Oberbrandmeister Schammel nimmt seinen Helm ab. Er öffnet die Tür von „Christoph 47“, wartet auf das OK-Handzeichen und springt anschließend aus fünf Meter Höhe in das knapp 10 °C kalte Wasser der Ostsee.

Absprung Rettungsschwimmer aus Hubschrauber

Absprung des Rettungsschwimmers aus dem DRF Hubschrauber

Der Absprung des Rettungsschwimmers der Greifswalder Berufsfeuerwehr aus dem Hubschrauber der Deutschen Rettungsflugwacht (DRF) Station Greifswald gehört zum Programm der am 12. und 13. Mai auf der Ostsee vor der Greifswalder Oie stattfindenden, großangelegten Seenotrettungsübung. Zusammen mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), der Wasserschutzpolizei, den Seenotrettungskreuzern „Wilhelm Kaisen“ und „EUGEN“ und deren Beibooten „Butt“ und „Heinz Orth“, sowie Notärzten des Universitätsklinikums Greifswald wird hier die Rettung und Bergung von Verunglückten im ufernahen Bereich geübt.

Über 30 Personen auf See und in der Luft verbessern hier ihre Zusammenarbeit. Eine Zusammenarbeit, die im Ernstfall Menschenleben retten kann. 2008 musste der Hubschrauber der DRF Luftrettung mit dem Funkrufnamen „Christoph 47“ und die Rettungsschwimmer bzw. korrekter Rettungsspringer 25 mal zu Einsätzen auf See ausrücken, dabei retteten sie vier Menschen das Leben, was nicht heißt, dass in den anderen 21 Fällen die Menschen nicht gerettet wurden.

Nicht jeder Einsatz ist mit einem Einsatz der Rettungsspringer verbunden. Als sogenannter „First Responder“ bei Notrufen auf See unterstützt die DRF Luftrettung die normalen strukturellen Rettungskräfte bis zu deren Eintreffen. Oft handelt es sich bei den Einsätzen um das Suchen nach Verunglückten oder das Zubringen eines Notarztes auf einen Rettungskreuzer.

Hubschrauberlandung

Landung des Hubschraubers auf der "Wilhelm Kaisen"

Daher wird auch dieser Vorgang geübt. Die Piloten des Hubschraubers fliegen dazu Landemanöver auf das Hubschrauberarbeitsdeck der „Wilhelm Kaisen“. Der Kreuzer befindet sich während der Landung allerdings nicht in Ruhestellung sondern in voller Fahrt, was das Landemanöver anspruchsvoll gestaltet. Da der Kreuzer, wenn er auf See ist, nicht immer über einen Notarzt an Bord verfügt, kann so im Notfall ein solcher innerhalb kurzer Zeit eingeflogen werden.

Der Greifswalder Hubschrauber der DRF Luftrettung hat ca. 30 Prozent seines Einsatzgebietes auf der Ostssee und deckt damit alle Gebiete auf See zwischen der Halbinsel Darß bis Usedom ab. Jeder Einsatzort im Umkreis von 50 Kilometern ist in maximal 15 Minuten erreichbar.

Die Kosten für die Anschaffung einer Winde im Hubschrauber sowie deren Unterhaltung seien sehr teuer, so der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes Greifswald, Lutz Fischer. Deshalb praktiziere man die Praxis der Absprünge und anschließendes Aufsammeln der Verunglückten per Schiff der Seenotrettung. Dabei wird auch eine Rettungsinsel mit abgeworfen, die Retter und Verunglückte bis zum Eintreffen der Schiffe der DGzRS über Wasser halten soll. Seit 2001 arbeiten DRF Luftrettung, Greifswalder Berufsfeuerwehr und Universitätsklinik in dieser deutschlandweit einzigartigen Kooperation zusammen.

Der Hauptgrund für die Einsätze sei Leichtsinn der Menschen, so Ralf Michaelis, Hauptbrandmeister der Greifswalder Berufsfeuerwehr, 95 Prozent der Einsätze seien darauf zurückzuführen. Segler hätten zwar Rettungswesten an Bord, doch lägen diese unter Deck, anstatt getragen zu werden.

Weder bei den Piloten der DRF Luftrettung Station Greifswald noch bei den Rettungsspringern der Berufsfeuerwehr Greifswald gibt es Frauen im Team. Bei den Rettungsassistenten, die gleichzeitig Co-Piloten sind, ist es genau andersrum, dort gibt es nur einen Mann.

Am Ende des ersten Tages der Übung freut sich Christian Paul, Leiter des Brand- und Katastrophenschutzes in Greifswald, alles sei gut verlaufen und das Übungsziel erreicht worden. Gute Nachrichten für die zahlreichen Wassersporttreibenden auf der Ostsee. Im Notfall können sie auf Männer wie Rettungsspringer Schammel und seine Kollegen zählen. Schammel läßt sich von den Kollegen der DGzRS an Bord der „Heinz Orth“ ziehen. Auch er hat sein Übungsziel ohne Probleme erreicht.

Bilder:

Oliver Wunder