James Bond ist eine Filmlegende, daran gibt es wohl kaum etwas zu deuteln, doch spätestens „Stirb an einem anderen Tag“ kratzte am Image: Zu schrill, zu inszeniert, zu poppig-übertrieben-bunt prügelte sich Pierce Brosnan durch seinen letzten Auftritt als geleckter Sunnyboy-Agent.
Es war Zeit Bond ein neues Image zu verpassen. Was bei Batman funktionierte, kann für den Spion im Dienste ihrer Majestät nicht falsch sein. Und so wurde auch Bond in „Casino Royale“ zu seinen erzählerischen Ursprüngen zurückgeführt.
Nicht nur weil es chronologisch sein erstes Abenteuer war, sondern auch weil er näher an Ian Flemmings Beschreibung heranrückte: Kälter, düsterer, brutaler spielte Daniel Craig den Agenten mit der Lizenz zum Töten. Ähnliches hatte Timothy Dalton bereits in den 80er Jahren versucht und war mit dem Konzept gescheitert.
Auch 2006 gab es zunächst geteilte Meinungen zum 21. Film der offiziellen Serie. Doch selbst hartgesottene Fans konnten sich schließlich mit ihrem alten/neuen Helden abfinden. Der Nachfolger „Ein Quantum Trost“ setzt diesen Weg konsequent fort, nicht weniger, aber leider auch kein bisschen mehr.
Doch zunächst die guten Nachricht: An der ein oder anderen handwerklichen Stelle stellt sich der Film gegen die aktuellen Hollywoodtrends: Endlich traut sich ein großes Kino-Franchise mal wieder einen Spielfilm zu produzieren, der nicht mindestens zweieinhalb – und damit oft gefühlte fünf Stunden läuft. Zugegeben: Mehr als die Spielzeit von gut 100 Minuten gibt die Story auch nicht her, aber nicht jeder Regisseur lässt sich von solchen Kleinigkeiten aufhalten.
Ebenfalls in Mode: Der große moralische Zeigefinger im Actionfilm. Zwar gibt es durchaus den Wink mit dem Zaunpfahl, aber es ist nicht der ganze Zaun der dem Zuschauer permanent ins Gesicht geklatscht wird (siehe beispielsweise oben erwähnten Fledermausmann).
Kein „Bond, James Bond“ mehr
Doch der (mal wieder) teuerste Bond-Film aller Zeiten offenbart, als inhaltlich direktes Sequel von Casino Royale, auch eiskalt dessen Schwächen und treibt sie auf die Spitze. Witz und Ironie sind endgültig verschwunden und knallharter, choreographierter Ballett-Brutalität gewichen. Was im Vorgänger noch neu und unerwartet war, wirkt mittlerweile schnell ermüdend. Denn das bondtypische, lösende Schmunzeln, nach den auch hier durchaus spannenden, wenn auch wenig innovativen Actionsequenzen, fehlt in „Ein Quantum Trost“ völlig. Der Abbau der fast liturgischen Bond-Riten schreitet ebenfalls konsequent voran, nicht einmal mehr die legendäre Vorstellung „Bond, James Bond“ bekommen wir diesmal noch zu hören.
Die seichte und wenig schlüssige Story dreht sich um den einflussreichen Geschäftsmann Dominic Greene, der mit Hilfe eines südamerikanischen Diktators das große Geld machen will. Offenkundig ist er Teil der mysteriösen Verbrecherorganisation „Quantum“, die schon hinter den Ereignissen im Vorgängerfilm steckte und uns wohl auch in den nächsten Filmen wiederbegegnen wird.
Stark hingegen bleibt der neue Bond selbst. Daniel Craig versieht seinen Charakter mit einer unglaublichen Coolness und einer kaum zu toppenden physischen Präsenz, auch die Achterbahnfahrten durch Bonds angeschlagene Psyche nimmt man ihm ohne Fragen ab. Doch bekommt er auf der Leinwand wenig Konkurrenz. Dame Judy Dench als M gibt sich zwar redlich Mühe, ihre Rolle driftet jedoch immer mehr in die einer panisch-besorgten Mutter Henne ab.
Hauptbösewicht Dominic Greene enttäuscht
Die große Enttäuschung (von Bond-Girl Olga Kurylenko durfte man ohnehin kaum etwas erwarten) ist jedoch der Hauptbösewicht Dominic Greene. Sowohl Rolle als auch Spiel von Mathieu Amalric lassen den Fiesling wie einen egoistischen Dorftrottel wirken, der seine perfiden Pläne wohl eher zufällig beim Preisausschreiben für Superschurken gewonnen hat.
Fazit: „Ein Quantum Trost“ wird im Schatten von Casino Royale durchaus seine Fans finden, als eigenständiger Bond-Film jedoch ist er wohl einer der schwächsten Auftritte des Agenten. Craigs tolle Einzelleistung und die wie immer bombastischen Actionsequenzen rechtfertigen aber den Gang ins Kino eher als den Kauf der DVD in einigen Monaten.
Guter Artikel 😉
Schechter Artikel! :sick: