„Mr. Brooks“ von Bruce Evans
Was Kevin Costner anfasst wird entweder zu filmischem Gold („Dances with Wolves“) oder versinkt im Meer („Waterworld“). Der ewige Hollywood-Beau kennt kein Mittelmaß. Gleichzeitig schwankt er zwischen Hollywoodstandards („The Guardian“) und unkonventionellem Trash („3000 Miles to Graceland“). Mit „Mr. Brooks“ ist dem Produzenten Costner ein Werk aus der zweitgenannten Sparte ausnahmsweise außerordentlich gut gelungen.
Mittelstandsunternehmer Earl Brooks (Costner) lebt an und für sich den amerikanischen Traum: Ihm gehört ein ziemlich dicker Vorstadtpalast, eine kleine Firma, Frau und Tochter sind mehr als nur vorzeigbar und gerade ist er zum „Man of the Year“ gewählt worden. Dass Earl hinter dieser hochglanzpolierten Fassade ein bisschen schizophren ist und außerdem regelmäßig die anonymen Suchtkranken aufsuchen muss, erscheint in Relation zu seinem formidablen Lebenswandel wenig tragisch. Zu blöd nur, dass Marshall, die andere Seite seiner multiplen Persönlichkeit (gespielt von William Hurt), ihn immer wieder dazu bringt, seinem unstillbaren Verlangen nachzugeben: Earl findet seine Erfüllung im Morden.
Bei seinem letzten „Rückfall“ schlampt Earl jedoch und wird fortan von einem unliebsamen Zeugen erpresst. Und während sich gleichzeitig eine bärbeißige Polizistin (Demi Moore) an seine Fersen heftet, scheint zu allem Überfluss Töchterlein Jane nur allzu vertraute Neigungen zu entwickeln…
„Mr. Brooks“ spielt gekonnt mit dem Reiz des Morbiden und der verschämten Faszination für den perfektionistischen Lustmörder. Im Gegensatz zu Tim Burtons überflüssiger Mördermär „Sweeney Todd“ bleibt der Film dabei aber konsequent bösartig. Passend zu den eiskalten Bildern wummert die düstere – und weitgehend elektronische – Musik von Ramin Djawadi und komplettiert eine ganzheitlich verlockende Ästhetik des Bösen. Auch das Zusammenspiel von Costner und Hurt, als dessen diabolisches Alter Ego, macht dabei einen Heidenspaß und Lust auf mehr. Bleibt also nur zu hoffen, dass die Abenteuer des „Mr. Brooks“ zu einer satten Trilogie der Finsternis ausgebaut werden.
Geschrieben von Johannes Kühl