand.
Die Angehörigen durften sich bestenfalls freuen, wenn sie am Tag nach dem Massaker ein kleines Stück verkohltes Fleisch erhielten zur Beisetzung daheim, siehe auch in "The Guardian" den Bericht "Victims' families tell their stories following Nato airstrike in Afghanistan. 'I took some flesh home and called it my son.' ":http://www.guardian.co.uk/world/2009/sep/11/afgha…
Ich würde allen empfehlen, den Bericht des "Guradian" zu lesen, weil die Opferperspektive bei diesem Besatzungskrieg in den hiesigen Medien weitgehend ausgeblendet wird.
Der Krieg und die Besatzung ist Afghanistan ist Terror und gehört umgehend beendet!
Ich meine in der Zeitung gelesen zu haben, dass die Bundeswehr für die Angehörigen der Opfer des Tanklasterangriffes riesige Versorgungspakete (Lebensmittel usw.) bereit gestellt hatte. Zumindest in der Mitteldeutschen Zeitung war damals ein Foto der Soldaten, die Frauen solche Versorgungspakete als Wiedergutmachung überreichten in größe einer halben Zeitungsseite abgedruckt (viel glücklicher sahen die Frauen auf dem Foto deshalb nachvollziehbarerweise jedoch nicht drein).
Entschädigt wurden die Angehörigen der Opfer.
Lebendig werden die Toten davon aber auch nicht.
Ich habe von offizieller Regierungsseite oder seitens der Bundeswehr keine Zählung der Toten gefunden. Die 42 sind in der Tat falsch, aber auch richtig. Insgesamt sind 42 deutsche Personen des ISAF-Einsatzes gestorben. Darunter sind 39 Soldaten und drei Polizisten. Folglich wäre im Text oben 39 die richtige Zahl.
Hier zeigt sich übrigens, wie schwer es teilweise ist, an die richtigen Primärdaten zu kommen. Werden diese nicht gefunden, wird von anderen Medien abgeschrieben und Fehler übernommen. Aber gut, wenn Fehler offensichtlich sind und gefunden werden.
Nun sind es mind. 43 tote Soldaten. Siehe Eilmeldung:http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,6891…
Tja, sowas kommt von sowas.
4 Zinksärge mehr, 4 Besatzer weniger, und zur Erinnerung leuchtet je 6 Sekunden lang der Namen der toten Soldaten im zentralen Kriegerdenkmal zu Berlin auf.
Laut repräsentativer Forsa-Umfrage vom April 2010 (veröffentlicht am 14.04.2010) fordern 62% der Deutschen den Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan.
<<4 Zinksärge mehr, 4 Besatzer weniger>>
Autsch… Ich habe ja schon mitbekommen, dass du ein linksfaschistischer Wirrkopf bist, aber das ging echt zu weit…
Vielleicht haben Sie sich ja schon mal gefragt, ob Sie wirklich im Land der Dichter und Denker leben. Ob Sie es nicht besser mit der Hip-Hop-Zeile halten sollten: "In zuviel deutschen Köpfen wird mir zu wenig nachgedacht". Sie mögen es nicht, wenn Fußballfans sich die Nationalfarben ins Gesicht malen, junge Frauen ihre Oberkörper in schwarz-rot-goldene Tops quetschen oder junge Männer Armeejacken tragen, ohne das Fähnchen am Ärmel abzutrennen? Tja, Sie haben wohl ein Problem mit Deutschland. Sind Sie ein Antideutscher? […] Sie lieben es nicht, dieses Land. Doch ein echter Antideutscher sind Sie damit noch lange nicht.
Die sind nämlich viel radikaler. Diese Vertreter einer kommunistischen Splittergruppe wirken so, als hätten Sie sich selbst eine Gehirnwäsche verpasst. Ihre Parolen klingen eigenartig, wie Dialoge aus einem Kunstfilm. Doch es gibt sie wirklich, die Antideutschen. Sie debattieren im Internet und sie laufen auf vielen Demos in Berlin herum. Wo immer sie auftauchen, sorgen sie für Streit unter den Linken. Die Antideutschen pflegen eine martialische Koketterie und wittern noch in jedem Kegelklub den mörderischen deutschen Mob. Sie horten Sammelbildchen von Scharfschützen der Roten Armee und heben neuerdings den GI als global tätigen Befreier aufs Podest, in beinah blinder Verehrung. Israel verteidigen sie mit einer Kompromisslosigkeit, die an Überidentifikation grenzt.
P.S. Liebe Redaktion, sollten Sie diesen Text als provokativ empfinden entschuldige ich mich bei Ihnen. Es ist in meinen Augen mehr als befremdlich soetwas zu lesen. Ständig werden irgendwelche Opfer angeblich relativiert während andere Opfer, die auch Menschen waren, hier verhöhnt werden. Dieser sinnlose Krieg ist schrecklich genug. Die Soldaten dort unten allerdings als das Übel darzustellen ist gelinde gesagt wieder mal sehr einseitig betrachtet. Es war die rot/grüne Regierung die forderte BW Einsätze zu legitimieren wenn ich nicht irre. Die Jungs der BW würden unser Land im Notfall verteidigen. Denen gilt mein vollster Respekt. Auch wenn ich den Einsatz der BW im Ausland absout ablehne!
Das ist das erste was dir dazu einfällt, wenn Soldaten der Bundeswehr sterben?! Einfach wiederlich…
Egal wie man den Sinn dieses Einsatzes in Afghanistan bewertet, aber solche Äußerungen sind schlicht menschenverachtend,
Ach d liebe Zeit, das ist doch alles noch harmlos. Schonmal von der Initiative gehört "Die Feste feiern, wenn sie fallen" ?? http://www.bamm.de/kampagnen-aktionen/ehrenmal/ta…
Kann man drüber streiten, klar. Aber ich finde es verlogen, jetzt auf einmal Pipi in den Augen zu haben, weil deutsche Soldaten im Einsatz ums Leben kommen. Das gehört zum Job, oder hat man gedacht für 4000 Euro Sold lässt man sich schön die afghanische Sonne auf den Pelz scheinen?
Wer Tanklaster, umringt von Zivilisten bombadiert darf nicht unbedingt mit unermesslicher Gastfreundschaft rechnen, sorry….
Achso und wenn die BILD schreibt "Diese vier Männer fielen für Deutschland" und eine zweiseitige Traueranzeige mit eisernen Kreuzen abdruckt, weiß man gleich nicht mehr genau, ob man das Schmutzblatt von Springer in den Händen hält, oder vielleicht doch eine Ausgabe des "Stürmers" von 1942. Einfach nur ekelhaft. Für mich sind sie übrigens nicht gefallen – aber ich bin ja auch nicht Deutschland.
Das ist in der Tat das erste, was mir dazu einfällt, denn das sind die schlichten Zahlen und Fakten.
Was ich widerlich finde, ist dieser Krieg und sind die zivilen Opfer, die in der bundesdeutschen Presse meist gar nicht auftauchen und wenn dann als "Kollateralschäden" oder "versehentlicher Beschuß" abgetan werden.
Menschenverachtend finde ich die Kriegsführung der Besatzungsmächte (z.B. die gezielte Bombardierung von gefüllten Tanklastzügen) und die US-Foltergefängnisse in Baghram und andernorts, an die auch das deutsche KSK fleißig Verdächtige "abgegeben" hat.
Das ZDF sprach übrigens vor 2 Minuten in der heute-Sendung vom 15.04.2010 um 19 Uhr von insgesamt 26 getöteten deutschen Soldaten. Diese Zahl weicht ja mal sowas von allen anderen ab. So aber genug der Statistik. Mit jedem Toten geht dort ein Menschenleben verloren. Egal von welcher Seite, das sollte nicht geschehen.
Zitat Wikipedia: "Durch feindliche Kräfte (Beschuss, IED, Selbstmordattentat etc.) wurden 26 Soldaten und 3 Polizisten getötet und 157 Soldaten verwundet. Durch nicht feindselige Umstände (Unfälle, Suizid etc.) wurden 17 Soldaten getötet und neun Soldaten verletzt. Insgesamt sind also 46 Tote und 166 Verwundete zu beklagen (Stand: 15. April 2010)."
Aber das ist doch hier nicht die Hauptfrage, denn wenn wir nicht wissen, wie der Einsatz beendet werden kann, werden wir irgendwann aufhören zu zählen.
"welcher ist dann der Grund für den Einsatz?"
1. Ausbau der weltweiten Interventionsfähigkeit der Bundeswehr.
2. Testen der neuen Waffensysteme, der Logistik und der Einsatzführung in echten Kampfeinsätzen auf fremdem Territorium. (Bis vor 2 Jahren war Kunduz ja auch eine der ruhigsten Ecken Afghanistans, also auch ein geradezu idealer Übungsraum.)
3. Festigung der internen Position innerhalb der NATO-Struktur.
4. Begründung für den weiterhin vonstattengehenden Umbau der Bundeswehrausrüstung (Waffen- und Transportsystem, Logistik) hin zu einer Interventionsarmee.
Zitat: "… CDU gebeten worden, einen Vertreter zu entsenden, hatte aber nicht reagiert."
Warum habt Ihr nicht Uli Adam oder noch besser, das neue Mitglied der CDU im Verteidigungsausschuss des Bundestages, Karin Strenz, eingeladen? http://www.strenz.de/pageID_8947629.html
Sie verspricht in der SVZ vom 02.01.2010 „Plötzlich war Goldberg in Kundus“:
„… Die Bundestagsabgeordnete Karin Strenz will jetzt "durchs Land ziehen" und den Menschen von dem Einsatz unserer Bürger in Uniform erzählen. Denn der Anlass ihrer Weihnachtsreise war, den Soldaten zuzuhören und deren Wünsche in die Heimat zu transportieren – Mission erfüllt.“
War eigentlich jemand bei diesem Diskussionsabend? Wie wars? Welche Argumente wurden ausgetauscht? Wie sah der ISAF-Soldat diese Dinge?
Schade, dass der Webmoritz nicht weiter über diese Diskussionsrunde berichtet hat.
Der „ISAF-Soldat“ wurde durch Sebastian Ratjen gedoubelt. Schade! Aber Herr Ratjen hat sich schon gut vorbereitet an der Diskussion beteiligt. Sein Hinweis, dass der Afghanistaneinsatz nicht Krieg genannt werden darf, weil dann der Versicherungsschutz der Soldaten erlöscht war jedoch hinsichtlich einer Lösungsmöglichkeit nicht schlüssig . Er konnte aus Zeitmangel und wichtigen anderen Themen nicht ausdiskutiert werden.
Ich hatte den Eindruck, dass hier und in anderen Blogs intensiver über das Thema diskutiert wird.
Die CDU hatte sich mit der dort vorgetragenen Begründung entschuldigt, dass der Wahlkampf in NRW alle Ressourcen bindet. Das, obwohl wir in MV mit Karin Strenz ein CDU-Mitglied des Verteidigungsauschusses haben, dass sich angeboten hat durchs Land zu ziehen und für den Einsatz und seine Unterstützung zu werben (siehe mein Kommentar und Internet-Adresse oben).