Ich bin gespannt wieviele Studierende heute mit Augenringen in die Vorlesungen kommen werden und damit zeigen, daß sie die ganze Nacht entweder TV gesehen haben oder die Wahlparty in der Mensa besucht haben.
Großer Sieg! Ich kann nur hoffen, daß Obama dem gewaltigen Erwartungsdruck, unter dem er steht, standhalten kann und die Menschen nicht enttäuscht. Ein Messias ist er nicht.
jojo – wir wollten es eigentlich auch nur mal melden und unseren Lesern die Möglichkeit geben sich darüber auszutauschen…
Günter
am 5. November 2008 um 13:12
Ich hatte ja vermutet, dass McCain die Wahl gewinnt, vor Freude an einem Herzinfarkt stirbt und Sarah Palin die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten wird.
Kenyan President Mwai Kibaki congratulated president-elect Obama on his victory and designated Thursday as a public holiday for Kenyans to celebrate the „historic achievement.“
Die wissen immerhin noch, wie man feiert!
In downtown Nairobi and in Kibera, one of Africa’s largest slums, people dressed in suits on their way to work joined those who had stayed up all night watching the election returns to dance and chant Obama’s name.
Mensch sollte sich keinerlei Illusionen hingeben, daß sich außen- und innenpolitisch inhaltlich an der US-Politik unter Obama Wesentliches ändern wird, also z.B. auch keine Einführung von Sozialversicherungen oder der Abzug der Besatzungstruppen ansteht. Auch Obama hat seine GeldgeberInnen aus Großindustrie und Hochfinanz, denen er wie üblich nach der Wahl die Wahlkampfspenden mit Rendite zurückzahlen muß. Ausgetauscht wurde eigentlich nur der Einfluß der jeweiligen Großunternehmen auf das Weiße Haus: Halliburton und Co werden also ihre lukrativen Aufträge (v.a. in der Kriegsinfrastruktur und im Privatgefängnis-Bereich) an andere Konkurrenten, die auf die Democrats gesetzt haben, verlieren.
Zu Recht könnte mensch auch davon sprechen, daß es in den USA eigentlich nur eine bürgerliche Partei gibt, die sich in zwei (Kapital-)Fraktionen aufspaltet: Republicans und Democrats. Die ersteren ziehen u.a. Teile der rechtsradikalen Bevölkerungsgruppe mit, die andere mehr die Linksliberalen und die schwarze Minderheit. Das Gros der WählerInnen, nämlich eine christlich-fundamentalistisch geprägte Community, ist die Hauptwahlgruppe, um die beide Fraktionen ganz unverhohlen buhlen – und ohne die derzeit kein US-Präsident gewählt werden kann.
Also inhaltlich gibt es zwischen Democrats und Republicans wenig Unterschiede, die Unterschiede liegen mehr in der Form, wie und mit welchen Protagonisten diese Politik verkauft und repräsentiert wird.
Die FR ( http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/dossiers/spezial_us_wahl/1624886_Schwarze-und-Hispanics-fuer-Obama.html) schreibt heute zur Wahlanalyse: „Die Unterstützung der weißen Wähler war in der Vergangenheit stets eine wichtige Basis für den Erfolg republikanischer Präsidentschaftskandidaten. Für McCain stimmten diesmal landesweit 55 Prozent der Weißen. Lediglich in den Südstaaten [!!!] erhielt er doppelt [!!!] so viele Stimmen wie Obama.
Dagegen stimmten 95 Prozent der schwarzen Wähler und zwei Drittel der Hispanics für den Demokraten. Generell ging der Anteil der Weißen unter den Wählern auf 74 Prozent zurück – im Jahr 2000 waren es noch 81 Prozent.
Etwa ein Fünftel der Befragten in beiden politischen Lagern bezeichnete die Hautfarbe als einen Faktor für ihre Entscheidung, fast niemand erachtete diesen Aspekt aber als wichtigsten Punkt.“ [Anmerkungen von mir]
Im Handelsblatt ( http://www.handelsblatt.com/politik/news/frauen-werfen-republikaner-aus-dem-weissen-haus;2080660;2 ) heißt es heute hinsichtlich der Wahlinhalte: „Zwei Drittel der Befragten nannten die Finanz- und Wirtschaftskrise als wichtigstes Thema. 60 Prozent der Wähler Obamas zeigten sich angesichts der Rezession sehr besorgt, bei McCains Wählern war es nur ein Drittel. Energie, Irak, Terror und selbst die Gesundheitsreform spielten dagegen nur eine untergeordnete Rolle.“
Eine echte Liberalisierung der US-Innenpolitik oder gar ein Ende der US-Kriegspolitik ist also nicht wirklich zu erwarten, war von den meisten WählerInnen – trotz zweier milliardenverschlingender, mörderischer Kriegseinsätze im Irak und in Afghanistan und zunehmender Prekarisierung unter der Bush-Administration – auch gar nicht erwünscht.
Selbst der in der Bundesrepublik in weiten Teilen der Bevölkerung hochgeschätzte und -gelobte damalige US-Präsident John F. Kennedy hat ja nicht die US-Kriegspolitik eingedämmt, sondern gleich nach Amtsantritt einen Angriff der USA auf die Schweinebucht in Cuba durchführen lassen sowie in der sog. Cuba-Krise sogar einen möglichen Atomkrieg mit der SU provoziert. Sein damaliger Widersacher Fidel Castro hat gestern, kurz vor der Wahl folgendes Statement ( http://www.redglobe.de/index.php?option=com_content&task=view&id=2653&Itemid=184 ) abgegeben, aus dem ich ebenfalls zitiere, weil ich denke, daß hier eine reale Gefahr benannt wird [und Fidel kennt sich mit Attentaten aus, sind doch allein über 480 Attentatsversuche seitens der USA auf ihn vereitelt worden]:
„Obama ist herausfordernd, ich denke, dass er sich in Gefahr begeben hat und sich in zunehmende Gefahr begeben wird, in einem Land, wo ein Extremist kraft eines Gesetzes an jeder Ecke eine hoch entwickelte moderne Waffe erwerben kann, genauso wie damals in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im westlichen Landesteil der Vereinigten Staaten. Er unterstützt sein System und stützt sich selber darauf. In der Tat spielt die Sorge um die schweren Problemen der Welt keine wichtige Rolle im Kopf von Obama, und umso weniger im Kopf des Kandidaten, der als Kriegspilot ohne jegliche Gewissenbisse Dutzende Tonnen Bomben auf die Stadt Hanoi, 15.000 Kilometer von Washington entfernt, abgeworfen hat.“
Und das dürfte in der Tat die entscheidende Frage sein: Obama, der real auch „nur“ 53% aller Stimmen erhielt (McCain 47%, aber durch das reine Mehrheitswahlrecht kommt Obamas erdrutschartiger Vorsprung zustande), muß sich klar sein, daß der ultrarechte, rassistische Teil der US-Bevölkerung sicher nicht tatenlos zusehen wird, daß ein Präsident mit schwarzer Hautfarbe ins Weiße Haus einzieht. Daß diese reaktionären weißen SpinnerInnen das Potential für gezielte, politische Morde und Anschläge besitzen, wurde ja u.a. beim verheerenden Bombenanschlag am 19. April 1995 in Oklahoma-City deutlich.
Abschließend: Ein echter „Change“ in den USA sähe anders aus – der müßte sich zwangsläufig andere Inhalte auf die Fahnen schreiben, u.a. eine an der armen Bevölkerung orientierte Sozial- und Beschäftigungspolitik, gezielte Besteuerung der Vermögenden, Änderungen in der Energie- und Klimapolitik, Abbau der Heimatschutz- und Überwachungsgesetze, Aufhebung der Folter und Abschaffung der Foltergefängnisse (Guantánamo, Abu Ghraib, …) sowie eine friedliche Außenpolitik.
Ich bin gespannt wieviele Studierende heute mit Augenringen in die Vorlesungen kommen werden und damit zeigen, daß sie die ganze Nacht entweder TV gesehen haben oder die Wahlparty in der Mensa besucht haben.
Großer Sieg! Ich kann nur hoffen, daß Obama dem gewaltigen Erwartungsdruck, unter dem er steht, standhalten kann und die Menschen nicht enttäuscht. Ein Messias ist er nicht.
Eine brilliante Linksammlung, da wäre ich alleine nie drauf gekommen. Schön, dass sich die USA wieder in Richtung Demokratie bewegen.
jojo – wir wollten es eigentlich auch nur mal melden und unseren Lesern die Möglichkeit geben sich darüber auszutauschen…
Ich hatte ja vermutet, dass McCain die Wahl gewinnt, vor Freude an einem Herzinfarkt stirbt und Sarah Palin die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten wird.
Kenia erklärt den 6. November zum Feiertag:
Kenyan President Mwai Kibaki congratulated president-elect Obama on his victory and designated Thursday as a public holiday for Kenyans to celebrate the „historic achievement.“
Die wissen immerhin noch, wie man feiert!
In downtown Nairobi and in Kibera, one of Africa’s largest slums, people dressed in suits on their way to work joined those who had stayed up all night watching the election returns to dance and chant Obama’s name.
(via)
http://blog.fefe.de/?ts=b7ef52ef
sehr geil…
Mensch sollte sich keinerlei Illusionen hingeben, daß sich außen- und innenpolitisch inhaltlich an der US-Politik unter Obama Wesentliches ändern wird, also z.B. auch keine Einführung von Sozialversicherungen oder der Abzug der Besatzungstruppen ansteht. Auch Obama hat seine GeldgeberInnen aus Großindustrie und Hochfinanz, denen er wie üblich nach der Wahl die Wahlkampfspenden mit Rendite zurückzahlen muß. Ausgetauscht wurde eigentlich nur der Einfluß der jeweiligen Großunternehmen auf das Weiße Haus: Halliburton und Co werden also ihre lukrativen Aufträge (v.a. in der Kriegsinfrastruktur und im Privatgefängnis-Bereich) an andere Konkurrenten, die auf die Democrats gesetzt haben, verlieren.
Zu Recht könnte mensch auch davon sprechen, daß es in den USA eigentlich nur eine bürgerliche Partei gibt, die sich in zwei (Kapital-)Fraktionen aufspaltet: Republicans und Democrats. Die ersteren ziehen u.a. Teile der rechtsradikalen Bevölkerungsgruppe mit, die andere mehr die Linksliberalen und die schwarze Minderheit. Das Gros der WählerInnen, nämlich eine christlich-fundamentalistisch geprägte Community, ist die Hauptwahlgruppe, um die beide Fraktionen ganz unverhohlen buhlen – und ohne die derzeit kein US-Präsident gewählt werden kann.
Also inhaltlich gibt es zwischen Democrats und Republicans wenig Unterschiede, die Unterschiede liegen mehr in der Form, wie und mit welchen Protagonisten diese Politik verkauft und repräsentiert wird.
Die FR ( http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/dossiers/spezial_us_wahl/1624886_Schwarze-und-Hispanics-fuer-Obama.html) schreibt heute zur Wahlanalyse: „Die Unterstützung der weißen Wähler war in der Vergangenheit stets eine wichtige Basis für den Erfolg republikanischer Präsidentschaftskandidaten. Für McCain stimmten diesmal landesweit 55 Prozent der Weißen. Lediglich in den Südstaaten [!!!] erhielt er doppelt [!!!] so viele Stimmen wie Obama.
Dagegen stimmten 95 Prozent der schwarzen Wähler und zwei Drittel der Hispanics für den Demokraten. Generell ging der Anteil der Weißen unter den Wählern auf 74 Prozent zurück – im Jahr 2000 waren es noch 81 Prozent.
Etwa ein Fünftel der Befragten in beiden politischen Lagern bezeichnete die Hautfarbe als einen Faktor für ihre Entscheidung, fast niemand erachtete diesen Aspekt aber als wichtigsten Punkt.“ [Anmerkungen von mir]
Im Handelsblatt ( http://www.handelsblatt.com/politik/news/frauen-werfen-republikaner-aus-dem-weissen-haus;2080660;2 ) heißt es heute hinsichtlich der Wahlinhalte: „Zwei Drittel der Befragten nannten die Finanz- und Wirtschaftskrise als wichtigstes Thema. 60 Prozent der Wähler Obamas zeigten sich angesichts der Rezession sehr besorgt, bei McCains Wählern war es nur ein Drittel. Energie, Irak, Terror und selbst die Gesundheitsreform spielten dagegen nur eine untergeordnete Rolle.“
Eine echte Liberalisierung der US-Innenpolitik oder gar ein Ende der US-Kriegspolitik ist also nicht wirklich zu erwarten, war von den meisten WählerInnen – trotz zweier milliardenverschlingender, mörderischer Kriegseinsätze im Irak und in Afghanistan und zunehmender Prekarisierung unter der Bush-Administration – auch gar nicht erwünscht.
Selbst der in der Bundesrepublik in weiten Teilen der Bevölkerung hochgeschätzte und -gelobte damalige US-Präsident John F. Kennedy hat ja nicht die US-Kriegspolitik eingedämmt, sondern gleich nach Amtsantritt einen Angriff der USA auf die Schweinebucht in Cuba durchführen lassen sowie in der sog. Cuba-Krise sogar einen möglichen Atomkrieg mit der SU provoziert. Sein damaliger Widersacher Fidel Castro hat gestern, kurz vor der Wahl folgendes Statement ( http://www.redglobe.de/index.php?option=com_content&task=view&id=2653&Itemid=184 ) abgegeben, aus dem ich ebenfalls zitiere, weil ich denke, daß hier eine reale Gefahr benannt wird [und Fidel kennt sich mit Attentaten aus, sind doch allein über 480 Attentatsversuche seitens der USA auf ihn vereitelt worden]:
„Obama ist herausfordernd, ich denke, dass er sich in Gefahr begeben hat und sich in zunehmende Gefahr begeben wird, in einem Land, wo ein Extremist kraft eines Gesetzes an jeder Ecke eine hoch entwickelte moderne Waffe erwerben kann, genauso wie damals in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im westlichen Landesteil der Vereinigten Staaten. Er unterstützt sein System und stützt sich selber darauf. In der Tat spielt die Sorge um die schweren Problemen der Welt keine wichtige Rolle im Kopf von Obama, und umso weniger im Kopf des Kandidaten, der als Kriegspilot ohne jegliche Gewissenbisse Dutzende Tonnen Bomben auf die Stadt Hanoi, 15.000 Kilometer von Washington entfernt, abgeworfen hat.“
Und das dürfte in der Tat die entscheidende Frage sein: Obama, der real auch „nur“ 53% aller Stimmen erhielt (McCain 47%, aber durch das reine Mehrheitswahlrecht kommt Obamas erdrutschartiger Vorsprung zustande), muß sich klar sein, daß der ultrarechte, rassistische Teil der US-Bevölkerung sicher nicht tatenlos zusehen wird, daß ein Präsident mit schwarzer Hautfarbe ins Weiße Haus einzieht. Daß diese reaktionären weißen SpinnerInnen das Potential für gezielte, politische Morde und Anschläge besitzen, wurde ja u.a. beim verheerenden Bombenanschlag am 19. April 1995 in Oklahoma-City deutlich.
Abschließend: Ein echter „Change“ in den USA sähe anders aus – der müßte sich zwangsläufig andere Inhalte auf die Fahnen schreiben, u.a. eine an der armen Bevölkerung orientierte Sozial- und Beschäftigungspolitik, gezielte Besteuerung der Vermögenden, Änderungen in der Energie- und Klimapolitik, Abbau der Heimatschutz- und Überwachungsgesetze, Aufhebung der Folter und Abschaffung der Foltergefängnisse (Guantánamo, Abu Ghraib, …) sowie eine friedliche Außenpolitik.
„Lediglich in den Südstaaten [!!!] erhielt er doppelt [!!!] so viele Stimmen wie Obama.“ << autsch - krass...