Vor einer guten Woche berichteten wir über den „Sachstandsbericht 2009“, den Professor Manfred Matschke herausgegeben hat. Anschließend diskutierten unsere Leser in den Kommentaren zum Artikel heftig über die Frage, ob man für eine solche Publikation Geld nehmen könne, wie aussagefähig die erhobenen Daten seien und über verschiedene weitere Aspekte. Einige der Kommentare fielen dabei äußerst kritisch aus: Es hieß, Matschke habe mit „falschen Zahlen“ gearbeitet und einige Leser kritisierten, dass öffentliche Gelder für diese Studie in Anspruch genommen wurden, diese aber nicht kostenlos zugängig sei.
Am vergangenen Samstag ging der Redaktion ein Leserbrief von Professor Matschke zu, in dem sich dieser mit einigen Vorwürfen aus den Kommentaren auseinandersetzt. Wir geben ihn ungekürzt und unkommentiert wieder:
„Ein Kollege hat mich auf die studentische Diskussion im Webmoritz zu Ihrem Bericht über meinen Sachstandsbericht aufmerksam gemacht.
Ich verkneife mir jegliche Kommentare zu den Kommentaren – bis auf die Ausnahme von Herrn Jabbusch -, weil sie dem Motto folgen: „Je weniger Informationen, desto fester die Meinung!“
1. Die Hochrechnungen zur Kaufkraftbedeutung beruhen auf den Zahlen des Deutschen Studentenwerks. Es sind die für den sog. Normalstudenten ausgewiesenen Angaben. Eine Differenzierung nach Fachgebieten oder nach dem Einkommen der Eltern habe ich nicht vorgenommen, so daß sich alle Spekulationen über die „reichen“ Jura- und BWL-Studenten erübrigen.
2. Die Aussagen zu den Erstwohnsitznahmen beruhen auf Studentenbefragungen. Hier kann ich eine Aussage über den Grad an Repräsentanz bei den Anfangssemesters von BWL-Studenten sowie von Jura-Studenten machen, nicht aber von den Bachelor-Studenten, weil mir da die Vergleichszahlen fehlen; sie stammen im wesentlichen aus der Phil-Fak, zum Teil aber auch aus der MNF. Meine Ergebnisse belegen, daß das Verhalten hinsichtlich der Erstwohnsitznahme sich im Zeitablauf bei allen erfaßten Studenten ändert, aber daß zwischen den Studentengruppen – auch bezogen auf ihr Studiensemester und mit Blick auf ihren Herkunftsort – kaum Unterschiede bestehen. Es gibt auch keinen vernünftigen Grund zur Annahme, daß diese Studenten sich mit Blick auf ihr Verhalten hinsichtlich der Erstwohnsitznahme wesentlich unterscheiden sollten.
3. Die Hochrechnungen zur Wohnraumsituation beruhen mit Blick auf das Studentenwerk sowie die beiden großen Wohnungsgesellschaften (WVG und WGG) auf Vollerhebungen. Dies gilt auch mit Blick auf einen großen privaten Studentenheimanbieter. Was ist repräsentativer als eine Vollerhebung? Die anderen Daten habe ich hinsichtlich der Herkunft genau belegt. Es handelt sich dabei stets um „vorsichtige“ Angaben. Diese angebotsseitigen Schätzungen hinsichtlich der Wohnungsgröße sind also völlig unabhängig von den „reichen“ BWL- und Jura-Studenten, weil deren Befragungen sich gar nicht auf die Wohnungsgröße bezogen. Die Befragungsergebnisse der Studenten betreffen die Struktur der Wohnungsverhältnisse und nicht die Größenordnung der wohnungswirtschaftlichen Bedeutung. Es gibt nicht den geringsten Hinweis, daß die Wohnvorlieben der Studenten sich fachbezogen unterscheiden – meine Befragungen belegen dies jedenfalls nicht.
4. Einer der Kritiker schrieb: „Entscheidend wäre für mich die Frage, ob er die Studie noch als Professor – also quasi mit öffentlichen Geldern finanziert hat – oder ob dies sein Privatprojekt ist.“ Und er trumpfte dann noch auf: „Wenn Matschke mit falschen Zahlen gerechnet hat…“ Dazu nur Folgendes: Ich bin auch im Ruhestand Professor – und ein Professor hat doch bekanntlich sein „Hobby“ zum „Beruf“ gemacht! -, und als Beamter werde ich weiterhin mit „öffentlichem Geld“ finanziert. Das wird auch so bleiben – voraussichtlich! Die „falschen Zahlen“ möge man belegen!„
Bild: Moritz magazin via webMoritz-Archiv
Sehr ordentlich Herr Professor!
So Herr Jabbusch. Belegen Sie die falschen Zahlen.
Viele warten auf diese.
Ich glaube, die Frage mit der Zuverlässigkeit der Zahlen ließe sich seitens des Webmoritz vielleicht ganz einfach lösen: Es wird sich ja unter den Professoren, Mitarbeitern und fortgeschrittenen Studierenden an der Mat-Nat oder dem Powi-Kowi-Institut jemand finden lassen, der überdurchschnittliche Kenntnisse im Bereich der Erfordernisse empirischer Sozialforschung besitzt und bereit ist, sich kritisch mit den statistischen Grundlagen der Studie auseinanderzusetzen. Da der webmoritz die Studie ja offenbar besitzt, fielen auch keine zusätzlichen Kosten an. Ich habe die aktuelle Studie nicht gelesen, aus Präsentationen früherer Studien habe ich aber den Eindruck, dass a.) die Studierendenbefragung in der Tat nicht repräsentativ ist (auch die Fallzahl ist arg gering), aber b.) die Befragung nur einen (von der Aussage her in meinen Augen auch nicht besonders interessanten) Teil der Studie überhaupt betrifft. Bei den Kaufkraftberechnungen spielt z.B. die Befragung ja offenbar keine Rolle. Da ist dann eher die Frage, welcher wissenschaftliche Neuwert mit der Studie überhaupt verbunden ist: Bei einer 50.000-Einwohner-Stadt mit über 10.000 Studierenden brauche ich keinen Ökonomen, um zu erkennen, dass die Studierenden eine hohe Kaufkraftbedeutung für die Stadt haben.
Ha, mir ist gerade noch ne zweite Lösung des Statistik-Problems eingefallen: Vielleicht wär Herr Matschke ja zu ner öffentlichen Veranstaltung bereit, auf der er seine Studie vorstellt und anschließend mit Studierenden darüber diskutiert. Wär doch was für den Webmoritz…oder den FSR WiWi
Hier noch mal das Video, das oben gelöscht wurde. Ich weise nochmal darauf hin, dass es hier nicht um Wahlwerbung geht, sondern um das Problem der Nicht-Zugänglichkeit der wissenschaftlichen Forschung, obwohl sie durch Steuergelder finanziert wird:
[Edit Moderator: So und nun ist das Video zum dritten Mal entfernt worden. Vielleicht verstehst du jetzt was ich dir damit sagen will.]
Unterlasse doch endlich mal deine plumpen Versuche in jedem Beitrag Werbung für die sog. Piratenpartei zu machen. Unterstes Niveau ist das und wirft am Ende kein gutes Licht auf Dich und dieses Partei. Aber vllt willst du das ja…
nicht "ich" mache "für" die Piratenpartei Werbung. Die Piratenpartei ist nur eine Gruppe von jungen Menschen, die die drängende Probleme des Landes erkennt und dafür modernde Lösungen anbietet. Man kann doch aber jetzt aber nicht der Piratenpartei vorwerfen, dass sie so viele gute Lösungen anbietet (Erhalt der Demokratie, Aktiv gegen Internetzensur, Modernisierung des Urheberrecht, Begrenzung des Patentrechts etc.)?
In MV gibt es die Piratenpartei erst drei Monate. Davon zu reden, dass ich "ständig" Werbung für diese Gruppe machen würde, geht also auch aus diesem Grund kaum…
Die Piratenpartei Deutschland wurde bereits am 10. September 2006 beim Bundeswahlleiter registriert.
Wie kommst du auf 3 Monate?
Das Video finde ich gut und zutreffend!
Ich meinte die Ortsgruppe Greifswald und den Landesverband M-V. Die gibt es erst seit sehr sehr kurzem, ohne das ich mich auf ein Datum festnageln will. Beim letzten Treffen haben wir festgestellt, dass kaum ein Mitglied aus Greifswald wesentlich länger als vier Wochen in der Partei ist…
Ich hatte zu keiner Zeit behauptet, dass Herr Matschke falsche Zahlen vorgelegt hätte. Ich hatte lediglich dem Kollegen aus dem StuPa Eric Hartmann verteidigt, der, als er einige Fragen zum Bericht von Matschke gestellt hat, sofort von einem gewissen Franz und auch vom stellv. Chefredakteurs (auch Autor dieses Artikels!) in einem sehr unhöflichen Ton angegriffen wurde.
Ich habe es zum Ausdruck gebracht, dass ich es gut finde, dass Fragen gestellt werden. Außerdem hatte gesagt, dass Fehler bei der Erhebung "immer im Bereich des möglichen" liegen.
Wissenschaft lebt von gegenseitiger Kritik und dem Dialog. Daher fand ich es gut, wie Herr Hartmann die Ergebnisse von Prof. Matschke kritisch hinterfragt hatte. Geärgert hatte ich mich dann, wie in unmöglichem Ton auf diesen Kollegen eingedroschen wurde.
So wurde dem Studenten vorgeworfen er würde "rumstänkern" und er würde "hole Parolen" von sich geben, da er ja bei "Jusos" ist.
Der stellv. Chefredakteur hat – entgegen seiner Aufgabe – die Beleidigungen nicht gelöscht, sondern sich an der Kritik an diesem Leser auch noch beteiligt.
Daher schrieb ich, dass ich Frage von Eric in Ordnung fand – so wie ich jede Frage / bzw. sachlich vorgetrangene Kritik gut finde. Das Herr Matschke nun die fehlenden Informationen zur Verfügung gestellt hat, freut mich.
Die Frage die Herr Hartmann hatte bezog sich auf die Quelle der Zahlen, die Herr Matschke für seine Hochrechnung nutzte. Eric wusste, dass Prof. Matschke Umfragen unter Studenten der BWL / Jura erhoben hatte. Da die Studie selbst nicht veröffentlicht worden war (was er ebenfalls kritisierte), hatte er gefragt, ob diese Erhebung auf der (nicht repräsentativen) Umfrage basierte. Prof. Matschke hat nun klar gestellt, dass dies nicht der Fall ist, sondern die Umfrage unter den Studenten offenbar nur für die Wohnnahmequote ermittelt wurde.
Falsch ist in diesem Artikel die Behauptung (und ich bitte dringend um Korrektur!!), dass Herr Hartmann behauptet hätte, er würde kritisieren, dass die Studie mit öffentlichen Mitteln finanziert wird! JEDE Forschung an Universitäten wird mit öffentlichen Mitteln finanziert!! Gerade die Jusos setzen sich für eine bessere Finanzierung der Forschung ein. Stattdessen hatte Herr Hartmann kritisiert, dass die Studie von Herrn Prof. Matschke – obwohl sie öffentlich finanziert ist – NICHT der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung steht. Dies wird hier gut erklärt:
[Hier wurde ein Video entfernt]
Ansonsten verstehe ich mich mit Prof. Matschke sehr gut und stehe mit ihm in intensiven E-Mail Austausch (eher selten jedoch über seine Studie – mehr über die sonstige Hochschulpolitik in Greifswald 🙂 ).
Fazit: Ich finde es auch weiterhin gut, dass Herr Hartmann seine Kritik geäußert hat. Mit der angestoßenen Debatte hat er letztlich die Studie von Herrn Matschke mehr Aufmerksamkeit verschafft. Etwas seltsam finde ich es, dass der webMoritz daraus einen neuen Artikel gemacht hat. Dadurch kann nun ein neuer Leser nur sehr schwer nachvollziehen, auf welchen Teil der Diskussion sich Herr Matschke bezieht. Man hätte ja den Kommentar von Herrn Matschke auch einfach als Kommentar posten können…
Wer sich selbst informieren will, findet also hier die ursprüngliche Debatte:
http://www.webmoritz.de/2009/08/14/studenten-sind…
Ich poste noch mal meinen ursprünglichen Kommentar auf den sich Herr Matschke u.a. bezieht. Ich habe ein paar Hervorhebungen vorgenommen:
"Ich finde schade, dass mit Kritik hier derart umgegangen wird und rufe dringend zur Mäßigung auf.
Ok – Eric hat nicht ganz den richtigen Ton getroffen. Ist aber kein Grund als stellv. Chefredakteur so zurückzuschießen! Wenn die Chefredaktion jeden kritischen Leser, der etwas ungeschickt bei der Formulierung ist, derart wegjagt ("stänker am besten woanders weiter"), hat sie bald kaum noch kritische Leser… Und der webMoritz will doch sicher seine kritischen Leser behalten?!
Zum Inhalt.
Erst mal finde ich es gut, dass Eric auf die Methode der Studie hinweist. Ob diese Erhebungs-Methode gut ist oder nicht, kann man durchaus diskutieren. Vor kurzem wurde darauf hingewiesen, dass selbst 900 Wählerstimmen in Greifswald, an drei verschiedenen Orten angeblich ein "nicht repräsentative" Aussage zum Ergebnis hätten… Wenn nun von Herrn Matschke mit wesentlich weniger Studenten – zumal noch aus nur einer Fakultät – eine so große Hochrechnung gemacht wird, dann ist das auf jeden Fall, kritisierbar.
Und das (reiche?) Jura- & BWL Studenten tendenziell besser gestellt sind als Studenten der Geisteswissenschaften, liegt zumindest im Bereich des Möglichen.
Auch der Kritik, dass die Studie nicht kostenlos als PDF veröffentlicht wurde, finde ich sehr gut. Die Piratenpartei würde diese Forderung sicher unterstützen. Allerdings steht es natürlich Herr Matschke frei, sie auch weiterhin gegen 15 Euro zu verkaufen. Nur: Für die Gesellschaft & den wissenschaftlichen Dialog wäre es sicher besser, wenn die Studien open source wäre. Gerade "diese" Studie – mit der sich Herr Matschke ja an die Öffentlichkeit richten will – hätte wirklich irgendwo im Netz zugänglich gemacht werden können…
Entscheidend wäre für mich die Frage, ob er die Studie noch als Professor – also quasi mit öffentlichen Geldern finanziert hat – oder ob dies sein Privatprojekt ist. Wobei man klar sagen muss: Zurzeit ist es durchaus noch Standard, dass "alle" Professoren "alle" Ihre Bücher (auch die, die als Teil der staatlich finanzierten Forschung erstellt wurden) privatwirtschaftlich verkaufen. Daher ist der Vorwurf der "kommerziellen Verwendung" Menschen, die sich mit dem Thema noch nicht intensiv beschäftigt haben, schwer zu erklären…
[…]
Ansonsten danke an Eric für das Feedback und den Einwurf. Vielleicht ließt ja Herr Matschke mit und er kann noch einmal selbst sagen, wie er methodisch vorgegangen ist. Wäre bestimmt spannend!"
(Zitat Ende)
"Die Piratenpartei ist nur eine Gruppe von jungen Menschen, die die drängende Probleme des Landes erkennt und dafür modernde Lösungen anbietet. Man kann doch aber jetzt aber nicht der Piratenpartei vorwerfen, dass sie so viele gute Lösungen anbietet."
Gut, das würden jetzt andere enthusiastische Parteianhänger von ihrer jeweiligen Partei wohl auch so behaupten. Und natürlich ist das, was Sebastian da macht, nix anderes als Wahlkampf-Werbung.
So what?
Wahlkampf gehört zur Demokratie, da wird man in einem Forum ja wohl noch mal den einen oder anderen Werbebeitrag verkraften können. Zumal es im konkreten Fall noch nicht mal off topic ist und auch von Stil o.k. Und schließlich wird ja niemand gezwungen, die Comments von Sebastian (oder irgendwem sonst) zu lesen.
Übrigens: In drei Wochen is ja alles vorbei. Dann is Frank W. Steinmeier Bundeskanzler, die Piraten stellen den Innenminister, der Weltfrieden bricht aus und wir in MV haben 2 Jahre Ruhe bis zur nächsten Landtagswahl.
Wäre schön, wenn mehr Menschen so eine Gelassenheit an den Tag legen wie du.
*zustimm*
In der Ruhe liegt die Kraft…
Ach wie schön…so hat auch schon Ulrich Adam argumentiert ^^
Was nur beweist, dass selbst Uli Adam nicht in der Lage ist, immer falsch zu liegen.
"Matschke stellt klar: Bin und bleibe Professor"
Schön für Herrn Matschke! Wen außer ihn interessiert das jetzt?