Der Fernsehsender Sat.1 zeigt im März in seiner Spielfilmeigenproduktion „Die Grenze“ eine erschreckende und utopische Zukunftsvision für Deutschland, die eine erneute Spaltung des Landes thematisiert und dabei viele Klischees zu bedienen scheint. Aber nicht nur der Inhalt des Filmes ist umstritten.
Wer einmal Bürgerkrieg in der Innenstadt von Rostock oder die Ausrufung der Demokratisch Sozialistischen Republik Mecklenburg Vorpommern miterleben möchte, der sollte am 15. und 16.03.2010 zur Topsendezeit den Privatsender Sat.1 einschalten. Seit Anfang Februar laufen auf Sat.1 und den zur ProSiebenSat.1 Medien AG gehörenden Sendern Trailer für den sogenannten Event-Zweiteiler „Die Grenze“.
Regisseur Roland Suso Richter zeichnet unter anderem mithilfe von Benno Fürmann, Thomas Kretschmann und Katja Riemann, nach Angaben der Internetseite zum Film, „ein ergreifendes Drama über die Machtlosigkeit der politischen Parteien“.
Der Film schildert ein Deutschland, das in von einer Wirtschaftskrise und Terror bedroht wird. Inmitten dieses Szenarios findet in Mecklenburg Vorpommern der Wahlkampf für die Landtagswahlen statt. In ihm stehen sich „Die NEUE LINKE“ und die „Rechstextreme DNS“ gegenüber. Die DNS plant nach ihrem Wahlsieg die Abspaltung Mecklenburg-Vorpommerns. Um die Rechten zu stoppen unterstützt die Bundesregierung die Neue Linke, die jedoch auch eine Abspaltung des Bundeslandes anstrebt.
Nicht nur die (für das Bundesland Mv wenig schmeichelhafte) Handlung dieses Films ist umstritten, auch die Finanzierung des Films ist zurzeit ein Thema. So sind laut Bericht der NNN 160.000€ aus dem Pool der Filmförderung des Wirtschaftsministerium in die 8 Millionen Euro teure Produktion geflossen. Genau das sorgt jetzt bei SPD und Linken im Landtag für scharfe Kritik.
Der Vorwurf der SPD-Landtagsfraktion lautet, dass die Filmförderung zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beitragen sollte und nicht dazu genutzt werden dürfe das Land zu verunglimpfen. Die LINKE im Landtag ist aufgebracht, da die „NEUE LINKE“ im Film zu starke Ähnlichkeit mit den Symbolen der echten Partei aufweist.
Laut einem Interview des Rheinischen Merkurs mit den beiden Autoren des Drehbuchs, sehen diese jedoch ihre Geschichte als topaktuell an und fühlen sich durch die aktuelle Wirtschaftskrise, die zum Zeitpunkt des Entstehens des Drehbuchs nicht absehbar gewesen sein soll, von der Realität bestätigt.
Kommentar von Alexander Kendzia:
20 Jahre Deutsche Einheit – Das ist ein Grund zu feiern. Anderer Ansicht scheint man da bei den Machern des Fernsehfilms „Die Grenze“ zu sein. Man zeichnet 20 Jahre nach der Deutschen Einheit ein Horrorszenario, das die erneute Spaltung des Landes darstellt. Natürlich sind Filme immer Fiktion und es gibt sicherlich kontroversere Handlungen, aber die Frage ob so ein Film sein musste drängt sich auf.
Es gibt immer noch offene Wunden und Vorurteile in den Köpfen der Menschen, die durch diesen Film nicht abgebaut sondern eher gefördert werden könnten. Anstatt die erfolgreiche Einheit darzustellen, wird ein Schreckensszenario inszeniert, dass mit realen Ängsten der Menschen spielt. Wirtschaftskrise, Terror usw. Dies fördert die Angstkultur, die durch Medien und Politik seit Jahren geschaffen wird.
Dass man klar darauf setzt mit realen Ängsten zu spielen, zeigt sich nicht zuletzt auf der Homepage zum Film auf der diverse Umfragen geschaltet sind die nur Kopfschütteln erzeugen können. Beispiel: „Was wäre wenn nur Linksextreme oder Rechtsextreme zur Wahl stünden?“ Bleibt Abzuwarten welche Reaktion der Film bei den Zuschauern auslösen wird. Ob es ein „Happy End“ geben wird?
Links:
Guter Kommentar!
Die Erregung der Linkspartei ist übrigens berechtigt. So hat sich der Drehbuchautor des Films nach eigenen Angaben bei dem linksextremen Geri an Gregor Gysi orientiert, bei dem Rechtsextremen an den Österreicher Haider.
Die Parallelen zwischen Symbolik der "Neuen Linken" und der Linkspartei sind mehr als offensichtlich. Im übrigen ist es Unsinn, von der "Machtlosigkeit politischer Parteien" zu sprechen. Eine Machtlosigkeit der Parteien wäre erst dann gegeben, wenn es eine Revolution gäbe. Aber selbst diese würde ja von den Ideen bestimmter politischer Parteien geleitet werden.
Es gibt also faktisch keine Machtlosigkeit politischer Parteien.
"Die Grenze" ist mMn nichts weiter als ein Parteipropagandafilm, der die Unterstützung bürgerlich-konservativer Parteien im realen Lebensalltag fördern und gleichzeitig die mehr (Neue Rechte) oder weniger (NEUE LINKE) große Schädlichkeit linker und rechtsextremer Parteien fördern und einen immer wieder kehrenden Wahlsieg der vermeintlichen Parteien der "Mitte" CDU und FDP, unterstützend wirken soll.
Abgesehen von der Rufschädigung für MV und des sinnfreien Inhaltes geht mir die Filmwerbung im Radio tierisch auf den Keks :@
Schön einen solchen Artikel hier zu lesen, höre nämlich zum ersten mal davon ( da zahlt es sich aus, nur zum Sport den Fernseher einzuschalten).
Den Kommentar halte ich aber nicht für gelungen. Man kann einem Film schlecht vorwerfen, menschliche Ängste zum Thema zu machen. Das liegt in der Natur eines Films und meines Erachtens auch der Kunst schlechthin. Viel passender wäre ein anderes Wort gewesen: Geschmacklosigkeit. Etwas anderes kann man von Sat1 auch nicht erwarten. Zwei Tage nach Ausstrahlung ist das Ding wieder vergessen.
Der Film hätte mMn thematisch sogar ein gewisses Potenzial haben können. Völlig übertriebene Effekthascherei, kombiniert mit einigen Sequenzen absoluter Langeweile, gepaart mit lustlos wirkenden Schauspielern und die diversen Plattitüden machen dieses allerdings völlig zunichte. Schade. Ich hatte mich auf den Film tatsächlich gefreut, auch wenn ich befürchtet hatte, was Sat1 draus machen würde. Leider hat sich die Befürchtung bestätigt.