?Bloodrunk?

Nach zwei Jahren Wartezeit melden sich „Children Of Bodom“ nun mit ihrem siebten Album „Blooddrunk“ zurück. Und was passiert? Einmal gehört. Nichts. Noch mal gehört. Wieder nichts. Kein Mähneschütteln oder Sprech-Chöre brüllen? Schon seltsam.

 Denn eigentlich erwartet man von den Finnen um Alexi Laiho knackige Gitarren-Sounds und Songs zum Mitgrölen. Stattdessen: Einheitlich dahindröhnende Stücke und Keyboard-Lines, die sich eher nach Nightwish-Orgler Tuomas Holopainen als nach Janne Wirman anhören. Eine Eingängigkeit wie auf den vergangenen Alben fehlt. Die erste Hälfte geht einem gänzlich zum einen Ohr hinein, dreht eine Runde im Hirn und verlässt dieses, ohne bleibenden Eindruck, zum anderen Ohr. Laihos Gitarren-Soli, die sich mit Wirmans Keyboard duellieren, sind prägnant wie immer, aber spärlich eingesetzt. Auch sein Gesang lässt zu wünschen übrig, obwohl sich an dem sogar Kollege Peter Tätgren zu schaffen gemacht hat. Dahin gehen also potentielle Hits wie der Titel-Song oder „Lobodomy“. Doch, oh Wunder, ab der zweiten Hälfte wendet sich das Klangbild zum besseren. Mit „Banned From Heaven“ liefern die Finnen einen melancholischen Midtempo-Hit ab. Und endlich. „Roadkill Morning“ lässt die Whiskey-geölte Stimme des Fans zum Einsatz kommen. Nach ein paar Bier mag dann auch das Haupt des geneigten Hörers wohl gesonnen nicken. Und als krönenden Abschluss schunkelt man dann mit einem alten Seemannslied in die Abenddämmerung. „Blooddrunk“ ist wie immer bestens produziert. Doch nicht ganz ausgereift, bleibt es hinter den hohen Erwartungen zurück.

Geschrieben von Julia Obst (radio 98eins)