Mit einem Gitarrenabend begann am vergangenen Samstagabend die diesjährige Konzertsaison in der St. Marien-Gemeinde. Ein ungewöhnlicher Auftakt der insgesamt zwölf Veranstaltungspunkte. Denn eher selten hat ein klassisch ausgebildeter Gitarrist als eingeladener Gast die Ehre, eine Eröffnung zu spielen. Das spricht wieder für ein Jahresprogramm mit Alter Musik, Gospel, Orgel- und Kammermusik, das einen bunten musikalischen Blumenstrauß gleicht.
Ein insgesamt modernes Programm stellte Martin Steuber mit seinem Spiel auf den sechs Saiten in der Annenkappelle vor. Hans Werner Henzes (1926) Drei Tentos aus „Kammermusik 1958“ bildeten einen besinnlichen Einstieg. Nicht ohne klangliche Verweise auf den zum Standardrepertoire eines Gitarristen gehörenden Preludes des Brasilianers Heitor Villa-Lobos (1887 – 1959) und dem eingängigen „Asturias“ aus Isaac Albéniz (1860 – 1909) „Suite espoganole“.
Johann Sebastian Bachs Partita in d-Moll BWV 97 warf einige Fragen auf. Schwankte das Tempo der Interpretation leicht innerhalb der einzelnen Sätze, so fehlte in der Gänze die tänzerische Ausgelassenheit der Stimmenbewegungen. Begeistert nahm es das Publikum auf, obwohl sich hier und da der Spielfluss der rechten und linken Hand verhaspelte.
Für eine Überraschung sorgte Martin Steuber mit Toru Takemitsus (1930 – 1996) „All in Twilight“. Neben der umfangreichen Orchestermusik des japanischen Komponisten findet sich etwas Gitarrenliteratur. Die vier Stücke für Gitarre solo entstanden nach Bildern von Paul Klee. Meditatives verband sich hierbei mit prägnanten Klangfolgen, deren Zwischentöne ein ausgefeiltes Fingerspiel und aufmerksame Hörer erforderte. Letztere folgten den von der Lautstärke her eher verhaltenen Gitarrenspiel Martin Steubers unter dem akustisch gut tragenden Sternengewölbe der Annenkappelle gern.
Mit Mario Castelnuovo-Tadescos (1895 – 1968) Sonate op. 77 rundete der Solist den Abend ab und dankte für den herzlichen Applaus mit der herrlicher Miniatur „Lagrima“ („Die Träne“) des Spaniers Francisco Tárregas (1852 – 1909).
Übrigens: Am 4. Juni bietet das Ensemble Amaltea ab 20 Uhr in der Annenkappelle Kammermusik auf historischen Instrumenten dar.