Various Artists
Frankreichs urbane Jugend tanzt den Tecktonik. Seit dem letzten Sommer auf fast allen öffentlichen Plätzen. Und wer ihn dort nicht tanzt, muss ihn abseits parodieren. Die Zappelfuchtel-Choreographie bildet sich über einer musikalischen Melange aus Jump Style, Hard Trance und Hard Style – pauschal: Techno.
Bevor ein weiteres Wort über die Musik verloren wird, schaue man sich zunächst eines der unzähligen Tecktonik-Videos im Internet an. Es lohnt sich. Markantestes Stilelement sind die Bewegungen der Arme zur Seite und über den Kopf, als ständen die Tänzer auf Droge unter einer imaginären Dusche im Freien. Das sieht so dämlich aus, dass kaum anderes übrig bleibt, als den Franzosen zur abseitigsten Idee des Jahres zu gratulieren. Tecktonik zwingt zum Voyeurismus und ist dabei ansteckend wie eine Seuche. Zwangsläufig klickt man sich weiter durch Lehrvideos à la „Cours Tecktonik“. Entweder, um sich hierzulande auf den Durchbruch des „Tecktonik“ vorzubereiten oder um selbst Glückwünsche auf der nächsten Party für die lächerlichste Pose einzusacken. Die passende Musik zum Tanz liefert die Doppel-CD „Tecktonik Vol. 4“. CD eins versammelt einen „Electro-Tek“-Remix von DJ R.V.B. Auf der zweiten Scheibe hat DJ Dess unter der Sammelbezeichnung „Jumpstyle/Hardstyle“ eine durchlaufende Spur aus 18 Tracks kompiliert. Auf letzterer ist die stampfende Monotonie deutlich abwechslungsreicher, wenn auch alle beide Mixe viel versprechend beginnen. Der Elektro-Teck verliert sich nach guten 60 Minuten Steigerung im Minimalkosmos des Stampfhammers. Letzlich geht es um die neue und völlig verrückte Art des Peinlich-Tanzens. Die Musik reizt dazu.
Geschrieben von Robert Tremmel