Mit „In den Vereinigten Staaten von Afrika“ gelingt dem 1965 in Dschibuti geborenen Abdourahma A. Waberi ein nicht allein fiktiv ungewöhnlicher und zugleich aufrüttelnder Roman über den drittgrößten Erdteil.
Die Welt steht auf dem Kopf. Europa und die Vereinigten Staaten von Amerika nagen am Hungertuch während auf dem Schwarzen Kontinent Fortschritt und Wohlstand herrschen. Keinerlei Spur von Aids oder Kriegen. Und: die afrikanischen Finanzmärkte geben weltweit den Takt an. Dem nicht genug. Denn die Flüchtlingsströme kommen vom ausgedörrten Norden über das Mittelmeer.
In dieser fiktiven Umkehrung aller historisch-politischen Verhältnisse sucht die junge Malerin Maya nach ihren Wurzeln. Ein warmherziges Paar in Asmara hat das einst in der Normandie geborene Kind zu sich genommen, adoptiert und erwachsen werden lassen. Doch mit dem Tod eines Elternteils erwacht in Maya die Frage nach der eigenen Herkunft. Nicht allein das. Mit ihr wächst der Wunsch nach einer Reise. Nach Europa.
Der Anglistikprofessor und in seinem Land als Nationalschriftsteller geachtete Waberi bietet mit „In den Vereinigten Staaten von Afrika“ im bewusst leichten Ton ein ganzes Tableau von bitteren Köstlichkeiten dar, die beim Schlucken im Halse stecken bleiben können. Die in der Edition Nautilius erschienene deutsche Erstausgabe ist dabei ein bemerkenswerter Band. Wirkt Waberis gezogener Handlungsbogens gegen Ende eher unschlüssig, so bestechen seine Appelle. Anders als es die Übersetzerin Katja Meintel in ihrem Nachwort herausarbeitete. Nicht allein die Bekanntmachung der afrikanischen Literatur auf dem Parkett der Weltliteratur ist wichtig, sondern auch das Bewusstmachen des Blicks auf das eigene Leben.