„Juno“ von Jason Reitman
Juno McGuff (Ellen Page) ist bei ihren ersten sexuellen Gehversuchen mit ihrem Langzeit-Kumpel Paulie gleich etwas übers Ziel hinaus geschossen: Die Sechzehnjährige ist ungewollt schwanger und die Lösung dieses Problems erweist sich erwartungsgemäß als schwierig. Denn die örtliche Abtreibungsklinik ist auch der des Öfteren in spröden Zynismus abgleitenden Juno dann doch zu unsympathisch. Und auch der Plan, das Kind an ein Bilderbuchehepaar (Jason Bateman, Jennifer Garner) aus der Hochglanz-Vorstadt abzugeben, entwickelt bald seine ganz eigenen Tücken…
Jason Reitman, Sohn des Komödien-Veteranen Ivan Reitman und Regisseur der Public Relations-Satire „Thank you for smoking“, gelingt mit geschliffenen Dialogen und sympathischen Charakteren ein konstant amüsanter Film. Besonders die ungewohnt seriöse Jennifer Garner und der herrlich nerdige Marathon-Bubi Paulie, gespielt von Michael Cera („Superbad“), stechen aus dem Ensemble hervor. Die durch eine Oscar-Nominierung gehypte dauer-lakonische Perfomance von Ellen Page als Juno wirkt dagegen bisweilen ein wenig zu eindimensional.
Als großer „Indie“-Erfolg wandelt „Juno“ auf den Spuren des Vorjahreshits „Little Miss Sunshine“ – ohne allerdings dessen Klasse vollends zu erreichen. Gelang diesem der Spagat zwischen sperriger Indie-Komödie und souveräner Massentauglichkeit, kommt „Juno“ bereits ein bisschen zu kalkuliert und wohltemperiert daher. Nichtsdestotrotz: Wer auf leichte, schräge Komödien mit feinsinnig konstruierten Charakteren steht, der kommt bei „Juno“ – wie übrigens auch bei dem neuesten Pseudo-Indie „Dan in Real Life“ – voll auf seine Kosten. Wer das Genre in Hochform erleben will, dem sei eher der Griff in die DVD-Kiste („Station Agent“, „Garden State“, „Transamerica“) ans Herz gelegt.
Geschrieben von Johannes Kühl