Am Donnerstag, dem 3. September läuft der Film Julie & Julia an, der wichtige Abschnitte im Leben der beiden titelgebenden Figuren Julie Powell und Julia Child zeigt. Erstere hat 2002 einen Blog begonnen, der drei Jahre später als Buch veröffentlicht wurde. Den Blog begann Powell als Begleitung zu ihrem Julie/Julia Project, bei dem sie alle Rezepte eines Kochbuchs innerhalb eines Jahres zubereitet. Und hier kommt Julia Child ins Spiel, denn die veröffentlichte 1961 ihr Mastering the Art of French Cooking, dessen 524 Rezepte gemeistert werden sollten. Im Film wird die Entstehungsgeschichte des Kochbuchs ebenso verfolgt, basierend auf My Life in France, das Julia Child zusammen mit ihrem Großneffen Alex Prud’Homme schrieb.

Julie und Julia

Filmplakat zu Julie und Julia

Hört sich sehr nach einem Frauenfilm an und deswegen war dies Anlass genug für Cinestar, diesen Film in der Reihe CineLady eine gute Woche vor Filmstart zu zeigen. Vorher gab es ein Glas Prosecco und für Internetkartenbesteller zusätzlich einen Teller Kartoffelsuppe (allerdings nicht nach Rezept aus dem Buch). Das Kino war voll besetzt mit Frauen aller Altersklassen und dem einen oder anderen Mann zwischendurch (und einem Baby). Vor Beginn des Films führte ein Mitarbeiter des Kinos in rhetorisch verbesserungswürdiger Form in den Film ein. Passend zum Thema des Films wurden zwei Kochbücher von Johann Lafer verlost, von denen die Autorin eines gewann.

Worum geht es?

Dann endlich konnte der Film beginnen und wir werden ins Jahr 1949 in Frankreich entführt und parallel dazu ins New York des Jahres 2002. In Paris ist Julia Child, die dort mit ihrem Mann Paul, einem Botschaftsangestellten, hingezogen ist, begeistert von dem hervorragenden Essen und sie stürzt sich ins Marktleben und versucht so ein wenig französisch zu lernen. Sie möchte mehr als eine Hausfrau sein und nach einigen Umwegen erkennt sie ihre Bestimmung in der Kochkunst. Mit ihrem erfrischenden, offenen Wesen und 1,87 m Körpergröße wirbelte sie die von Männern besetzte Domäne gehörig auf.

Natürlich gab es einige Höhen und Tiefen auf dem Weg zur Veröffentlichung ihres berühmten Buches und der Fernsehshow The French Chef, doch wie wir wissen, war sie am Ende erfolgreich und schrieb einen der Bestseller der Kochgeschichte.

Sprung ins neue Jahrtausend, in dem Julie Powell als Telefonistin Versicherungsanfragen von 9/11-Opfern bearbeitet. Sie ist Zeitarbeiterin in einem Großraumbüro und unzufrieden mit ihrem Job im Speziellen und ihrem Leben im Allgemeinen. Ihr 30. Geburtstag steht bevor und die neue Wohnung in Queens hat ihre frustierenden Eigenarten. Da hat sie bzw. ihr Mann Eric die Idee mit dem Projekt und Julie stürzt sich auf diese Aufgabe. Anfänglich noch unbeachtet, entwickelt sich ihr Blog bald sehr erfolgreich und sie kocht und kocht. Auch hier gibt es Höhen und Tiefen, die teilweise in Parallelmontagen mit Julia Childs Erlebnissen dargestellt werden. Auch hier wissen wir, dass das Projekt erfolgreich abgeschlossen wurde und sich dadurch sogar Julies Traum als Schriftstellerin erfüllte.

Wie gefällt der Film?

Der Film hat eine lockerleichte Erzählweise (Drehbuch und Regie: Nora Ephron) und vermittelt ein gutes Gefühl, von daher ist es wirklich ein typischer „Frauenfilm“. Es werden auch ernstere Töne angeschlagen, aber immer subtil verpackt in kleinen Gesten, Nebensätzen, vermeintlich unbedeutenden Ereignissen. Es lohnt sich also, den Film mehrmals zu sehen, um die vielen Schichten zu entdecken.

Wer das Buch Julie & Julia kennt, wird begeistert und enttäuscht zugleich sein. Viele kleine Details wurden übernommen und es macht Spaß, diese zu entdecken und an die ausführlicheren Geschichten hinter den Andeutungen erinnert zu werden. Andererseits war es unvermeidlich, dass vieles weggelassen wurde und einige Lieblingsbegebenheiten der Schere zum Opfer fielen. Schlussendlich ist es eine Mainstream-würdige Fassung geworden, die das größtmögliche Publikum anspricht, aber hoffentlich viele Zuschauer dazu animiert, das Buch bzw. die beiden Bücher zu lesen, auf denen der Film basiert.

Wie gefällt der Film im Vergleich zum Buch?

Wie eine unrepräsentative Umfrage ergeben hat, wussten die meisten Besucher zwar, dass der Film auf einem Buch basiert, aber sie hatten es nicht gelesen. Von den Befragten wusste keiner, dass das Buch vorher ein Blog war, aber das ist hierzulande auch nicht verwunderlich, auch wenn mittlerweile sieben Jahre seit Beginn des Blogs von Julie Powell ins Land gegangen sind. Sie führt übrigens seit August 2005 einen weiteren Blog, in dem es in den letzten Monaten vor allem um Pressetermine ging. Sie schreibt locker und witzig und immer wie ein Kind in einem Freizeitpark, das umsonst alle Attraktionen besuchen darf.

Von ihrer Schreibe lebt auch das Buch und macht es zu einem besonderen Leseerlebnis. Es werden einige Blogbeiträge übernommen, aber der größte Teil des Buches besteht aus den Geschichten drumherum während des Projektes, aus Julies Kindheit, über ihre Famlie und wie sich Julia Child und ihr Mann in China während des zweiten Weltkriegs kennenlernten. Diese Dinge tauchen im Film nicht auf. Im Falle von Julia war die Entscheidung gut, denn für die Entstehungsgeschichte ist die Zeit in Frankreich wichtiger. Schade war dagegen, dass Julies Kampf mit dem Kochen so gekürzt wurde. Das Beschaffen der Zutaten war ein großer zeitlicher und finanzieller Aufwand und die altmodische Zubereitung oftmals kompliziert. Das wurde nur ein paar Mal kurz im Film angesprochen. Ebenso fehlte ein wirklicher Grund warum sie die Wohnung so sehr hasst und die Darstellung des sozialen Aspekts ihres Blogs, ihre vielen Kommentatoren, die sie im Laufe der Zeit immer besser kennenlernt. Letzteres war wohl nötig, um den Film für das breite Publikum verständlich zu machen, aber ersteres hätte man durchaus noch ein bisschen ausführlicher gestalten können. Das Ausbeinen der Ente als Beispiel für die schwierige Zubereitung war schön gewählt, aber in der kurzen filmischen Umsetzung sah es nicht so aus, als ob man sich davor fürchten müsse.

Fazit

Alles in allem ein sehenswerter Film, getragen durch die durchgehend tolle Besetzung (Meryl Streep als Julia Child, Amy Adams als Julie Powell, Stanley Tucci als Paul Child, Chris Messina als Eric Powell uvm.) in einer verhältnismäßig gelungenen Literaturverfilmung. Filmstart ist der 3. September.

Webseiten: IMDb, offizielle deutsche Seite, CineStar

Bildquelle: Sony Pictures