Dass in öffentlichen Ämtern und Verwaltungen mitunter eine ruhige Kugel geschoben wird, ist gewiss nichts Neues. Wer wie die webMoritz-Redakteure allerdings regelmäßig Einblicke in die städtische Pressestelle des Oberbürgermeisters erhält, fragt sich in letzter Zeit manchmal, ob nicht mindestens in diesem Teil der städtischen Verwaltung irgendwie übersehen worden ist, dass Karneval inzwischen vorbei ist.

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Der Bürgermeister manscht gerne mal im Beton herum, könnte aber seit der Tunnel-Eröffnung ein leichtes Tiefbau-Trauma haben.

Und dass, obwohl in einer der jüngsten Meldungen der rathäuslichen Textschmiede sogar von „Passion“ die Rede ist: In einer am Freitag, dem 20. März, versendeten Mitteilung heißt es: „Tief stapeln ist seine Passion – Greifswalder Lehrling ist bester Tiefbauer im Land“. Diese wahrhaft bahnbrechende Tatsache ist der Stadt immerhin so wichtig, dass die E-Mail-Mitteilung darüber mit erhöhter Priorität versendet wurde. Das trifft übrigens auf nahezu alle städtischen Pressemeldungen zu. Offenbar geht die Stadt davon aus, dass in den digitalen Postkästen der Redakteure ein permanentes Chaos herrscht, weshalb die städtischen Verlautbarungen besonders hervorgehoben werden müssen. Und das hat sicherlich seinen Grund, denn ansonsten könnte uns die Nachricht vom Tiefstapler womöglich durch die Lappen gehen! Was für ein Verlust für unsere Leser!

April, April?

Um zurückzukommen auf Greifswalds größten Tiefstapler: Der emsige Lehrling darf sich mit dem Bürgermeister fotografieren lassen – und zwar an keinem geringeren Tag als dem 1. April. Man könnte hier die bürokratisch-perfektionistische Vorbereitung einer Aprilscherz-Ente wittern – aber wer die Pressestelle der Stadt kennt, weiß, dass es sich um eine grundsätzlich völlig humorlose Institution handelt und kann diese Hypothese daher schnell wieder verwerfen.

Bleibt die Frage: Was macht Greifswalds größten Tiefstapler so bedeutend, dass er sich mit dem Bürgermeister ablichten lassen muss? Das ist vor allem fraglich, weil sich in Greifswalds lokalpolitischem Milieu naturgemäß wohl eher ein Hang zur Hochstapelei feststellen lassen wird als einer zum Tiefstapeln.

Vielleicht aber fühlt sich unser Bürgermeister einfach zum Tiefbau hingezogen – immerhin hat er Greifswald in letzter Zeit um einige großartige Tiefbauwerke längs der Bahnstrecke bereichert. Und dabei könnte er letztens auch ein kleines Tiefbau-Trauma erlitten haben, das er nun mithilfe des sagenumwobenen größten Tiefstaplers des Landes wieder abbauen will. Immerhin muss man ihm lassen: Den 1. April hat er dafür wirklich glänzend gewählt.

Das beste zum Schluss: Der größte Tiefstapler Greifswalds und des ganzen Landes heißt auch noch – ganz bescheiden – Martin Protz.

Mit diesem Beitrag starten wir unsere neue Kategorie „Zu guter Letzt“, die von nun den Schluss unserer Startseite mit Glossen und heiteren Meldungen aus Greifswald und der Welt säumen wird.

Fotos: Moritz-Archiv (Tiefbau-Bürgermeister), „mack“ via Flickr (Ente)