„webMoritz Vision“ stellt – abseits von kommerziellen Verwertungsstrategien –
regelmäßig neue Visionen für eine bessere Welt vor…
Die Benutzung von Kartendiensten im Internet ist für viele Menschen üblich geworden. Schnell mal online gucken, wie man vom Bahnhof zum Hotel kommt, wo der beste Freund hinzieht oder was das Satellitenbild des eigenen Wohnumfelds alles so zeigt, gehört für viele zum Surfalltag. Dazu greifen die meisten auf den Branchenprimus Google Maps zurück.
Seit dem iPhone verbreitet sich diese Technologie auch auf dem Handy und zeigt uns den nächsten Geldautomaten oder das nächste Kaufhaus. Die Karte stellt beinahe jeden Ort der Welt auf der Karte dar. Eine umfangreiche Suche nach Strassenname inklusive Hausnummer, Postleitzahl und Ort, dazu Wegbeschreibung, Satellitenbilder – das alles bietet Google Maps, aber auch die aktuelle Verkehrslage, Fotos, Videos, Geländekarten… Kaum etwas, was es nicht gibt! Und wenn es nicht Google selber liefert, so findet es sich mit Sicherheit bei den zahlreichen Mashups (Bed.: Verknüpfung/Vermischung von Medieninhalten zur Schaffung neuer Inhalte). Neue Mashups finden sich beispielsweise auch im Google Maps Mania Blog.
Was viele jedoch nicht wissen: Google behält sich in seinen Nutzungsbedingungen vor, später Werbung in die Karte einzufügen und die Nutzungsrechte für Google Maps sind beschränkt. Wer Google Maps auf seine Einladungskarte zum Geburtstag druckt, macht sich möglicherweise schon strafbar.
Daher entwickelte ein Britte vor fünf Jahren eine neue Idee: Eine Karte von und für Menschen wie Dich und mich – basierend auf dem Open Source – Gedanken. OpenStreetMap ist der Versuch für jeden frei nutzbare Geodaten zu sammeln und daraus eine Weltkarte zu erstellen, sowie daraus weitere Spezialkarten abzuleiten.
Ähnlich wie die Wikipedia funktioniert das Projekt so, dass die Nutzenden die Daten zusammentragen. Auf verschiedene Weisen ist es möglich, an dem Projekt mitzuwirken: Daten sammeln per GPS-Empfänger im Auto, am Fahrrad oder zu Fuß, das Abzeichnen von Luftbildern, Daten eingeben per Browser oder einem speziellen Programm. Wer selbst „Mapper“ werden will, kann nach einer kurzen Anmeldung auf der Homepage beim Projekt mitmachen. Allerdings sollte vorher erst die ausführliche Anleitung gelesen werden.
Im Gegensatz zu Google Maps darf jeder die Daten nutzen, solange er seine Produkte ebenfalls jedem zur Verfügung stellt: Wie der webMoritz steht OpenStreetMap unter der Creative Commons Lizenz. Die Einbettung von Karten in Homepages, Ausdrucke sowie die gewerbliche Nutzung ist somit möglich und führt nicht zu Abmahnungen, die bei Google Maps riskiert werden.
Im Oktober 2008 wurde ein symbolträchtiger Meilenstein in Deutschland mit der kompletten Erfassung von Hamburg gefeiert. Aber auch die meisten deutschen Großstädte sind dort fast vollständig erfasst.
Und wie sieht es mit Greifswald aus? Dazu werfen wir einen Blick auf die deutsche Seite von OpenStreetMap. Nachdem Greifswald mit Hilfe des Zooms in guter Auflösung vorliegt, stellt sich heraus: Die Hansestadt ist gut erfasst. Aber wie gut wirklich? Ein Vergleich mit dem Marktführer lohnt sich. Hierfür gibt es ein Tool im Internet, das die unterschiedlichen Karten nebeneinander im Browser darstellt.
Vergleichen geht so ganz einfach. So sieht das dann aus:
Auf dem Screenshot oben ist nun Geifswald im Karten-Vergleich zu sehen. Links die Karte von OpenStreetMap und rechts Google Maps. Sofort fällt auf, dass die Karte von OpenStreetMap mehr Daten enthält und aktueller ist. Dort finden sich alle Neubaugebiete, Fahrrad- und Fusswege auf dem Wall und im Stadtpark, die Stadtgrenze und Berge mit Namen. Die Karte von OpenStreetMap hat einen wesentlich höhren Informationsgehalt und ist aktueller. Im direkten Vergleich gewinnt OpenStreetMap also gegen Google Maps.
Dennoch gibt es ein paar negative Punkte an OpenStreetMap. Denn OpenStreetMap ist auf die Mithilfe der globalen Community bei der Erfassung abhänig. Wo es weniger Technik-Fans gibt – zum Beispiel in Entwicklungsländern, kleineren Dörfer und Städten – ist die Erfasssung nur mäßig und beschränkt sich oft auf die Straßen. Das nur wenige Kilometer südlich von Greifswald gelegene Anklam ist zum Beispiel bei OpenStreetMap noch ein weißer Fleck. Im Gegensatz zu Wikipedia kann die Qualität von OpenStreetMap bisher überzeugen. Durch einen Freischaltungsprozess haben Trolle und Zerstörer nicht die Möglichkeit einfach eine neue Autobahn zu erfinden.
Desweiteren ist derzeit keine Suche nach Hausnummern möglich. Mit einer besseren Suchfunktion kann dieses Projekt Google Maps den Rang ablaufen. Inhaltlich und aktualitätsmässig hat es das (in den Ballungszentren) schon getan. Außerdem ermöglicht es den Nutzern alles zu erfassen was „ihnen“ wichtig ist. In Berlin finden sich zum Beispiel auch Überwachungskameras, Briefkästen, Telefonhäuschen, und vieles vieles mehr.
Ein Interview mit zwei Machern von OpenStreetMap bei Chaos Radio Express:
Nützliche Links zu OpenStreetMap:
- Adressenfinder
- Routenplaner
- OSM Inspector („Spielzeug“ für Geographen)
[Überarbeitet durch Sebastian Jabbusch]
Ich kann jedem den unten angehangen Chaos Radio Express Podcast empfehlen. Sehr spannend, was mit Open Street Map alles möglich ist und sein wird.
Google Maps wird trotzdem Marktführer bleiben. Wenn ich einen Pizzadienst suche, finde ich ihn mit Google und das ist auch Google's Geschäftsmodell, was ja völlig in Ordnung ist.
Wenn ich aber einen schönen Radwanderweg auf Rügen suche, ist OpenStreetMap klar im Vorteil. Ich finde es auch klasse, dass man an der Globalen Weltkarte mitarbeiten kann. Schöne Idee!