Der Vertreter der Medizinischen Fakultät des Rubenow-Denkmals befindet sich als Versuchskaninchen in Potsdam.
Der Rubenow-Platz ist dieser Tage sehr begehrt. Gesellige Pausenlaune macht sich breit, die Sonne versüßt den coffee to go und sind die Bänke mal besetzt, kommt der weiche Rasen für ein Nickerchen gerade recht. So säumen nun also täglich bunte Sommerfrischler das Anthrazit emporragende Rubenow-Denkmal. Mit 12,10 Meter Höhe vermag es ebenso an heißen Tagen Schatten zu spenden. Das ist gut. Doch beim Dösen und entspannen, beim verträumten umherblicken, fällt eines auf: Einer fehlt. Moment Mal.
Es ist Friedrich August Gottlob Berndt (1793-1854). Der Vertreter der Medizinischen Fakultät. Zusammen sind es vier sitzend dargestellte Figuren an den äußeren vier Ecken des Denkmals, die herausragende Gelehrte der vier Gründungsfakultäten der Universität Greifswald besetzen.
Berndt nun aber, der u.a. die erste Hebammen-Lehranstalt der Stadt gründete und den klinischen Unterricht in der medizinischen Ausbildung einführte, musste gehen. Nach Potsdam. Denn dort wird er an der Fachhochschule als Forschungsobjekt zur Konservierung von frei bewitterten Zinkgussbauten und Denkmälern mit galvanisch oder spritzmetallisch aufgebrachten Metallüberzügen untersucht. Wind und Wetter führten in den letzten 150 Jahren seit der Enthüllung anlässlich der 400-Jahr-Feier 1856 durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV., zu starken Korrosionsschäden sowie Schäden an den Lötnähten des galvanisierten Zinkgusses. Um den sicheren Zerfall aufzuhalten und natürlich in Hinblick auf die 550-Jahr-Feier 2006, sprang die Universität mit finanziellen Mitteln ein und kann somit heute das restaurierte neugotische Kunstwerk vis-à-vis des Hauptgebäudes an seinem alten Platz präsentieren.
Und dennoch bedarf es weiterer Pflege und Schutz. Die Metalle arbeiten nämlich unsichtbar, Korrosionsschäden sind die Folge. So befindet sich der Mediziner Berndt nun in Potsdam als Versuchskaninchen, an dessen Körper die neuen Verfahren getestet werden. Im Fall des Rubenow-Denkmals nämlich handelt es sich um eine unlösbare Metallkombination, bestehend aus Zink und Kupfer. Zusätzlich erschwerend sind die Verhältnisse unter Freibewitterung. Bedingt durch diesen Materialmix des unedlen Grundmetalls Zink mit dem edleren Überzug Kupfer kommt es bei dem Ehrendenkmal für den Universitätsgründer Heinrich Rubenow zu bimetallischen Korrosionen, bei der das Zink als Basis schweren Schaden nimmt. Da das Denkmal aber nur an diesem frei bewitterten Standort seinen vollen Wert und seine Bedeutung entfaltet, musste eine andere Lösung als die der Musealisierung gefunden werden.
An einem Teil des Denkmals, genauer an Professor Friedrich August Gottlob Berndt, wird jetzt die neue Konservierungstechnik exemplarisch ausgeführt und geprüft. Nach einer positiven Auswertung soll dann das gesamte Denkmal konserviert werden um lang anhaltenden Schutz vor weiteren Korrosionen zu gewährleisten.
Jetzt bleibt nur noch die Frage offen, wem es wohl bald zuerst auffällt, dass Professor Berndt frisch konserviert wieder seinen Platz rechts von Arndt eingenommen hat.
Geschrieben von Steffi Besch