„Zatoichi meets the One Armed Swordsman“ von Kimiyoshi Yasuda
Schema F funktioniert im Film wunderbar. Wie in der James Bond-Reihe kämpft auch der blinde Schwertkämpfer Zatoichi zu Beginn jedes Films gegen Figuren, deren Bedeutung für den weiteren Verlauf der jeweiligen Geschichte unwichtig ist. Dann jettet der britische Agent um die Welt, vergnügt sich mit Gespielinnen, tötet elegant den Oberschurken und rettet so die Menschheit. So wird´s auch im kommenden Bond „Quantum of Solace“ geschehen.
Zatoichi zieht von Film zu Film von einem Dorf ins nächste, ohne dass erklärt werden muss, warum die, offiziell als Masseur arbeitende Figur wieder am Schauplatz einer Unterdrückung auftaucht. Vorher – wie beim Bond-Teaser – zelebriert der körperlich Beeinträchtigte einen Kampf gegen eine Übermacht. Das Schema bleibt bei beiden Reihen erhalten. Nur minimal wird das bewährte Konzept angepasst. Der Spion mit der Lizenz zum Töten darf sich aktuelleren Problemen stellen und erlebte kürzlich einen Neustart. Zatoichi frönt dem Alkohol und Glücksspiel, kämpft gegen Yakuzza und andere dunkle Gestalten und misst sich mit anderen berühmten Schwertkämpfern („Zatoichi meets Yojimbo“) und richtet sich auf deren Stil ein.
In „Zatoichi meets the One Armed Swordsman“ ist es dieses Mal der Star unzähliger Shaw-Brothers-Filme Yu Wang. Seine Figur des einarmigen Kämpfers war in Hong Kong überaus beliebt, doch machte sich Wang seinen früheren Arbeitgeber zum Feind und verlies unfreiwillig die ehemalige britische Kolonie. Da Wang nun neben Zatoichi-Darsteller Shintaro Katsu spielte, sprach der 22. Film der Serie nicht nur das japanische Publikum an, sondern begeisterte auch die Festlandasiaten. Dass für diese ein anderes Ende gedreht wurde – leider auf der deutschen DVD nicht enthalten – war notwendig. Jedenfalls wenn ökonomische Interessen das Handeln leiten. Zwei Figuren, die auf unterschiedlichen Märkten Geld bringen, bedingen auch zwei unterschiedliche Endsieger. Für die japanischen Zuschauer gewann natürlich Zatoichi den Kampf und setzte seinen Erfolg in weiteren Filmen und einer Serie fort.
Erfolgreich war der Einarmige somit vor allem für die Zuschauer, die ihn eh schon kannten. Und bevor der jeweilige Sieger sich Feiern lassen darf, gibt es in diesem Film ein Novum für die ganze Zatoichi-Reihe: Der Masseur hat eine Liebschaft und dass trotz seiner Blindheit, die ihn sonst für die Damenwelt unsichtbar werden lies. Mit dem Film aus dem Jahr 1971 darf nun der zweite Streich des blinden Samurai genossen werden. Hoffentlich dauert es bis zum Erscheinen des Dritten nicht allzu lang, denn Bond-Filme schaffen es auch.
Geschrieben von Björn Buß