„Iron Man“ von John Favreau

Im wahrsten Sinn des Wortes bombastisch schlug die Verfilmung des Stan Lee-Comics ein. In den USA erlebte die Leinwandtaufe den zehntbesten Start aller Zeiten und auch in Deutschland strömten trotz des guten Wetters über 300.000 Zuschauer am ersten Wochenende in die Lichtspielhäuser. Dies ist eine Überraschung, denn der eiserne, sprücheklopfende Lebemann – dargestellt vom wieder auferstandenen Robert Downey Jr. – gehört zu den unbekannteren Helden des Marvel-Universums. Ein wahrer Lichtblick im inhaltsarmen Streifen ist aber Gwyneth Paltrow.

Lange ist es her seitdem die Patentochter von Regisseur Steven Spielberg Eindruck als Schauspielerin hinterließ. Vor allem als Mrs. Chris Martin tauchte ihr Namen in einschlägigen Boulevardmedien auf. Auch wenn 35-Jährige regelmäßig der Schauspielerei nachging. Die meisten Filme hatten Klasse, sorgten für keine hohen Umsätze – was nicht weiter schlimm ist – und brachten auch keine weiteren Filmpreise auf den Kaminsims in ihrer englischen Wahlheimat.

Das Jahr 1999 steht ganz im Glanze der blonden Darstellerin. Mit der Hauptrolle in John Maddens „Shakespeare in Love“ trumpfte Paltrow auf, verzauberte die Männer im Film und auch außerhalb der Kinowelt. Die Frauen bewunderten ihre Stärke, die hinter dem weichen Äußeren versteckt war. Als Belohnung strich Paltrow einen Oscar als beste Schauspielerin des Jahres ein.

In der Filmwahl änderte der Preis nichts. Wie schon in ihren Anfangsjahren wechselte Paltrow zwischen seichten Komödien, Hollywood-Mainstream-Kino und anspruchsvollen Dramen. Das Publikum folgte ihr nur schwer. Paltrow nagte nie am Hungertuch, doch einen Film allein trug ihr Name nicht zum Erfolg.

Gerade deshalb ist Paltrows Auftritt in der 135 Millionen Dollar teuren Produktion ein Lichtblick. Man erwartet diesen nicht und ist durch die leichte, teilweise naive Darstellungsweise der rothaarigen Pepper Potts als Mädchen-für-alles des Superhelden Tony Stark/ Iron Man positiv überrascht. Als femininer Gegenpart zum exzentrischen Waffennarren und im Film geläuterten Protagonisten, ist Paltrow eine Zierde. Leider sind ihre Auftritte sehr kurz gehalten. Als Stichpunktgeber funktioniert die Rolle, doch hätten noch mehr starke Auftritte im Film geholfen, die mäßigen Actionsequenzen zu überstehen. Über die Handlung braucht kein Wort verloren werden. Nur soviel zum Inhalt: „Iron Man“ ist eine 1A-Comic-Verfilmung, läutet hervorragend die Sommersaison ein, unterhält, ist aber von vorn bis hinten durchschaubar. Formel F passt sich den Zuschauerinteressen an. Oder soll man eher sagen, dass sich das Publikum gern berieseln lassen möchte und die Marketinggewalt keine alternative im Kinoprogramm zulässt?

Die obligatorische Fortsetzung steht auf jeden Fall auf der Agende der Marvel Studios. Die Comicmacher haben schließlich eine neue Melkkuh entdeckt. Für den zweiten Teil hofft man nur auf noch mehr Szenen mit Gwyneth Paltrow. Denn schließlich wollen weibliche Zuschauer nicht nur die Männer als Schmuckstück ins Kino begleiten, sondern auch selbst eine Identifikationsfigur haben.

Geschrieben von Björn Buß