In unserer Serie „Greifswalder rund um den Globus“ berichtet dieses Mal unser webMoritz-Autor Alexander Kendzia über seine Fahrt zurUN-Simulation in New York.

Ein Erfahrungsbericht

Wenn man in der Mensa sitzt und isst, dann denkt man nicht immer darüber nach, was das für Folgen haben kann. In meinem Fall waren die Folgen des Essens keine Magenprobleme, sondern eine spannende Reise nach New York zum Hauptquartier der Vereinten Nationen. Ja – auch so etwas kann einem in der Mensa in Greifswald passieren.

Unterschätze nie die Macht der Flyer

Alles begann für mich mit dem Flyer, der neben meinem Tablett lag und mir nach einer Weile ins Auge fiel. Ob ich Interesse an internationaler Politik hätte und ob ich mal als Delegierter bei den Vereinten Nationen sein wolle, fragte mich das Blatt Papier. Na klar, sagte ich innerlich zu mir und nahm mir vor, zu der Informationsveranstaltung zu gehen.

GreiMUN e.V. Flyer

GreiMUN e.V. Flyer

Was ich auf der Infoveranstaltung dann hörte, gefiel mir. Ein kostenloses Seminar durch GreiMUN e.V., welches in Englisch die Grundlagen der UNO, die Fachsprache, Verhalten in Sitzungen der UNO und diplomatisches Verhalten vermittelt. Das hörte sich nach viel Arbeit an. Aber die Versuchung endlich mal New York City zu sehen und die Vereinten Nationen als „echter“ Delegierter besuchen zu können, überzeugte mich, den Aufwand auf mich zu nehmen.

Auch Delegierte fangen klein an

Das Seminar wird von ehemaligen „Delegierten“ veranstaltet. Es brachte mir auf spielerische Weise die UNO und die mit ihr verbundenen Themen näher. Vieles war mir fremd und am Anfang war ich mir unsicher, ob ich wirklich der Aufgabe gewachsen bin. Das Team gab sich sehr große Mühe uns das Wissen zu vermitteln, das man benötigt um an einer Sitzung der UNO teilzunehmen. Das geschah nicht nur mit Präsentationen, sondern auch durch praktische Übungen. Zum Beispiel übten wir in jeder Sitzung, wie die Anwesenheit bei der UNO geprüft wird. Dazu erhebt man sich, nachdem man aufgerufen wird, nimmt sein Pappschild mit Namen in die Hand und spricht klar und deutlich „Present!“. Das wirkt zwar am Anfang etwas komisch, ist aber Praxis in der UNO. Der sogenannte „Role Call“.

Übung macht den Meister

Als sich das Seminar dem Ende näherte, wurde es dann richtig spannend. Die erste Simulation stand an. Jeder bekam ein Land zugewiesen und musste dieses nun in der General Assembly (Vollversammlung) so gut wie möglich vertreten. Das komplizierte daran ist nicht die persönliche Position, sondern die des Landes zu vertreten. Dazu war im Vorfeld eine intensive Recherche notwendig. Aber dank Internet und der Homepage der argentinischen UN Botschaft hatte ich meine Standpunkte schnell gefunden. Die simulierte Sitzung wurde im Hörsaal 4 im Audimax eröffnet und jeder Teilnehmer trug in einer kleinen Rede vor, wie sein Land das zu behandelnde Thema einstuft und ihm begegnet. Argentinien zu vertreten war eine Herausforderung, da ich nur durch Verhandlungen mit anderen Teilnehmern arbeiten konnte.

Es war manchmal viel Überzeugungskraft notwendig, um den zugewiesenen Standpunkt zu vertreten. Aber gerade die Verhandlungen und die damit verbundene Diskussion machten sehr viel Spaß. Am Ende unserer Diskussionen standen dann Resolutionsentwürfe. Diese enthalten Vorschläge, wie sich die internationale Staatengemeinschaft zu einem behandelten Thema verhalten sollte. Es ist schon ungewohnt, mit einem Anzug in der Uni zu sitzen und über Themen der internationalen Politik zu reden. Man merkt schnell, an welche Grenzen man stößt. Denn nicht immer ist das Beste auch ohne Umwege umsetzbar.

Die zweite Simulation in Greifswald war eine besondere Herausforderung. Diesmal waren nicht nur die altbekannten Gesichter der Kommilitonen dabei, sondern auch eine Gruppe Studenten aus Lüneburg, London und eine Studentin aus Afrika. Die Simulation fand im Konferenzsaal der Universität statt und unterschied sich von der ersten Simulation dadurch, dass sie weit komplexer war. Wir arbeiteten in Teams von 2 Personen pro Land. Ich hatte die Aufgabe mit einer Kommilitonin zusammen den Iran zu vertreten. Sicherlich eines der interessantesten und problematischsten Länder. Am Ende der Simulation konnten wir sogar einen kleinen Erfolg verbuchen: Uns gelang es, gegen den Willen der USA eine Änderung an einer Resolution durchzusetzen.

New York!

Nach all diesen Vorbereitungen stand nun die Reise in die USA an. Alle waren furchtbar aufgeregt und es gab noch eine Menge zu tun. Wir mussten uns intensiv auf die bevorstehenden Aufgaben vorbereiten und uns um günstige Flüge in die USA kümmern. Bei der NMUN 2009 hatten wir die Ehre, die Türkei und Panama im Sicherheitsrat zu vertreten. Jeweils zwei Studenten waren für ein Komitee zuständig. Nach einem langen Flug und einer nicht enden wollenden Schlange bei der Einreise waren wir also endlich in New York. Man muss zugeben, dass es eine atemberaubende Stadt ist, wir hatten  jedoch am Anfang kaum Augen dafür. Wir waren gespannt auf die Simulation und die anderen Teilnehmer.

General Assembly, Delegation 2009

General Assembly, Delegation 2009

Zuvor stand jedoch eine Exkursion zum türkischen und panamesischen Botschafter, die uns einige fachliche Fragen beantworteten. Alle waren erstaunt, wie offen und direkt Diplomaten sein können. Die Begrüßungszeremonie im Hauptgebäude der Vereinten Nationen leitete die Simulation ein. Es war ein aufregendes Gefühl, auf den Stühlen zu sitzen, die sonst nur von Diplomaten besetzt werden. Nach einleitenden Worten gingen wir dann in die jeweiligen Räume und die Sitzungen begannen.

Dank der guten Vorbereitung in Greifswald durch das Seminar und die Simulationen fiel es uns allen nicht schwer, an den Sitzungen teilzunehmen und unsere Beiträge zu liefern. Wir hatten uns vorher einen genauen Plan zurechtgelegt welche Strategie wir verfolgen wollen. Es waren teilweise spannende und hitzige Diskussionen. Manchmal konnten wir nur schwer unsere Partner von unserer Strategie überzeugen, aber alles in allem waren die Gespräche konstruktiv und zielführend.

Nachdem wir in mehreren Sitzungstagen zu Resolutionen und anderen abschließenden Papieren gelangt waren, stand die Endzeremonie an. Allen Teilnehmern wurde gedankt und Universitäten, deren Delegationen besonders positiv aufgefallen waren, wurden mit einem Award ausgezeichnet. Als plötzlich auch die „Ernst Moritz Arndt University of Greifswald“ aufgerufen wurde, blieb uns allen der Atem stehen und wir konnten es vor Freude gar nicht fassen.

Distinguished Delegation

Distinguished Delegation

Ich kann jedem, der Interesse an internationaler Politik und Diplomatie hat, eine Teilnahme an einer MUN nur empfehlen. Es ist eine einmalige Erfahrung, die einem die Möglichkeit bietet, seinen eigenen Horizont zu erweitern und interessante Kontakte mit Menschen aus aller Welt zu knüpfen.

Wer jetzt Lust hat, selber so etwas zu erleben, findet auf der Homepage von GreiMUN weitere Informationen über den Verein und das diesjährige Seminar.