Über den Beschluss des geänderten Landeshochschulgesetzes am vergangenen Mittwoch, dem 1. April, hatten wir bereits in einer Nachricht informiert. Hier nun ein ausführlicher Bericht aus Schwerin.
Um sieben Uhr versammelten sich einige Greifswalder Studierende am AStA-Gebäude der Domstraße. Zwei Busse standen bereit – angesichts der 14 Mitfahrer sehr optimistisch.
Nach einer zweistündigen Fahrt gesellten sich die Greifswalder zu den etwa 50 Studierenden der Fachhochschule Neubrandenburg, die bereits vor dem Schweriner Schloss demonstrierten. Der Sprecher der Landeskonferenz der Studierendenschaften (LKS), Thomas Schattschneider, moderierte indessen Gespräche mit Oppositionspolitikern der Linkspartei und der FDP. Der Liberale Sebastian Ratjen aus Greifswald sprach sich gegen eine „Flatrate-Hochschulgebühr“ aus. „Das ist unehrlich. Wie ihr schon immer sagt, ist das eine Einführung von Studiengebühren durch die Hintertür“, unterstrich der FDP-Abgeordnete.
Ab zehn Uhr kam der Landtag zu seiner Sitzung im Schloss zusammen. Davor fand ein kleines Programm mit musikalischer Untermalung und Wortbeiträgen statt. So meldete sich der Neubrandenburger StuPist Henning zu Wort. „Die Landesregierung hat uns erst ignoriert, dann mit uns diskutiert. Sie haben Alternativvorschläge abgelehnt und sagen, dass wir uns nicht so haben sollen“, argumentierte er leidenschaftlich.
Nebenbei spielten AStA-Referent für Hochschulpolitik Fabian Freiberger und Philosophie-Student Georg Meier ein Gebührenquiz. Dabei mussten die Demonstrierenden unsinnige Gebühren aufdecken, wie die „Tafelanschriebabgabe“ oder die „Toilettennutzungsgebühr“. Der Verwaltungskostenbeitrag umfasst übrigens Leistungen, wie die Immatrikulation, Beurlaubung und Rückmeldung.
Anschließend übernahm Florian Keller vom freien Zusammenschluss von StudentInnenschaften das Mikrofon. Der Heidelberger Student verglich die derzeitige Situation mit der vor fünf, sechs Jahren in Baden-Württemberg. Ein Bundesland, das heute Studiengebühren hat.
Gegen halb zwölf betrat Thomas Schattschneider, der die Landtagssitzung im Schweriner Schloss verfolgt hatte, die Bühne vor dem Schloss. „Es ist passiert, was zu erwarten war: Die Regierungskoalition hat den Gesetzentwurf einstimmig angenommen“, berichtete er und fuhr fort: „Nun können die einzelnen Hochschulen des Landes selbst bestimmen, ob und in welcher Höhe Verwaltungsgebühren eingeführt werden.“ Henning aus Neubrandenburg entfuhr ein lautes „Scheiße“.
Thomas zeigte zukünftige Möglichkeiten auf: „Wir haben gute Chancen, das schwammig formulierte Gesetz auf dem Rechtsweg zu enthebeln.“ Bereits bei der morgigen LKS-Sitzung solle ein Beschluss gefasst werden, dass geklagt wird. Gleichzeitig gäbe es an den Hochschulen viele Möglichkeiten, beispielsweise vor Senatssitzungen zu protestieren. Der Lehramtsstudent Schattschneider resümierte: „ Das Land verspielt seine Chancen: Die Landeskinder werden zum Studieren und Arbeiten Mecklenburg-Vorpommern verlassen, dafür ziehen auch keine jungen Menschen her.“ Abschließend präsentierten Thomas Schattschneider und Fabian Freiberger einen Einkaufskorb im Wert von 50 Euro. „Das ist das, was Studenten für den privaten Gebrauch benötigen“, erläuterte Schattschneider.
Die demonstrierenden Teilnehmer zogen Bilanz. So sagte der studentische Senator und Mitglied des Studierendenparlaments Christian Bäz: „ Es ist peinlich, dass so wenig Studierende sich für die Hochschulpolitik interessieren und sich engagieren. Schade ist es außerdem, dass kaum Studierendenschaftsvertreter anwesend sind.“ Bis auf den StuPa-Präsident Frederic Beeskow, wenige Juso-Gesichter und drei AStA-Referenten behielt Bäz Recht. Auch der Lehramtsstudent Marco Wagner zeigte sich enttäuscht: „Ich bin zwar davon ausgegangen, dass die Fraktionen den Entwurf annehmen. Allerdings sind wir sehr wenige Studierende. Gerade aus Rostock hätte ich mehr erwartet.“
Tatsächlich fehlten die Studierenden der Hochschulen in Wismar, Rostock und Stralsund. Der Termin zur Abstimmung über den Gesetzentwurf lag in der vorlesungsfreien Zeit. Prüfungen, Praktika oder Urlaub verhinderte oftmals die Teilnahme. Außerdem blieb dem Referenten für Hochschulpolitik Fabian Freiberger vergleichsweise wenig Zeit, die Demonstration zu organisieren. Auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) konnte ihn nur begrenzt unterstützen, dieser musste nebenbei noch die Ersti-Woche planen.
Nun wird sich in den nächsten Wochen zeigen, ob und in welcher Höhe die Universität Greifswald Gebühren erhebt. Bleibt zu hoffen, dass die Vertreter der Studierendenschaft weitere Schritte gegen die Verwaltungsgebühr gehen werden.
Bilder:Christine Fratzke
soll die Uni Greifswald ruhig Studiengebühren erheben, dann erheben sich aber auch ein Paar mehr als die Paar Hanseln die nach Schwerin gekommen waren.
denn soooo "Ideal" ist hier längst nicht alles.
ich spreche dem lokalen protest hiermit einen vertrauensvorschuss aus !!!
"Paar" hätte kleingeschrieben sein müssen,…
Mal gucken, was unsere Leser sagen…
[polldaddy 1520457 http://answers.polldaddy.com/poll/1520457/ polldaddy]
schade, dass man bei der umfrage die absoluten werte nicht entnehmen kann…
Willst du das wirklich wissen???
Die Erkenntnis, wie viele abgestimmt haben und wie wenige (daraus resultierend) bei einer Demo in HGW "dabei sein würden", wäre wirklich mehr als erschreckend…
Aber vielleicht kann ja Sebastian sagen, wie viele bereits abgestimmt haben.(müsste ja irgendwie raus zu kriegen sein…)
Hoffentlich spiegelt sich das Umfrageergebnis (71% "…in Greifswald? Da bin ich auf jeden Fall dabei!!") dann auch in der Realität wider. Denn wenn 71% von 13000 vor dem Unihauptgebäude demonstrieren würden, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass der Protest Erfolg hat, wohl mindestens bei 50%+x. Aber vielleicht sagen dann auch noch die meisten, dass sie gerade eine Hausarbeit/ Klausur schreiben müssen bzw. für die Klausur lernen müssen, oder bringen andere Scheingründe an, um sich vor dem Protest zu drücken. Verständnis hatte ich hier nur für diejenigen, die für eine Zwischenprüfung/ Bachelor oder Master oder Staatsexamensprüfung lernen mussten/ bzw. die Prüfungen an diesem Tag hatten. Oder auch für die, die zur Zeit nicht in HGW waren. Aber für diejenigen, die ausgerechnet zwischen 7 und 12 Uhr ihre Proseminararbeit schreiben "mussten", obwohl man sie auch zwischen 13 und 18 Uhr hätte schreiben können, für deren Fernbleiben habe ich kein Verständnis. Dabei handelte es sich viel mehr um Bequemlichkeit. Man muss ja so früh aufstehen, wenn der Bus um 7 losfährt…
ist schon eine demo in hgw geplant? wenn ja, wann? bzw gibt es erste überlegungen?
ne, das weiß ich leider auch nicht 🙁
Erst mal muss ich ja die Uni positionieren – dann erst kann man entscheiden ob man dafür oder dagegen ist und ganz am Ende muss entschieden werden, ob dafür eine Demo das richtige Mittel ist.
Chaos und Gewalt sollte man ja nicht von vornherein ausschließen :p