Vor gut neunzig Jahren, kurz vor dem Ende des ersten Weltkrieges, begann mit dem Matrosenaufstand das Ende der konstitutionellen Monarchie in Deutschland. Der revolutionäre Funken sprang von Wilhelmshaven in die größeren Küstenstädte und über sie hinaus, zum Beispiel nach Frankfurt am Main, München oder Stuttgart. Es entstanden solidarische Bündnisse aus Matrosen, (Werft-)Arbeitern und Soldaten, die in der Gründung sogenannter Arbeiter- und Soldatenräte mündeten.
Auch in Greifswald war Bewegung zu spüren, standen die Zeichen der Zeit pötzlich auf Veränderung. Am 08. November 1918 lud der Greifswalder Bürgermeister Leo Max Julius Fleischmann ausgewählte Bürger ins Rathaus, um Strategien gegen Unruhen in der Hansestadt zu entwickeln. Nur wenige Tage später gab es die erste Massendemonstration. Gegen die Revolution wirkte unter anderem die Universität. Professor Dr. Stark rief zum Beispiel am 23. November zur Sammlung der bürgerlichen Kräfte mit den Worten „Erkennt die gemeinsame Gefahr, die sozialdemokratische Parteiherrschaft!“ auf und nur fünf Wochen später hatte sich ein Bürgerrat gegen die Sozialdemokraten formiert. Später folgten Auseinandersetzungen zwischen Studenten und Arbeitern.
In den vergangenen Monaten hat sich der freie Greifswalder Journalist Sven Vogt mit den damaligen Ereignissen auseinandergesetzt und den Verlauf der Novemberrevolution 1918/19 mit dem Fokus auf Greifswald akribisch nachgezeichnet. Dabei hat Vogt interessante Quellen aufgetan und uns freundlicherweise seinen vierseitigen Artikel zur Verfügung gestellt.
Das pdf-Dokument findet Ihr hier.
Bildquellen: Sven Vogt, Rathausbild via Flickr
Da kriechen sie wieder einmal hervor aus den dunklen Ecken der Geschichtsarchive, die Kommunisten, Revoluzzer und Möchtegernherrscher.
PS: Wobei Bismarck neben der Ablehnung des Sozialismus auch mit seiner Ablehnung der Grossmannssucht Wilhelms II. goldrichtig lag, in dem er einst sagte: Er [Wilhelm] sei ein „Brausekopf, könne nicht schweigen, sei Schmeichlern zugänglich und könne Deutschland in einen Krieg stürzen, ohne es zu ahnen und zu wollen.“
@ Edmund
„Da kriechen sie wieder einmal hervor aus den dunklen Ecken der Geschichtsarchive“ schreibt der Bismarck-Verehrer. Als Möchtegern-Vertreter einer „demokratischen Rechten“ (siehe Markomannia Kommentare) suchst Du Dir recht zweifelhafte Ikonen. An sachlicher Kritik an dem Artikel ist Dir offensichtlich nicht gelegen. Von jemanden, der das Kaiserreich lobt, ist das sicherlich auch nicht zu erwarten.
Ich habe nie gesagt, dass ich mich zur demokratischen Rechten zähle oder die politischen Positionen des Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“ teile. Da musst du nochmal gründlicher lesen. Ich habe nur deren Position als demokratisch rechts, d.h. als rechts aber mit unserer Gesellschaftsordnung vereinbar, verteidigt.
Ich habe auch nur das Kaiserreich des 19. Jahrhunderts gelobt als erfolgreichen Staat. Dieser Erfolg zeigte sich auf vielen Gebieten, in der Wirtschaft, aber auch und vor allem in der Wissenschaft, die massive Leistungen vollbrachte und einen weltweiten Spitzenplatz einnahm. Diesen Erfolg kannst du selbst heute noch in Greifswald in Form von Gebäuden besichtigen, z.B. die Germanistik, die alten Kliniken oder das Audimax.
In einem Punkt allerdings hast du Recht: Für mich ist Otto von Bismarck keine „zweifelhafte Ikone“, sondern eine wahres Politikgenie, jedenfalls das Grösste das wir seitdem hatten.
Den Artikel finde ich an und für sich eher von geringerem Interesse.
Nachtrag damit es nochmal deutlich wird: Damit war damals keine Eigenpositionierung meiner Person gemeint.
Na das ist wenigstens ein schönes Coming-Out. Wie der König 1848 über Bismarck schrieb: „Nur zu gebrauchen, wo das Bajonett schrankenlos waltet.“ Dank der Novemberrevolution gehört Deine Ikone Bismarck und das Monarchenpack glücklicherweise der Vergangenheit an. Ich glaub im Museum könntest Du mit Deinen Statements echt Geld verdienen.
Bei der Novemberrevolution 1918 war Bismarck schon fast 20 Jahre aus dem Amt. Ausserdem ist meine positive Bewertung seiner Leistungen durchaus üblich und nichts was ins Museum, sondern etwas was in den Schulunterricht gehört. Ein Lob der Monarchie war damit nicht verbunden.
@Edmund,
die Novemberrevolution war keine Erfindung der Kommunisten. Ich weiß nicht was du studiert hast, aber falls es Geschichte gewesen sein sollte, würde ich mich fragen, ob du nicht irgend was verpasst hast (beim Studium). Die Kommunisten hatten zwar entscheidenden Einfluss auf die Novemberrevolution. Aber im Ergebnis stand die Scheidemannsche Weimarer Republik mit einer sehr freiheitlich- demokratischen Verfassung (Frauenwahlrecht, Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit, freie, geheime, unmittelbare, direkte Wahl) und nicht die Liebknechtsche sozialistische Räterepublik. Vieles der Weimarer Verfassung findet sich im Grundgesetz wieder.
Ich empfinde es überhaupt als eine Schande, dass die großen Medien (ARD, ZDF, Presse) dieses Ereignis ignoriert, oder nur als Randnotiz erwähnt.
Es war das erste mal in der Deutschen Geschichte, dass eine Revolution für längere Zeit erfolgreich war. Die Weimarer Republik war eines der ersten Länder weltweit, in der das Frauenwahlrecht eingeführt wurde.
Und wie oben bereits angedeutet, setzt die Bundesrepublik eine Traditionslinie fort, die in der Weimarer Republik begann. Sie hatte viele Fehler. Aber auch heute gibt es auf unserer Straße der Demokratie noch Baustellen und Schlaglöcher.
Ich finde es schön, dass wenigstens der Webmoritz dieses Ereignis zu würdigen weiß, denn die Novemberrevolution war ein wichtiger Meilenstein in unserer Geschichte und wird es auch für immer bleiben.
aber der Sozialisten
Geschichte hab ich nicht studiert, da hast du recht.
„für längere Zeit erfolgreich“ war sie allerdings nicht, da ja nach 1. Weltkrieg, Vertrag von Versailles und Weimarer Republik schon fünfzehn/sechzehn Jahre ein kleiner Giftzwerg sein Unwesen trieb und eine einzige Katastrophe hinterliess. Und hätte Wilhelm II. nicht die Ausgleichspolitik Bismarcks zugunsten eines überheblichen Dominanzstrebens über Bord geworfen, wären Deutschland wohl gleich zwei Weltkriege und riesige Menschen- und Gebiets-und Imageverluste erspart geblieben. Das Kaiserreich war nämlich um die Jahrhundertwende ein erfolgreicher Staat, der trotz des Erfolgs auf ein europäischen Mächteausgleich statt auf Eroberung gesetzt hat. Das ist gut in der Dokumentation des ZDF über Bismarck in der Reihe „Die Deutschen“ verarbeitet. Aber das hilft uns heute leider auch nicht weiter.
Im allgemeinen stimme ich dir aber zu: klar gab es gute Dinge in der Weimarer Republik.
„…wären Deutschland wohl gleich zwei Weltkriege und riesige Menschen- und Gebiets-und Imageverluste erspart geblieben”
Du hast echt einen an der Waffel, Deutschland als Opfer in Bezug auf 1. und 2. Weltkrieg darzustellen ist Zeichen deiner unheilbaren nationalen Psychose.
Ede, du bist nicht Deutschland, Deutschland ist auch nicht Opfer, sondern du bist Opfer.
Wenn deine Ansichten nicht so [xxx selbstzensur xxx] wären, bekämst du mein Mitleid.
Du bist, der lebende Beweis für die Richtigkeit folgenden Zitats.
„Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.“ – Zvi Rex (israelische Psychoanalytiker)
In einem Krieg sind alle Opfer, besonders die am meisten leidenden einfachen Menschen aller Nationen, auf deren Rücken Machthaber ihre Egoismen austanzen.
Dein Mitleid will ich übrigens gar nicht haben, das kannst du behalten.
In einem Krieg sind nicht alle Opfer. Manche sind auch Täterinnen oder (meistens) Täter.
PS: kann man sich hier anschauen über Bismarck und Wilhelm II. (in der letzteren ist auch der Kieler Matrosenaufstand behandelt):
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/615824
bzw. hier: http://diedeutschen.zdf.de/
Wenn man heute die gewählten Vertreter der SPD in der Bürgerschaft Greifswalds agieren sieht, ist nichts mehr zu spüren von der Gefahr aus dem Zitat:
„Erkennt die gemeinsame Gefahr, die sozialdemokratische Parteiherrschaft!“.
Diese Partei verkaufte ihre Prinzipien, ich will das Wort Seele nicht verwenden, für den Posten eines stellvertretenden Bürgermeisters. Wer die Bürgerschaftssitzungen verfolgt, muss mit ansehen, wie sich die Bürgerschaftsmitglieder der SPD ihr Abstimmverhalten vom Fraktionsvorsitzenden der CDU vorschreiben lassen. Wenn Hr. Hochschild (CDU) die Hand zur Abstimmung erhebt, sind die Augen der SPD Genossen und Genossinnen auf ihn gerichtet und bis auf wenige Ausnahmen wird konform abgestimmt.
dann wähl doch gleich CDU, wir sind eh besser
Digga, du weißt ja noch nichtmal in welcher Partei Edmund ist! CSU!
Mit „wir“ war die Union gemeint. Die CSU tritt nur in Bayern an. Solltest du aber befürworten dass Greifswald zu Bayern gehöre, so stelle doch einen Antrag bei der Bayerischen Staatsregierung. Ob Ministerpräsident Erwin Sellering freut, kann ich nicht beurteilen.
Ob *das* Ministerpräsident Erwin Sellering freut, kann ich nicht beurteilen.
Angesicht der Schwäche der SPD in Greifswald ist das ziemlich peinlich. Dabei bietet das selbstherrliche Auftreten der CDU-Riege in Greifswald zahlreiche Ansätze, das eigene Profil zu Schärfen und sich positiv von den Konservativen abzusetzen. Vielleicht schaffen sie es ja zur kommenden Wahl ihre Kandidaten mit einem tatsächlich sozialdemokratischen Konzept auszustatten und all die an Korruption grenzenden Vorfälle der letzten Jahre zu thematisieren. Der Bürgerschaft würde das gut tun.
„Und hätte Wilhelm II. nicht die Ausgleichspolitik Bismarcks zugunsten eines überheblichen Dominanzstrebens über Bord geworfen, wären Deutschland wohl gleich zwei Weltkriege und riesige Menschen- und Gebiets-und Imageverluste erspart geblieben“
– so ein schwachsinn, den konjunktiv in der geschichte zu verwenden. hätte hitler röcke getragen, hätte man ihn ausgelacht und es keinen krieg gegeben.
Ich finde den Konjunktiv voll in Ordnung. Aber ich würde inhaltlich Zweifel an der Aussage treffen. Zumindest der erste Weltkrieg wurde ja – das ist meines Wissens nach auch die weit verbreitete Interpretation – nicht allein von Deutschland angestrebt. Daher hätte vielleicht auch ein bescheidener Kaiser den ersten WK nicht verhindern können?
Insgesamt finde ich die Arbeit wegen ihres lokalen Bezugs besonders interessant. Frage an die sonstigen Leser: Wie empfindet Ihr das?
Ergänzung: Was mir fehlt sind genaue Quellennachweise. Die Erzählung ist zwar sehr schön und unter dem Artikel sind auch Literaturangaben. Aber gerade wenn ich mir die Beschreibungen zu den Prügelszenen anschaue oder die vielen Zahlen, dann hätte ich gerne gewußt, woher diese vielen jeweils Angaben stammen. :rolleyes:
Warum du dich da so aufregst kann ich nicht nachvollziehen. Daneben habe ich auch diesen Abschnitt mit dem Satz „Aber das hilft uns heute leider auch nicht weiter.“ abgeschlossen.
„so ein schwachsinn, den konjunktiv in der geschichte zu verwenden“
etwas unbeholfen formuliert, aber dennoch mit wahrheit versehen. allerdings sollte man bedenken, dass spekulationen im „was wäre wenn“-format immer wieder die menschliche fantasie bereichern.
Für allgemein lokalhistorisch Interessierte dürfte auch der Hinweis auf die Ereignisse der ’78/’79er „Winterkatastrophe“ in Vorpommern (besonders auf den Inseln) interessant sein.