Christopher McCandless ist 20 Jahre alt, stammt aus einer gut situierten Familie und hat gerade sein Studium mit Bestnoten abgeschlossen. Alles bestens, so könnte man meinen. Nicht aber für McCandless.
Chris ist der Zivilisation müde: der Enge, der Gesetze, des gesellschaftlichen Kapitalismus und der alltäglichen, menschlichen Falschheit. Vor allem aber ist er den vorgelebten Materialismus und die Lügen seiner Eltern leid. Chris trägt einen übergroßen Katalog an Moralvorstellungen mit sich herum. Er ist Idealist. Mit Ende des Studiums wagt er den Ausbruch aus der Gesellschaft.
Er entschließt sich auszusteigen, um in der selbstgewählten Isolation seinen Seelenfrieden zu finden. Und er tut es mit – wie bei ihm nicht anders zu erwarten war – resoluter Strenge: Seine Ersparnisse im Wert von 24.000 Dollar spendet, seine Ausweise verbrennt er kurzerhand. Den bürgerlichen Namen legt er ab und nennt sich fortan Alexander Supertramp – dann zieht er los. Zu Fuß, per Mitfahrgelegenheit und mitunter auch im Kajak, geht es quer durch die USA. Bis nach Mexiko und wieder gen Norden. Zwei Jahre lang ist Chris unterwegs. Dann und wann kreuzen Menschen seinen Weg, wie etwa das Hippiepaar Jan und Rainey, sowie Wayne (Vince Vaughn), der Chef einer Farm auf der er zeitweise arbeitet, und der einsame Armee-Veteran Ron Franz.
Allen erzählt er von seinem eigentlichen Ziel: Alaska. Dort will er hin. Dort will er leben – allein. Im ausgehenden Winter 1992 erreicht er schließlich seinen Bestimmungsort. Ganze zwei Jahre nachdem es ihn wegzog von zu Hause. Er lebt in einem maroden Bus. Er liest, jagt, ist frei. Mit dem einsetzenden Frühling und der Eisschmelze sieht er seinen Rückweg durch einen reißenden Fluss abgeschnitten. Die Nahrung wird knapp und Chris beginnt aus Verzweiflung und Hunger Beeren zu essen, vergiftet sich an diesen und stirbt letztlich einen einsamen und stillen Tod im Nirgendwo.
„Into the Wild“, von Sean Penn, basiert auf dem gleichnamigen Tatsachen-Roman von Jon Krakauer. Es ist die Geschichte eines jungen Menschen, der voller Idealismus, Desillusion gegenüber der Gesellschaft, der ein vernarrter Romantiker ist und sein Seelenheil in der Spiritualität der Natur sucht. Vor dem sozialkritischen Hintergrund ist Penn ein mitreißender Plot gelungen, der aber nur wenig die Einfältigkeit und Unbefangenheit, die Querköpfigkeit- und Eigenwilligkeit des Aussteigers reflektiert. Auch bleiben die Nebendarsteller in ihren Rollen meist farblos. Und hin und wieder bleiben Banalitäten nicht aus, wenn etwa der ehemalige Soldat Ron Franz Chris bei der Verabschiedung offeriert, ihn zu adoptieren.
Aber egal. Zu sehr weiß der Film durch einen von Emile Hirsch authentisch gespielten Christopher McCandless zu beeindrucken, unterstützt durch die Ästhetik der Natur mit ihren berauschenden Panoramen. Es ist ein inspirierender Road-Trip in die Freiheit, der von Beginn an Parteinahme für Chris ergreifen lässt. Nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil er, wenngleich überaus radikal, eben das lebt, was womöglich einem jeden von uns hin und wieder in den Sinn kommt.