„Wenn meine beiden Kinder in Deutschland zur Schule gegangen wären, könnten sie jetzt nicht an einer Universität studieren“ – so lautet ein Zwischenfazit von Reinhard Rode, der am Freitagabend vor eineinhalb Wochen im Café Lichtblick zu Gast war. Eingeladen hatten ihn die Jusos Greifswald zu einer Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Gute Bildung ist machbar“ zu der fast 20 Gäste kamen.
Der Freie Autor und Journalist Rode verglich die Bildungssysteme Deutschlands und Finnlands – und gilt als Experte. Zu diesem Thema veröffentlicht er um die Jahreswende das Buch „Schülerflucht“. Viele Jahre lebte der Braunschweiger in Finnland, dem Bildungs-Europameister. Seine ebendort aufgewachsene Tochter Jaana Rode studiert heute in Greifswald. Sie ist Mitglied der Jusos und stellvertretende StuPa-Präsidentin. Trotzdem lässt der 58-Jährige kaum ein gutes Haar am deutschen Bildungssystem.
Wichtig ist für ihn vor allem die Chancengleichheit der Kinder und die Durchlässigkeit des Systems: „Was die Leistungen von Kindern mit Migrationshintergrund angeht, hat bei der PISA-Studie kein anderes Land so schlecht abgeschnitten, wie Deutschland“, sagt Rode und fügt hinzu: „Finnland ist hier auf dem ersten Platz, obwohl diese Studie natürlich auch ihre Probleme hat.“
Vorbildich sei beispielsweise der zwölfmonatige Vorbereitungskurs für Migranten in Finnland, hält Rode dem Argument entgegen, Finnland sei aufgrund der in sich homogeneren Gesellschaft eigentlich nicht zum Vergleich heranzuziehen. Was die Finnen den Deutschen voraus haben, ist dem Journalisten zufolge nicht nur der Abbau bürokratischer Hürden, sondern auch die individuelle Förderung Schwacher, „von der auch die Leistungsstarken profitieren – das lässt sich empirisch nachweisen.“
Die Erwiderung, es fehle Geld, lässt er dabei nicht gelten. Im Schnitt würde in beiden Ländern etwa gleich viel Geld pro Kopf für Bildung ausgegeben – etwas über 8.000 Euro für jeden Schüler. „In MV sind es weniger als 4.000 Euro“, merkt da einer der engagierten Mitdiskutanten aus dem Publikum an. Rode verweist auf das Problem des Föderalismus und meint: „Eigentlich müsste man 16 Vorträge halten – jedes Bundesland ist speziell.“ In Nordrhein-Westfalen würden fast 10.000 Euro pro Kopf ausgegeben.
Auch das Thema Hochschulen spricht er an – für Greifswald besonders brisant: „Mein Sohn studiert in Finnland, meine Tochter in Greifswald. Trotz der neuen Studiengänge, wie beispielsweise den Bachelor, kann er in Finnland viel stärker und intensiver in sein Fach eindringen. Die Freiräume sind größer.“ Problematisch sei in Finnland die Selektion durch Zulassungsbeschränkungen für jeden Studiengang.
Und so endet Rode denn auch ein wenig versöhnlich. Gute Bildung sei in Deutschland schon zu haben, meint er. „Aber sie ist zu elitär – wir haben zu viele Türen zugeschlagen. Und das können wir uns nicht leisten.“ Und wie ist nun „Gute Bildung“ für alle machbar? „Der Leidensdruck scheint noch nicht groß genug zu sein. Vielleicht haben wir mit den Schülerprotesten am vergangenen Mittwoch gerade den Anfang erlebt. Es braucht den Druck der Straße.“
Mit Dank an Fabian Zacharias für die Bereitstellung des Artikels
Fotos: Sebastian jabbusch
was soll man zu so einem fazit sagen?
braucht man einen logik-schein, um die wenn-dann-gleichung von herrn rode nach hinten aufzuschlüsseln?
aber er hat recht, ich bin schließlich auch in deutschland zur schule gegangen und studiere heute an der gleichen uni wie seine tochter.
verdammt, binich froh, dass ich kein Deutsch kann!
Ich weiß zwar nicht, was dominik im Kern aussagen will.
Fakt ist, daß in Finnland 67% eines Jahrgangs einen Hochschulzugang erhalten (laut der 3. vergleichenden europäische Sozialerhebung „Euro Student 2000“ von 2002, neuere Daten hab ich gerade nicht zur Hand), während in Deutschland nur 37% einen Hochschulzugang haben (laut letzter Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks). Soweit die Frage des rechtlichen Aus-/Einschlusses.
Die staatliche Förderungsrate in Deutschland (BAFöG) liegt seit Jahren bei etwa 20%, während sie in Finnland ebenfalls seit Jahren bei etwa 80% liegt. Soweit die Frage des ökonomischen Aus-/Einschlusses.
Das Modell „Finnland“ ist also weitaus bildungsfreundlicher als das bundesdeutsche Modell.
Schade, daß ich von der Veranstaltung im Vorfeld nichts mitbekommen habe. Super, daß die Jusos weiter an dem Thema dran sind.
Der SchülerInnenstreik vom 12.11. hat übrigens gezeigt, daß der Unmut über das stark selektierende und ausschließende Bildungssystem groß ist und sich an vielen Schulen (nicht nur den Gymnasien!) eine eigenständige SchülerInnenbewegung formiert hat, die kollektiv für ihr Recht auf gleiche Bildung(schancen) eintritt.
Deutschland zu verlassen, anstatt am hiesigen Schulsystem zu partizipieren und in der Elternschaft Verantwortung für die Rahmenbedingungen zu übernehmen ist eine großartige Leistung. Genau so wird sich das Schulsystem verändern…
Ich finde es interessant, dass du lieber „Wissender“ so was schreibst, obwohl du garnicht weisst, WIESO meine Eltern Deutschland damals verlassen haben. Ich glaube auch nicht, dass es wirklich was mit der Sache zu tun hat. 😉
Was bist du bloß für ein Klugschnakker?
Hast du überhaupt ne Ahnung, warum der Autor ausgereist ist? Wenn nicht, solltest du dir künftig solche Kommentare schenken. Und was Herr Rode schreibt trifft doch einfach mal zu. Deutschland hat es verpasst, ein gescheites einheitliches Schulsystem zu organisieren. Das ewige Hin und Her beim Abi nach 13 oder 12 Jahren zeigt doch die Hilflosigkeit der Länder und deren Minister. Tesch ist doch ein feines Beispiel für die Blindheit der Politik. Alle Programme, die er ins Parlament gebracht hat, sind kläglich gescheitert. Da kann man doch wirklich nur die Koffer packen und auswandern.
Mensch, na da freuen wir uns doch wieder mit den JUSOS, denen wieder einmal eine kostenlose Werbeplattform vor dem StuPa-Wahlkampf eingeräumt wurde. Die Parteilichkeit des Webmoritz ist wirklich frappierend, die Gründe nicht nachvollziehbar. Für sowas gibt die Studierendenschaft Geld aus? Für Werbung für Hochschulgruppen!? Unglaublich! Ich hätte gern meine 8 € wieder!
Da fragt man sich, warum andere Hochschulgruppen und Einzelkandidaten nicht auf die Barrikaden gehen! Neben Interviews mit JUSOS, Berichterstattungen über Wahlen bei den JUSOS, Veranstaltungen und Konferenzen der JUSOS, etc. fehlt jetzt eigentlich nur noch ein offizieller Wahlaufruf – äh, pardon, eine Wahlempfehlung durch den Chefredakteur.
@ Chefredakteur: Wo bleibt die Ausgewogenheit (oder soll es diese gar nicht geben)?
@ Parlamentarier: Habt ihr das schon stillschweigend akzeptiert?
Klasse….. Jusos wegen aktiver Politik ächten. Klasse Bernd. Da beschweren wir uns immer wieder, dass Studierende sich nicht mehr engagieren und dann gibt es eine Gruppe die das ändern will und es passt uns schon wieder nicht. Dein Beitrag zeugt von einer solchen Blindheit, das man schon wieder lachen müsste. Mal ehrlich, schreibst du solche „Beiträge“ auch, wenn die TAZ, der Spiegel oder die Süddeutsche mehr Artikel einer Partei veröffentlich als von anderen? Oder bist du einfach nur traurig, weil deine politischen Vertreter es nicht schaffen, positiv auf sich aufmerksam zu machen? Komm, ich leihe dir gerne ein Taschentuch, damit du deine Tränen trocknen kannst.
Das heißt, der WebMoritz würde auch die anderen Hochschulgruppen in seine Berichterstattung und Interviewrunden mit einbeziehen – wenn die etwas tun bzw. sich engagieren würden?!
Ich bin gespannt, ob die anderen Hochschulgruppen zu diesem Vorwurf der Untätigkeit Stellung nehmen.
Mit freundlichem Gruß, Klaus
Da sind wir schon Zwei.
Der webmoritz tut und tat den Teufel andere einzubeziehen.
Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun lieber Bernd? Hier wird über die Veranstaltung „Gute Bildung ist machbar!“ berichtet. Es geht um den Inhalt und nicht um irgendwelche parteipolitische Werbung !
Hallo Jaana, Christian und Klaus,
wollt ihr die Leser hier genauso für dumm verkaufen, wie es der hiesige Chefredakteur tut? Natürlich engagieren sich auch die übrigen StuPisten und Hochschulgruppen. Das solltet ihr besser wissen. Dass der webmoritz selektiv und einseitig berichtet kann jeder nachvollziehen, wenn er die Seiten durchklickt. Ich bin weder Fan noch Mitglied des RCDS aber die Jungs und Mädels hatten ne Klausurtagung und eine Diskussionsrunde mit dem Unikanzler und dem Staatssekretär aus dem Bildungsministerium. Das wird hier bspw. mit keinem Satz erwähnt. Auch LHG, SDS, DKP, Grüne machen Veranstaltungen – unterschlagt das mal nicht!
Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich bei euch um JUSOS handelt? Falls ja, erübrigt sich jede weitere Diskussion mit euch.
Bernd, es steht doch jedem Frei, einen Artikel oder Bericht direkt an den webmoritz zu senden. Genauso haben es die Jusos doch auch gemacht. Warum schicken RCDS, LHG, SDS oder die Grünen denn keine Berichte?
Vielleicht liest Du meine Frage nochmal?! Auf Deinen Vorwurf der Einseitigkeit kam die „Feststellung“, dass es eine Gruppe gibt, die was tut und entsprechend würde berichtet.
Ich habe dazu lediglich die Frage gestellt, ob es nur eine Gruppe gibt, die was tut und mein diesbezügliches Interesse geäußert, ob die anderen Hochschulgruppen das wohl kommentieren.
Wenn der RCDS tatsächlich so akltiv ist, wie von Dir beschrieben, dann sollte er nun eigentlich auch aktiv werden – armselig wäre Stillschweigen für jede aktive Gruppe.
Mit freundlichem Gruß, Klaus
Vielleicht sollte der Webmoritz mal über diese Veranstaltung berichten.Das der RCDS für diese Kredite auch noch Werbung macht ist ein Armutszeugnis…Zur Erinnerung die Zinsen sind variabel und sind inm Zuge der Finanzkrise drastisch erhöht worden.Aber das scheint dem RCDS egal zu sein denn dort gilt „Kohle für Bildung“!
09.10.2008 – RCDS Greifswald organisiert Vortrag zum Thema KfW Studienkredite
Im Rahmen der Ersti-Woche hat der RCDS Greifswald in Zusammenarbeit mit der Debeka am 09.10.2008 einen Vortrag über den Studienkredit der KfW organisiert. Ziel des Vortrages war es, interessierten Studenten die Konditionen und Bedingungen im Vergleich zu anderen Förderungsmöglichkeiten wie beispielsweise dem Bafög näher zu bringen.
Die Vorteile eines Studienkredites der KfW liegen u.a. in einer Zinshöchstgrenze und variabel feslegbarer Monatsraten. Aufgrund positiver Resonanz soll der Vortrag im Laufe des Semesters wiederholt werden.
Neben diesem Vortrag war der RCDS Greifswald zuvor auf dem Markt der Möglichkeiten vertreten.
Antwort des Chefredakteurs:
a) Guck mal hier: http://www.webmoritz.de/2008/04/24/gomolka-uber-grenzen-europas/
b) Der Artikel stammt nicht mal von uns, sondern wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Das steht jeder politischen Gruppe frei.
c) Jeder politischen Gruppe steht es frei, uns Themen vorzuschlagen und auf eigene Veranstaltungen hinzuweisen. Dies ist in jüngster Zeit von LHG oder RCDS nicht passiert.
P.S.: Grüne Hochschuppe gibt es in HGW nicht.