Vor der ersten Expertenanhörung  der Namenskommission des Senats am kommenden Freitag hat sich zu Wochnbeginn ein heftiger Streit über die Neutralität der Kommission entsponnen. Die Initiative „Uni ohne Arndt“ veröffentliche am Sonntag eine Liste mit den Teilnehmern der Veranstaltung, die inzwischen auch offiziell bestätigt ist.

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So illustriert die Initiative ihre Pressemitteilung auf ihrer Website

Die Initiative kritisiert vor allem, dass es keine Arndt-Kritiker unter den Wissenschaftlern gebe und unter andrem auch Teilnehmer der Kommission selbst als Experten auftreten. Der bekannte Arndt-Kritiker Prof. Thomas Stamm-Kuhlmann (Lehrstuhl für neueste Geschichte am Historischen Institut) wird von der Initiative in diesem Kontext indirekt als „nicht unabhängig“ bezeichnet. Wieso die von der Initiative als „Arndt-Kritiker“ bezeichneten Professoren, (u.a. Prof. Hubertus Buchstein, Prof. Werner Buchholz und Prof. Herfried Münkler) abgesagt haben, bleibt zurzeit noch offen.

Weiter schlüsselt die Initiative auf, die Greifswalder Experten Dr. Irmfried Garbe (Kirchengeschichte), Dr. Reinhard Bach (Romanistik) und Prof. Dr. Kyra Inachin (Neuste Geschichte) seien selbst Mitglieder der Kommission. Sie folgern: „Hier kann sich die Kommission die gewünschten Statements gleich selbst schreiben.“ Von Bach und Garbe sei zudem bekannt, dass sie für Arndt eintreten.

Außerdem kommen noch die externen Wissenschaftler Professor em. Reinhart Staats (Univ. Kiel / Kirchengeschichte), Dr. Jörg Echternkamp (Militärgeschichtliches Forschungsamt der Bundeswehr) und Professor em. Karl-Ewald Tietz (Vorsitzender der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft) hinzu. Staats wirft die Initiative eine „recht verklärten, einseitigen Blick“ vor, der aus seinen Schriften hervorgehe. Echternkamp ist den Arndt-Gengern zwar unbekannt, man „befürchtet“ aber, „dass Echternkamp versuchen wird den racheschnaubenden, zum Volkhass trommelnden Arndt für seinen „Soldatenkatechismus“ als Pazifisten zu feiern o.ä.“ Belege für diese Hypothese gibt es freilich nicht. Tietz sei in seinem Amt „zu einer positiven Einstellung zu Arndt verpflichtet. Eine „unabhängige“ Einschätzung ist hier gar nicht möglich.“

„Die Liste der Angehörten enthält vor allem Arndt-Befürworter, die offenbar Stichworte liefern sollen, damit man Arndt behalten kann“, orakelt Martin Schubert, einer der Pressesprecher der Initiative, in der Mitteilung, die hier nachgelesen werden kann.

Kommission wehrt sich

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Thomas Schattschneider ist enttäuscht über die Initiative.

Im Gegensatz zum letzten Frontalangriff auf die Universität der Initiative schoss die Universität dieses Mal zurück: In einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung heißt es unter anderem: „Der Kommissionsvorsitzende, Thomas Schattschneider, zeigte sich enttäuscht darüber, dass Gegner des Universitätsnamens versuchen, die Bemühungen der Kommissionsmitglieder in der Öffentlichkeit herabzuwürdigen.“

Ferner heißt es in der relativ knappen Mitteilung, die Liste der sieben Anzuhörenden sei durch die Senatskommission aufgestellt und einstimmig angenommen worden. Interessant ist zudem der Hinweis, dass sich die Kommissionsmitglieder auf „die Beschränkung der Zuhörerschaft auf die Hochschulöffentlichkeit“ geeinigt haben. Somit sind zum Beispiel nicht-studentische Medienvertreter und Bürger von der Anhörung ausgeschlossen. Auch einer Nachberichterstattung im (öffentlichen) Internet könnten durch diesen Beschluss Steine in den Weg gelegt werden. In der zweiten Anhörung im Januar wird es um nicht-wissenschaftliche Gesichtspunkte für und gegen den Namenserhalt gehen – diese Anhörung wird vollständig öffentlich sein.

Ob die Experten wirklich so einseitig ausgewählt wurden, wie die Arndt-Gegner vermuten, kann jeder selbst am kommenden Freitag (11.12.2009) um 09:00 Uhr in der historischen Aula der Universität herausfinden. Die Veranstaltung soll bis 14 Uhr dauern. Der webMoritz wird über die Aussagen der Experten berichten.

Text: von Alexander Kendzia und Gabriel Kords

Bilder: Initiative „Uni ohne Arndt“ (Banner), LKS M-V (Schattschneider)