Wie versorgt man sich in der Zeit von 23 bis 19 Uhr mit guter Musik? D.h. in den 20 Stunden, wenn kein Radio 98 Eins läuft? Das Internet hilft hier kostenlos, sowohl mit Streams als auch mit Downloads. Ein kleiner Überblick mit Vor- und Nachteilen.

Last.fm

Last.fm Kombo-RadioDer wohl bekannteste Streaming- und Webradiodienst in Deutschland ist Last.fm, der einerseits das Hören von Musik erlaubt (per verschiedener sog. Stationen oder direkt bestimmte Songs) als auch das Aufzeichnen der gehörten Musik registrierter Benutzer. Letzteres wird „Scrobbeln“ genannt und dient dazu ein Profil zu erstellen, womit dann gleichgesinnte Nutzer und über diese neue Musik gefunden werden kann. Wer will, kann sich in ein vollwertiges soziales Netzwerk stürzen, Freunde hinzufügen, Gruppen beitreten und Blogbeiträge schreiben. Alles natürlich unter dem Gesichtspunkt der Musik.

Wer sich nicht anmelden möchte, kann einfach nur Musik hören und das auf vielfältige und spezielle Weise. Das Angebot ist groß und seit Neuestem können die Stationen mit bis zu drei Künstlern und Tags erstellt werden (sog. Kombo-Radios, siehe Screenshot).

Fazit: Breites Angebot und komfortable Einschränkung auf die zu hörende Musik, Soziales Netzwerk

Nützliche Zusatztools: wikiFM (Einblenden von Wikipedia-Infos zur gewählten Station), Fire.fm (Firefox-Erweiterung zum Anhören von Stationen)

Aupeo

Aupeo Mood-RadioVerschiedene Aspekte des Online-Hörens verfolgt das Berliner Startup Aupeo. Auf der weiß-hellgrün gehaltenen Seite findet man sich schnell zurecht und der Hörgenuß kann durch Eingeben eines Künstlernamens oder einer Stimmung losgehen. Einer Stimmung? Ja, man klickt in das bunte Rad und wählt evtl. noch Genre, Schnelligkeit und Jahrzehnt aus und das Aupeo-Radio spielt passende Musik (s. Screenshot). Alleine dieses Konzept verdient eine nähere Beschäftigung mit dem Dienst. Das sog. Mood-Radio hat manchmal etwas eigenwillige Vorstellungen davon, was „energetisch“ oder „melancholisch“ bedeutet, aber die ungewollten Songs kann man ja überspringen.

Wer seine Präferenzen speichern möchte, kann sich anmelden und dann auch Freunde und „Nachbarn“ finden, Gruppen beitreten etc, wie man das von sozialen Netzwerken so kennt. Es dauert allerdings eine Weile bis es Empfehlungen gibt, da zur Einschätzung des Musikgeschmacks eine gewisse Basis vorhanden sein muss.

Die Musik wird gestreamt und das mit einer annehmbaren Qualität. Dazu heißt es bei netzwertig:

Laut Heise werden alle Titel von Aupeo als CD gekauft und gerippt, um unabhängig über die angebotene Qualität des Streams entscheiden zu können. Derzeit wird mit 64 oder 128 kBit/s übertragen, 192 kBit/s sind geplant.

Fazit: Interessante Idee, mögliche Alternative zum Platzhirsch Last.fm

Weitere Alternative: Das Stimmungskonzept gibt es auch bei rockola.fm, für das man jedoch des Spanischen mächtig sein muss, da es keine Übersetzung gibt.

Laut.fm

Laut.fm-StationDas Radiokonzept noch ein Stück weitergedacht hat laut.fm, bei dem Nutzer ihre eigenen Station zusammenstellen können und dafür aus den mittlerweile über 150.000 Songs auswählen oder selber neue hochladen können. Es gibt radiotypische Vorgaben (keine Veröffentlichung der Playlist, maximal drei Songs eines Interpreten, zufällige Wiedergabe bei einer Wiedergabeliste unter drei Stunden) und die Möglichkeit, einen Sendeplan zu erstellen.

Passiv kann man das Ganze natürlich auch genießen und aus den mehreren Hundert Stationen nach Genre oder Beschreibung auswählen. Oder schauen, welche Songs gerade laufen und sich hier und dort nach Lust und Laune einklinken. Die Stationen können direkt auf der Seite per Stream gehört werden, mit verschiedenen Mediaplayern (erfolgreich getestet mit iTunes, Windows Media Player, Winamp und MediaMonkey), aber auch mit dem iPhone und Internetradios wie dem Noxon iRadio.

Fazit: das moderne Radio zum Selbergestalten

Jamendo

Jamendo Künstler-SeiteWer nicht nur Musik anhören möchte, sondern sie auch runterladen und mitnehmen und vielleicht sogar weiter verwenden möchte, der ist bei Jamendo an der richtigen Adresse. Die dort angebotene Musik wird unter einer von sechs Creative Commons-Lizenzen veröffentlicht, d.h. die Musik kann in jedem Falle privat genutzt werden und unter bestimmten Bedinungen für eigene Zwecke verwendet werden (Name des Künstlers angegeben werden, kommerzielle Nutzung evtl. erlaubt, Veränderung evtl. erlaubt).

Natürlich finden sich hier vor allem unbekannte Künstler (knapp 200.000 Alben), doch das Entdecken neuer Musik geht über Bestenlisten oder nach Genre. Das Anhören der Musik geht direkt auf der Seite und das Erstellen von Playlisten ist möglich. Auch hier gilt wieder, dass man sich Registrieren kann und so seine Präferenzen speichern und am sozialen Netzwerk teilnehmen kann. Wer selber Musik macht, kann seine Werke der Öffentlichkeit präsentieren, ohne die Rechte abtreten zu müssen.

Fazit: Musik zum Behalten unter einer CC-Lizenz, Möglichkeit zum Verbreiten der eigenen Musik

Free Music Archive

Free Music ArchiveEinen ähnlichen Weg geht das Free Music Archive, auf dem ebenfalls Musik unter einer CC-Lizenz, aber auch anderen Modellen angeboten wird. Auch hier gilt, dass man neue Musik nach Genre und Beliebtheit entdecken und herunterladen kann, Playlisten erstellen und sich registrieren kann. Das Abspiel- und Navigationskonzept ist etwas intuitiver als bei Jamendo, doch letztendlich wird der Geschmack darüber entscheiden, welcher Seite man den Vorzug gibt.

Fazit: Musik zum Behalten und Bearbeiten

Dies ist nur eine kleine Auswahl der Möglichkeiten, die jedoch alle auf legale Weise kostenlose Musik anbieten und das sowohl im Mainstream- als auch im unbekannten Bereich.

Bilder:

Screenshots der verlinkten Seiten

Bild Startseite: Sebastian Schütz via jugendfotos.de