Ein aufmerksamer Leser schickte uns bereits am Dienstag ein spannendes Foto, das er an der Straßenüberführung der Stralsunder Straße über den Ryck gemacht hat. Dort hat jemand ein Protestplakat aufgehängt.
Der Protest richtet sich offensichtlich gegen die geplante Sanierung der Bahnbrücke über den Ryck. Die Brücke ist Teil des Eisenbahnanschlusses des Hafens Ladebow an die Hauptstrecke. Die Strecke liegt bereits seit mehreren Jahren still, soll aber noch in diesem Jahr wieder flott gemacht werden.
Der Neubau der Brücke soll aus Mitteln des Konjunkturpakets I finanziert werden. Ob das Ansinnsen gelingt, ist derzeit noch nicht klar.
Wer der Urheber des Plakats ist und ob es noch immer an der entsprechenden Stelle hängt, ist uns derzeit nicht bekannt. Leser, die mehr wissen als wir, sind aber herzlich eingeladen, uns in den Kommentaren aufzuklären.
Foto: Leser-Einsendung
Ich halte den Brückenneubau nicht für Geldverschwendung, auch wenn die Brücke vorerst nicht für den Güterverkehr, sondern bestenfalls saisonal genutzt werden würde. Die Anschlussbahn nach Ladebow stellt, wenn sie einmal reaktiviert ist, einen Standortvorteil für Industrieansiedlungen in und um den Hafen, bzw. entlang der Bahn, dar.
Da macht man dann einmal eine ungeschönte Kosten-Nutzen-Analyse und dann lohnt sich das oder halt nicht.
Ich persönlich würde mir ja sowas wie einen ausgebauten Schienennahverkehr in der Region wünschen… (das kann man natürlich auch bis Lubmin und bis Stralsund ausudern lassen) …ok, ich weiß, ich träume, wer fährt denn damit?!
Das Schild ist jedenfalls schon wieder weg. Tja, für solche Form von Protest ist in dieser Stadt eben kein Platz. Ganz schön arm!
Die Brücke muss gebaut werden! ! ! Ich weiß nicht was ihr euch alle denkt??? Das schafft Arbeitsplätze! Der Maurer aus dem einen WebMoritz-Artikel wird zusammen mit unserem von Gottes Gnaden erwählten King Arthur die Brücke ohne Hilfe jeglicher Technik errichten. Ich freu mich schon. Das wird ein Bild für die Götter.
Der aufmerksame Leser erkennt in dem Schild nicht eine Kritik, sondern lediglich eine Aufforderung zur Überdenkung der Finanzpolitik. Rhetorisch jedenfalls recht clever. Aber vielleicht ist das auch nur Pedanterie..
Im Blog der Grünen wird schon mit dem Datum vom 7. ein Bild vom Schild gezeigt 🙂
http://blog.gruene-greifswald.de/2009/05/07/funds…
Ich weiß nicht, wo hier Geld verschwendet werden soll! Die Sanierung der Brücke ermöglicht die Wiederaufnahme des Schienengüterverkehrs zum Hafen.
Wenn man die anderen Maßnahmen betrachtet, mit denen die Konjunktur angekurbelt werden soll, muß ich den Kopf schütteln:
"Umweltprämie": Vernichtung volkswirtschaftlichen Vermögens durch die Stillegung funktionsfähiger Kfz. und künstliche Verzögerung des sich natürlich einläutenden Strukturwandels (langsames Umdenken hinsichtlich der Ressourcenverschwendung Automobil).
Konjunkturpakete: Diese beinhalten zum größten Teil hauptsächlich die Förderung von Reinvestitionen, was kaum volkswirtschaftlichen Mehrwert bietet (das meiste wird von den ausführenden Verwaltungen nur vorgezogen) anstatt effektiv neu zu investieren, z.B. in Forschung, Bildung und Verkehrsinfrastruktur.
Naja – Geld wird immer dann verschwendet, wenn man das selbe Geld woanders sinnvoller investieren kann. Die von dir aufgezählten Punkte sind Beispiele für Verschwendung.
Es ist die Frage, wie viele Greifswalder Schulden man für 470.000 Euro sanieren könnte. Fakt ist, wohl, dass es bis heute keinen Güterverkehrabnehmer in Hafen Ladebow gibt. Aber selbst wenn sich ein Betrieb ansiedeln sollte, ist fraglich, ob es mehr als 10 Wagons pro Woche wären… Und seien wir mal ehrlich: Wie viele Betriebe setzen noch auf den Schienenweg im Güterverkehr? Selbst die, die noch eine Anbindung haben, setzen zurzeit (leider) auf den günstigeren LKW.
Am besten wäre, wenn man einen Betrieb hat, der wirklich diese Anbindung braucht. Dann ist wohl kaum jemand gegen die Sanierung. Nur im Moment ist das nicht absehbar…
Lauter hochqualifizierte Äußerungen! Insbesondere, dass ja so wenig Unternehmen die Bahn nutzen würden. Ja, wie denn auch, wenn die Betriebe z.B. aufgrund maroder Brücken, nicht mit der Bahn erreichbar sind?
Und an einem großen Teil des ungünstigen Modalsplitts ist die Deutsche Bahn AG auch selbst schuld, denn sie hat mit ihrem Programm Mora C 1999 selbst Hunderten Güterverkehrskunden gekündigt. Es ist doch schön, wenn sich nicht bundeseigene Eisenbahnen um Güterkunden bemühen wollen und, solange dies wirtschaftlich geschieht, spricht auch nichts dagegen, mit öffentlichen Geldern diese Brücke fit für die nächsten zehn oder zwanzig Jahre zu machen.
Im übrigen – wenn ich sehe, dass sich die LKW vom Hafen Vierow Stoßstange an Stoßstange bis an die Straße von Greifswald nach Lubmin stauen (wohl um Sand für den Deichbau in Eldena zu holen), würde ich mir auch manche Bahnstrecke mehr wünschen…
Das wirtschaftliche Argument zieht nicht, da größere Schiffe auch weiter in Stralsund anlegen werden und kein Interesse an einem Umweg über Greifswald oder der Gefahr haben, im Bodden auf Grund zu laufen. Also wird es keinen Güterverkehr Ladebow-Greifswald geben. Anbetracht der Tatsache, dass gerade die Bahn Nebenstrecken verstärkt stillegt, müsste auch dem Dümmsten klar sein, dass sie sich wohl kaum rechnen. Das Arbeitsplatzargument zieht auch nicht, da ein entsprechendes Bauvorhaben überregional ausgeschrieben werden müsste. Für den Tourismus wäre eine Reaktivierung der Strecke negativ, da es die idyllische Stille des Museumshafens stören würde und damit den Erholungswert dort senkt, gleichzeitig würde der Marktwert der Wohnungen in der Gegend durch die zusätzliche Lärmbelästigung sinken… Ökonomisch ist das Vorhaben also die reinste Steuerverschwendung, vom ökologischen Gesichtspunkt ganz zu schweigen…
Nur so als Erinnerung:
Die Kosten-Nutzen-Analyse hat die DB vor zehn Jahren gemacht, als das Eisenbahnbundesamt die Brücke stillegte. Wenn ich mich recht entsinne, kamen die auf 6 Zugpaare täglich und selbst für gute Zeiten rechnet die stadt mit 1-2 Zugpaaren.
Mit den eingeplanten Mitteln wären in HGW ganz andere Dinge dran (Turnhallen, Schulen, Kindergärten (sowohl energ. Sanierung als auch Neubau) oder eben Straßen oder Radwege (z.B. Fahrradtrasse), die als Energieeinsparung sicher eher durchgehen.