Wie ist das eigentlich, wenn Künstler jahrelang die Musikwelt an der Nase herum führen, indem sie ein neues Album ankündigen, aber jedes diesbezügliche Statement nicht mehr als ein Gerücht bleibt? Selbst wenn das Plattenlabel dann ein konkretes Datum benennt: Zweifel bleiben. So geht es einem Portishead-Fan. Glücklicherweise sind die Hoffnungen mit dem dritten Album in Erfüllung gegangen.
Mit dem, schlicht, „Third“ betitelten Werk setzen Geoff Barrow, Adrian Utley und Beth Gibbons dort an, wo der Nerv ihrer Hörer getroffen werden kann: Langsame Arrangements, die verrauchte, traurige Stimme der Sängerin und einer Stimmung die keinem Soundtrack des Lebens entsprungen sein sollte. Kamen die beiden ersten Trip Hop-Alben in den seltensten Momenten über den Status eines düsteren und depressiven Musikprojekts hinaus, verblüffen einige Stücke des neuen Albums sehr. Sie scheinen nicht lebensfroh, aber energiegeladen zu sein. Der Einstieg mit „Silence“ ist alles andere als still und ungewohnt für die Künstler aus Bristol. Langsam steigert sich der Beat des Songs bis erstmals Beth Gibbons fragende, melancholische Stimme erklingt.
Doch schon die folgenden Werke verleiten eher zum Hören über Kopfhörer. Und sollte die Schrittfolge eines Fußgängers durch „Third“ gesteuert werden, wechseln sich ein schneller Gang („We carry on“) mit dem eines Müßiggängers („Hunter“) ab. Dazwischen stolpern die Schritte auch nur dahin („Machine Gun“). Portishead schuf das ultimative Album für geselligen Großstadtindividualisten, die sich musikalisch abkapseln wollen. Das dreizehnjahre lange Warten lohnte sich also.
Geschrieben von Björn Buß