Kleinstes Ostseebad der Insel Rügen will gegen den Bau des Steinkohlekraftwerks Lubmin klagen
Im Herbst dieses Jahres sollen nach Angabe des dänischen Investors Dong-Energy die Bauarbeiten für das geplante Steinkohlekraftwerk in Lubmin beginnen. Diesen Termin werden die Bauherren jedoch nicht einhalten können, da sich das Genehmigungsverfahren durch das Engagement der zahlreichen Bürgerinitiativen im ganzen Land sowie die am vergangenen Mittwoch im Schweriner Landtag eingereichten Unterschriftenlisten in die Länge gezogen werden dürfte.
32.000 Bürger haben sich offiziell mit ihrer Unterschrift gegen den Bau des Kohlekraftwerks ausgesprochen. Der Wunsch den Baubeginn zu verzögern wich damit dem lauter werdenden Ruf diesen zu verhindern, einzig an Nachdruck mangelte es bisher.
Am 9. April aber, beschlossen die Gemeindevertreter des kleinsten Ostseebades der Insel Rügen einstimmig, stellvertretend für die Gemeinden im Südosten Rügens gegen den Bau zu klagen. Die Thiessower Bürger sind bereits seit dem Bekannt werden der Dong-Energy-Pläne aktiv am Protest und den Aktionen der Bürgerinitiativen beteiligt. Denn hier zählt es noch etwas Deutschlands Urlaubsregion Nummer eins zu sein, Natur pur und Erholung bieten zu können. Aus „M-V tut gut“ würde schnell „M-V macht krank“. Das wollen die Bürger von Thiessow auf gar keinen Fall, zumal die Gäste des Ortes bei guter Sicht an zwei von drei Stränden die rauchenden Schlote direkt vor Augen hätten.
So wurde nun der Berliner Rechtsanwalt Reiner Geulen von der Gemeinde beauftragt, Klage beim Verwaltungsgericht einzulegen. Diese richtet sich gegen den bereits erteilten Vorbescheid im verwaltungsrechtlichen Genehmigungsverfahren und gegen Teilgenehmigungen des Staatlichen Amtes für Umwelt und Natur (StAUN). Die Verfahrenskosten, die auf 42.000 Euro geschätzt werden, seien, so die Thiessower Gemeindevertreter, im Interesse des Tourismus auf der Insel und der damit zusammenhängenden Sicherung von Arbeitsplätzen gut angelegt. Geeinigt wurde sich zunächst auf 15.000 Euro für außerplanmäßige Ausgaben. „Ein Drittel davon haben Privatpersonen als Spende zugesagt, weitere 5.000 Euro steuert der Tourismusverband Rügen bei“, so Gisela Zorn, Bürgermeisterin des Ostseebades. Auch das Ostseebad Sellin hat diese Woche eine finanzielle Unterstützung zur Begleichung der Verfahrenskosten in Höhe von 5.000 Euro zugesichert. Damit wäre ein Teil der Kosten bereits jetzt gedeckt.
Dennoch hoffen die Thiessower Gemeindevertreter auf weitere moralische und finanzielle Unterstützung anderer Kommunen im Interesse des Tourismus und der hier lebenden Menschen. Dann kann auch das kleinste Ostseebad der größten Insel Deutschlands mit gestärktem Rücken und finanzieller Sicherheit in den Kampf gegen Dong-„Goliath“-Energy ziehen und damit eventuell eine Verhinderung des Baus des Steinkohlekraftwerks in Lubmin erreichen.