Aus ganz Mecklenburg-Vorpommern sind am Samstag Teilnehmer zur Demo gegen das „Fashion Store“ angereist. In dem Bekleidungsgeschäft in den Bäckerwiesen wird unter anderem die rechte Modemarke „Thor Steinar“ verkauft. Die Antifaschistische Aktion Greifswald („Antifa“) hatte zu der Demo aufgerufen. Nach Schätzungen deren Sprechers Sebastian Schmidt nahmen circa 150 Personen an der Demonstration teil.

Gegen 15 Uhr startete der Demonstrationszug am Südbahnhof. Die Teilnehmer zogen zunächst durch Schönwalde und dann in Richtung des „Fashion Store“.

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Unmittelbar nach dem Start am Südbahnhof

Aus Greifswald steuerten unter anderem auch die Jusos und die Linke.SDS Transparente und Teilnehmer zu der Demonstration bei. Zu den weiteren Teilnehmern gehörte auch Matthias Gürtler, Pfarrer an der Dom-Gemeinde St. Nikolai. Er erklärte gegenüber dem webMoritz: „Wir haben in Greifswald, nachdem die rechte Bedrohung vor einigen Jahren sehr hoch war, inzwischen einen guten Stand erreicht. Inzwischen trauen sich die Nazis nicht mehr so oft heraus.“ Daher heiße es jetzt: „Wehret den Anfängen.“

Anitfa: Mandy Constanze Schöndorf ist gekündigt worden

Unmittelbar nach Beginn der Demonstration gaben die Veranstalter bekannt, dass der Inhaberin des „Fashion Store“, Mandy Constanze Schöndorf, der Mietvertrag zum Ende Februar gekündigt worden sei. Sie müsse daher ihren Laden schließen. Näheres zu der Neuigkeit, die die Demo-Teilnehmer mit Jubel quittierten, konnte der webMoritz noch nicht in Erfahrung bringen.

Beginn verlief störungsfrei

tsdemo2-250x88Die Polizei war mit zahlreichen Kräften vor Ort, der Weg der Demonstration wurde umfangreich gesichert.  Etwa eine Viertelstunde nach Beginn der Demonstration wurden die Demonstranten an der Lommonossowalle in Schönwalde lautstark durch einige Anwohner, die aus ihren Fenstern schauten, beschimpft. Zahlreiche Passanten bekundeten allerdings auch ihre Zustimmung zu der Demo.

Sebastian Schmidt hoffte zu Beginn der Demonstration auf einen ruhigen Verlauf. Die Teilnehmer wurden außerdem zu Ruhe und Besonnenheit aufgefordert.

Ob die Veranstaltung friedlich zu Ende gegangen ist und wie genau es sich um die angebliche Kündigung des Modegeschäfts verhalt, wird der webMoritz so bald wie möglich nachreichen. Gegen 18 Uhr startet heute im Ikuwo eine „After-Demo-Party“.

Update (7.2., 20:10): Auch das Ende war friedlich

Wie die Veranstalter auf Anfrage mitteilen, ist auch das Ende der Demonstration friedlich verlaufen. Es habe keine größeren Störungen gegeben, sagte Sebastian Schmidt gegenüber dem webMoritz: „Was uns allerdings erschreckt hat, sind mehrere kleinere Störungen am Rande.“ So sei in Höhe der Eisenbahn-Unterführung Schönwalder Landstraße ein großes Hakenkreuz auf die Straße gemalt worden. Außerdem hätten potentielle Mitglieder der rechten Szene in Höhe der angrenzenden Tankstelle versucht, die Abschlusskundgebung zu filmen. Das sei allerdings von der Polizei unterbunden worden. Für die Veranstalter sind die Störungen ein Zeichen dafür, „dass es richtig war, dass wir diese Demonstration gemacht haben.“

Insgesamt zeigte sich Schmidt zufrieden mit der Demonstration. Er sprach am Ende von insgesamt 300 Teilnehmern.  Besonders, dass der Inhaberin des „Fashion Store“ zwischenzeitlich gekündigt worden sei, zeige, dass man sich in Greifswald erfolgreich gegen Rechte stellen könne. Sein Fazit: „Wir haben das Ziel unserer Demo erreicht.“

Fotos: Textautor

*Update*: Rechtsextreme Szene reagiert auf Demo

greifswalder-bote01Montag, 1.21 Uhr: Mit einem eigenen Flyer reagierte noch am selben Nachmittag die rechtsextreme Szene auf die Demonstration gegen den Thor Steinar Laden. Unter dem rechtsextermen LabelGreifswalder Bote“  wurde die Demonstration gegen den Laden scharf angriffen und mit den gewaltsamen Übergriffen der Nazis auf jüdische Einrichtungen verglichen (was neben der grundsätzlichen Geschmacklosigkeit des Vergleiches, ein ideologischer Widerspruch ist. Denn der Vergleich ist hier offenbar als Vorwurf gemeint, was nicht einer gewissen Ironie entbehrt).

Die Aktion der Rechtsextremen lässt vermuten, dass die Verbindung zwischen dem Laden und der Szene entgegen der häufig geäußerten Zweifel, offenbar doch existiert.

Der Flyer ist getränkt von zahlreichen Vorwürfen und Angriffen gegen Personen aus Stadt, Universität und Gesellschaft, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Wir wollen ihn hier nicht in Gänze veröffentlichen, da wir der Verbreitung solcher Inhalte nicht helfen wollen.

Update von Sebastian Jabbusch