Angelegt als Dokumentation über die Rolling Stones ist „Shine a Light“ nicht mehr als eine professionell gefilmte Konzertaufnahme
New York, Beacon Theatre Ende 2006: Martin Scorsese und Mick Jagger diskutieren über Scheinwerfer, die der eine – Regisseur und Perfektionist – für unverzichtbar hält, während der andere – Vollblutmusiker, der die Bühne gerne voll ausnutzt – Angst hat, sich sein nicht mehr ganz so junges Gesicht zu verbrennen. Und schon kommt Bill Clinton und eröffnet das Konzert. Fast 120 Minuten verfolgen Kameras den Bandleader, der die Bühne zum Laufsteg macht und sie, mal mit gekonntem Hüftschwung und mal mit den so bekannten zuckenden Bewegungen, auf und ab stolziert. Selten schwenken die Kameras zu den anderen Bandleadern; erst bei „You Got the Silver“ kommen sie näher an das verbrauchte Gesicht von Keith Richards heran, Charlie Watts und Ron Wood sind insgesamt etwa 5 Minuten im Bild. Die wenigen eingestreuten Interviewfetzen scheinen eher Umzugspausen für Mick Jagger zu sein, als dass sie dem Zuschauer Hintergrundinformationen liefern.
Wer schon einmal einen Spielfilm von Scorsese vom Schlage/ à la „Good Fellas“ oder, aktueller, „Departed“ gesehen hat, mochte wohl Innovativeres von „Shine a Light“ erwarten. Wer sich allerdings schon einmal in eine Banddokumentation des gleichen Regisseurs getraut hat, kennt das altbewährte, aber auch allzu bekannte Muster aus Interviewausschnitten und Live-Auftritten. Dieses Schema ändert „Marty“, auch für „Shine a Light“ nicht. Da helfen weder das perfekt ausgeleuchtete Beacon-Theatre noch die 18 Kameraprofis, wie Andrew Lesnie (u. a. 2002 Oscar für „Der Herr der Ringe“) und Robert Richardson (u. a. „Kill Bill“ Vol. 1 und 2, „Casino“), die Scorsese gekonnt dirigiert – zwei Stunden sind einfach zu lang. Wahren Fans der Band sei gesagt: In einschlägigen Videotheken mal nach „One to One“ fragen.