In Mecklenburg-Vorpommern existieren zurzeit nur noch zwei beschrankte Bahnübergänge. Einer davon befindet sich in Greifswald. Seit 13 Jahren ist Manfred Plötz hier am Bahnübergang Gützkower Straße Schrankenwärter. Ursprünglich machte der 49 Jährige eine Ausbildung zum Facharbeiter für Gleisbautechnik. Später nahm er an einer Umschulung zum Schrankenwärter und zum Rangierleiter teil. Seit 1982 ist er nun durchweg als Schrankenwärter tätig.

moritz: Hunderte Studenten passieren täglich „Ihren“ Bahnübergang und immer ist jemand dort im Häuschen. Was machen Sie hier tagein tagaus?
Manfred Plötz: Ich bin für die Sicherheit an diesem und für die am Bahnübergang Feldstraße verantwortlich. In Absprache mit der Fahrdienstleitung am Hauptbahnhof schließe ich die Übergänge und kontrolliere, dass sich keine Personen, Fahrzeuge oder Tiere mehr zwischen den Schranken befinden, wenn ein Zug kommt. Diese Kontrolle kann nicht technisch erfolgen, das muss jemand persönlich überwachen. Die Züge fahren hier mit bis zu 120 Stundenkilometer durch, da darf keiner hinter den Schranken sein. Die Sogwirkung eines fahrenden Zuges ist riesig.

moritz: Woher kommen Sie?
Plötz: Usedom, aus der Nähe von Karlshagen, wo ich jetzt wohne.

moritz: Haben Sie Frau und Familie?
Plötz: Ja, eine Frau, einen Sohn und einen Rauhaardackel, der heißt Eiko vom Rügendamm.

moritz: Was sind Ihre Hobbys?
Plötz: Angeln. Mein größter Fang war ein 1,29 Meter langer Hecht aus dem Greifswalder Bodden! Ich bin sowieso ein Naturfreund. Ich fahre auch Motocross und sammle Bernsteine.

moritz: Ich dachte, die findet man nur an der polnischen Küste.
Plötz: Nein. In Peenemünde nach einem Nord-Ost-Wind mit Watthose ins Meer, da findet man eine ganze Menge. Mein größter wiegt 960 Gramm, der liegt bei mir Zuhause.

moritz: Was verbindet Sie mit Mecklenburg-Vorpommern?
Plötz: Es ist das herrlichste Land, das es gibt!

moritz: Andere Menschen haben ein Haus auf dem Land, Sie haben eins am Bahnübergang. Wo ist der Unterschied?
Plötz: Es ist kleiner. Aber ich hab auch noch ein Haus auf Usedom, das ist ein bisschen größer.

moritz: Haben Sie auch eine Eisenbahn zuhause?
Plötz: Klar, eine in N und eine in Z, das sind Größen bei den Modelleisenbahnen.
moritz: Eisenbahnromantik?
Plötz: Ach na ja, ich mag Dampfloks. Ab und zu fahren hier auch Traditionszüge lang, da guck ich immer gerne.

moritz: Was ist das Schönste an Ihrem Beruf?
Plötz: Dass ich seit 35 Jahren dabei bin. Nicht einmal kam das Gehalt unpünktlich und ich hab hier ja alles. Außerdem bietet die Bahn gute Weiterbildungsmöglichkeiten. Was braucht man mehr?

moritz: Was ist nicht so schön?
Plötz: Dass ich nicht so oft Zuhause bin. Mein Sohn ist 17 und da wäre man schon gerne öfter da.

moritz: Wie ist Ihr Tagesablauf?
Plötz: Also die Frühschicht beginnt um 5.45 Uhr. Da muss ich um drei Uhr aufstehen, der Hund muss ja auch noch raus. Die Fahrt von Usedom dauert eine Stunde. Ansonsten gibt es  8- und 12-Stunden-Schichten. Hier ist rund um die Uhr jemand.

moritz: Wie viele Züge fahren pro Tag durch Greifswald?  
Plötz: Zirka 70. Früher waren es deutlich mehr. Zu DDR-Zeiten fuhren noch an die 150. Zu diesen Zeiten war auf den Schienen mehr los, da LKWs knapp waren.
 
moritz: Beobachten Sie manchmal die Menschen, die an Ihrem Bahnübergang vorübergehen oder –fahren?
Plötz: Klar, immer! Zu gucken ist doch mein Job, ich muss hier für Sicherheit sorgen. Da darf man nicht einen Fehler machen.

moritz: Was bringt die Zukunft für Sie?
Plötz: Na ja, muss man sehen. Wenn die Unterführung am Hauptbahnhof fertig ist, wird dieser Übergang hier geschlossen. Ich hoffe, ich bekomme dann einen neuen Job.

moritz: Was würden Sie studieren wollen, wenn Sie noch mal könnten?
Plötz: Rechtsmedizin, das ist interessant.

moritz: Angenommen, Sie haben drei Wünsche frei…?
Plötz: Einmal, dass ich noch zehn Jahre bei der Bahn bin. Außerdem will ich gesund bleiben. Und ich wäre gerne mal Landesmeister im Motocross.

moritz: Ihr Lebensmotto?
Plötz: Immer lustig und gut drauf sein, das ist wichtig.

moritz: Wenn Sie einmal einfach in einen Zug einsteigen und hinfahren könnten, wo sie wollen. Wo würden Sie da ankommen?
Plötz: In Kanada.

moritz: Was liegt Ihnen am Herzen?
Plötz: Dass meine Familie gesund bleibt.

moritz: Gibt es etwas, dass Sie den Studenten sagen wollen?
Plötz: Jungs und Mädels, passt auf mit den Fahrrädern! Hier verlaufen die Gleise fast parallel zur Straße und es gibt hier ständig Stürze!Geschrieben von Arik Plazek